Die Fahrt von Chefchaouen nach Fès geht für uns über die RN 13. Relativ gut ausgebaut, geht es durch die Ausläufer des Rifgebirges, zügig voran. Kurz vor Fès verändert sich die Landschaft von sattem Grün zu sandigen Bergketten mit spärlichem Bewuchs.

Wir peilen einen Parkplatz an, der relativ neu und direkt neben der Medina liegt. Problemlos fahren wir über die breiten Prachtstraßen von Norden aus in die Stadt. Am Parkplatz werden wir direkt von einem sehr engagierten Parkplatzwächter eingewiesen und bekommen direkt die Empfehlung, seinen Cousin für eine Stadtführung auf deutsch für den nächsten Tag zu engagieren. Der Preis ist vielleicht angemessen, uns aber zu viel.

Wir entscheiden, uns Fès auf eigene Faust zu erkunden. Also los und rein ins Getümmel. Heute ist Freitag und am Nachmittag ist es auf der Medina relativ entspannt, was die Besuchermenge angeht. Einige wenige Geschäft sind wahrscheinlich aufgrund des Ramadans geschlossen. Wir laufen einfach drauf los, zuversichtlich dass wir aus dem Labyrinth von Gassen wohl irgendwie wieder herausfinden werden. Ab und zu funktioniert auch unser GPS und es gibt sogar ein paar handgemalte Schilder zur groben Orientierung. Zudem liegt die Medina am Hang, so dass wir erst einmal nur runter gehen und wir uns ziemlich sicher sind, dass der Weg zurück wieder hoch gehen müsste. Das hat auch so ungefähr mit einigen Umwegen funktioniert.






Die Souks sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt, in denen dann hauptsächlich Babouches (Pantoffeln), Kupferware, Porzellan, Leder, Kosmetik und Pflegeprodukte wie Henna zu finden sind. Eines der schönsten Eingangstore zur Medina ist das Bab Boujeloud. Hier gibt es auch gute Möglichkeiten zu sitzen und das Geschehen zu beobachten.


Es gibt überall Köstlichkeiten, die allerdings nicht so günstig sind wie erwartet. Liegt es daran, dass wir Touristen sind, bzw. es auch hier Handlungsspielraum gibt und wir diesen nicht genutzt haben. 🤔 Wir sind auf jeden Fall gut gesättigt zum WoMo zurückgekehrt.
Am nächsten Tag haben wir uns dann etwas besser vorbereitet in das Viertel begeben und etwas zielstrebiger die Sehenswürdigkeiten angeschaut. Da wir Samstag haben, ist diesmal richtig viel Trubel in den Gassen. Auf unserem Zettel steht als erstes das Museum Al Nejjarine auf dessen Platz ein sehr schön verzierter Brunnen steht. Leider wird er gerade restauriert und ist hinter einer Folie versteckt. In dem Museum wird alte Handwerkskunst gezeigt. Das schon von außen toll aussehende Eingangstor gehört zu einem der wenigen erhaltenen Karawansereigebäuden. Wir schauen uns nur von außen das prächtige Tor an, denn Handwerkskunst sehen wir auch in den Gassen live vor Ort.

Von dort gehen wir weiter zu einem Aussichtspunkt auf einen Innenhof einer Gerberei. Erst geht es durch ein Lederwarengeschäft über mehrere Etagen nur mit Lederware. Oben auf der Terrasse angekommen, strecken wir unseren Kopf und somit auch unsere Nasen über das Geländer. Hölle, welch ein Geruch. Es wird mit Hilfe von aus Pflanzen gewonnen Tanninen gegerbt und anschließend mit Taubenkot behandelt, um das Leder geschmeidig zu machen. Wir können froh sein, dass wir nicht im Hochsommer hier sind. Das muss unerträglich sein, vor allen für diejenigen, die hier arbeiten.

Immer noch den Geruch in der Nase gehen wir hinter einer Gruppe Touristen her mit ihrem Stadtführer voran. Somit finden wir auch die größte und älteste Moschee in Fès, die Al-Qarawīyīn Moschee. Ihr angeschlossen ist die älteste Universität der Welt. Wir dürfen als Nicht-Muslime nicht hinein, aber die Türen stehen auf und es ist erlaubt Fotos zu machen.



Da wir nicht hinein dürfen, möchten wir wenigstens einen Blick von oben erhaschen. Gegenüber gibt es ein Gebäude von dem es angeblich möglich sein soll. Ein Local zeigt uns direkt sehr hilfsbereit, wo es hinaufgeht. Wieder geht es durch ein Geschäft mit etlichen Etagen, verwinkelt bis in die oberste Etage. Hier landen wir auf einer Dachterrasse ohne Geländer, die für die Aussicht genutzt wird, aber mit Sicherheit nicht der offizielle Ausguck ist. Eifrig erzählt uns der selbsternannte Guide etwas über die Universität und die Moschee und zeigt uns die Moschee Andalous in einem anderen Viertel in der Ferne. Die Aussicht ist fantastisch und wir erfahren noch etwas über das, was wir sehen. Natürlich ist dieser Service nicht gratis. Es ist hier ein Geben und Nehmen. Wir finden es hat sich gelohnt.



Um aus der Medina herauszukommen, gehen wir durch das Kupferviertel und an noch weiteren Gerbereien vorbei, man riecht es deutlich. Immer wieder versuchen uns die selbsternannten Guides den Weg zu ihren Gratis Terrassen zu zeigen und wollen dann aber für das Zeigen des Weges Geld haben, obwohl man den Weg sicherlich selbst gefunden hätte, aber dazu wird einem gar nicht die Gelegenheit gegeben. Wir wimmeln sie alle erfolgreich ab und gelangen dann in ein Wohnviertel, welches ziemlich heruntergekommen aussieht. Von außen sieht man die zum trocknen über die Mauern hängenden gegerbte Felle. Der Fluss dahinter sieht ziemlich milchig aus. Ich denke, es sind die Abwässer aus der Gerberei.


Jetzt müssen wir erst einmal den Geruch aus der Nase bekommen. Wir laufen quer durch die Medina, mittlerweile klappt es schon ganz gut mit der Orientierung, um zu unserem Parkplatz zu gelangen für ein kleines Mittagspäuschen in unserem WoMo. Der Parkplatz ist wirklich fantastisch zentral. Nach dem Regenschauer gehts zum Königspalast. Erstaunlich wieviel Patz rundherum um die Medina ist. Wir laufen über große Plätze und landen schließlich im jüdischen Viertel. Es gibt hier noch ca. 50 jüdische Marokkaner mit einer eigenen Synagoge.
Am Ende gelangen wir auf dem Vorplatz des Königspalastes.

Auf dem Rückweg geht es entlang der neuen Universität mit angeschlossener Highschool.


Die Tage in Fès waren sehr eindrucksvoll, aber auch anstrengend. In der Nacht war der Muezzin besonders eifrig und fing schon gegen halb vier mit seinen Gebeten an. Dann folgten die Kanonensalven und weitere Gebete. Den Sinn der Schüsse erschließt sich mir für den so frühen morgen nicht wirklich. Nachdem man wieder eingeschlafen war, legte dann urplötzlich ein Esel mit seinem Gewieher los. Das kannten wir aus der ersten Nacht deutlich ruhiger. Egal, das gehört irgendwie dazu. Wir haben Urlaub und heute gehts ab in die Berge und in die Kälte 🥶. Unser Ziel ist Azrou im mittleren Atlasgebirge.