Entlang der Nordwestküste von Moulay Bousselham bis Tanger – Salzwiesen, Sandstrände und römische Ausgrabungen

Wunderschöner Übernachtungsplatz Mansouria Beach

Heute fahren wir ausnahmsweise eine längere Strecke über die Autobahn, da wir Rabat auslassen und uns nicht durch den Stadtverkehr quälen wollen. Kurz hinter Kenitra verlassen wir die l‘autoroute wieder, unseren WoMo-Tank mit Frischwasser zu füllen. Es klappt fast auf Anhieb einen passenden öffentlichen Trinkwasserbrunnen zu finden. An einer Landstraße gelegen und sogar mit gutem Durchfluss. Ein netter Anwohner schaltet sogar seinen Rasensprenger aus, damit wir genügend Druck haben. Hier können wir guten Gewissens tanken, anscheinend gibt es momentan genügend Trinkwasser, was in den südlichen Regionen Marokkos nicht der Fall ist. Dort haben wir die öffentlichen Trinkwasserbrunnen nie genutzt, da das Wasser für die Dorfbewohner eh schon recht knapp ist. Auf der Fahrt durch die ländliche Gegend fallen uns insbesondere die vielen Storchennester auf. Überall, wo es möglich ist, haben sie ihre Nester platziert.

Urbanes Wohnen

Schnell noch ein paar Lebensmittel bei einer der großen Supermarktketten gekauft und weiter gehts bis Moulay Bousselham zu einer einzigartigen Lagune. In diesem wunderbaren Naturschutzgebiet leben viele Wasservögel, aber auch eine große Population Winkerkrabben, die wir hier gut beobachten können. Der Parkplatz eines Hotels dient auch als Wohnmobilstellplatz.

La Casa Latifa

Wir können direkt an der Wasserkante stehen. Allerdings kommt das Wasser nur bei Hochwasser bis zum WoMo, in der restlichen Zeit ist es Wattfläche.

Am Vormittag zieht direkt über den Platz zwischen den Autos hindurch eine Kuhherde Richtung Salzwiesen. Ein schönes Bild.

Kühe auf dem Weg zu ihrer Weide in der Mündung

Die Zeit ist besonders spannend, denn jetzt kommen die Krabben aus ihren Höhlen. Die Männchen posieren vor ihren Höhlenlöchern, um die Weibchen von ihren Bauwerken zu überzeugen und winken heftig mit ihren vergrößerten Scheren, daher auch der Name Winkerkrabbe. Die Weibchen sind allerdings sehr wählerisch. Sie begutachten erst das Männchen und dann den Bau und das nicht nur einmal. Kommt man etwas näher verschwinden sie schnell in ihren Höhlen.

Abends zum Sonnenuntergang gesellen sich noch ein paar Marokkaner neben unser WoMo und spielen Gitarre und die traditionelle Gimbri, sehr romantisch. Neben uns steht nur noch ein weiterer Bulli, ansonsten sind die Tagesgäste, bzw. Hotelbewohner auch bald verschwunden.

Das ist wirklich eine schöne und interessante Location. Wir beschließen am nächsten Morgen, noch einen weiteren Tag hier zu verbringen und die Zeit in der einzigartigen Natur zu genießen.

Zudem nutzen wir den uns angebotenen Wäscheservice, so dass wir mit frischer Wäsche wieder nach Europa zurückkehren können. Pro Waschladung inklusive Trocknung kostet uns das 2,- €. Mittags gönnen wir uns im Restaurant einen Fischteller mit allerlei frischen Meerestieren. Besonders köstlich sind die Schwertmuscheln, die wir vorher noch nie gegessen haben.

Frisch aus dem Meer

Gegen späten Nachmittag wird es dann doch etwas voller als am Abend zuvor. Es kommen noch drei weitere Camper und ein Wohnwagen dazu.

Heute soll es weitergehen über Larache zu einem wilden Stellplatz am Meer. So ganz früh kommen wir dann doch nicht los. Unsere Wäsche ist noch nicht fertig. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Werkeleien an unserem WoMo. Schließlich fahren wir dann mit noch nicht ganz getrockneter Wäsche als letzte vom Hof. Mittlerweile ist es schon halb zwei. Die Tage ziehen, um so länger unsere Reise dauert, immer schneller dahin. Bis zu den römischen Ausgrabungen ist es nicht weit. Nach einer halben Stunde sind wir dort und müssen feststellen, dass das Gelände, so wie es vor ein paar Jahren wohl noch war, nicht mehr frei zugänglich ist. Wir müssten 80 DH pro Person Eintrittsgeld bezahlen. Außerdem lungern vor unserem WoMo ein paar Jugendliche rum, dessen Vorhaben wir nicht ganz einschätzen können. Wir entscheiden uns sehr schnell gegen die Besichtigung. Ein weiteres Argument gegen den Besuch, der eigentlich beachtenswerten Ruinenstätte, ist das mittlerweile sehr warme Wetter. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir den Parkplatz in einer wunderschönen Bucht mit einem fantastischen Strand. Es gibt relativ wenig herumliegenden Müll. Ein paar kleine Strandcafes liegen zwischen dem Parkplatz und dem Strand. Der Parkplatz ist eine schöne grüne Wiese und es ist kaum etwas los. Eine gute Gelegenheit unsere Wäsche noch richtig trocken zu bekommen.

Die Hunde sind bis auf ein paar Ausnahmen relativ ruhig. Das Meer rauscht und ab und zu fährt ein Auto in der Nacht vom Parkplatz, ansonsten gibt es keine Störungen. Am nächsten Tag machen wir noch eine kurzen Spaziergang am wunderschönen Strand entlang.

Strand bei Sidi Mugaits

Gegen Mittag verlassen wir diesen idyllischen Ort und fahren nach Assilah, einer kleinen Hafenstadt mit einer sehr schönen Medina. Die kleinen Städte haben es uns angetan. Wir parken unser WoMo auf einem bewachten Parkplatz am Hafen. Kurz darauf taucht ein junger Mann mit einem kleinem Fahrzeug auf, der uns anbietet für 8,-€ unser Auto zu waschen, während wir unterwegs sind. Die Gelegenheit nehmen wir wahr. Das WoMo hat es mehr als nötig. Nachdem ganzen Wüstenstaub hat sich auch noch eine kleine Salzkruste darüber gebildet. Die Medina ist wirklich schön zwischen zwei Stränden gelegen und direkt mit Ausblick auf den Atlantik.

Nach einem Café schlendern ein wenig durch die Gassen und genießen die entspannte Atmosphäre.

Immer wieder findet man an den Hauswänden nette kleine Kunstwerke.

Im Sommer soll es hier sehr viele marokkanische Urlauber geben. Die großen noch im Winterschlaf liegenden Restaurants und Unterkünfte deuten darauf hin. Im Moment gibt es nur wenig Gäste.

Blick von der Stadtmauer auf die Medina

Als wir zum Parkplatz zurückkommen, blitzt uns unser WoMo schon entgegen. Jetzt heißt es noch einen Parkplatz für die Nacht suchen. Wir haben einen in der Nähe eines Stausees südlich von Tanger in den Blick gefasst. Nach einer Fahrt über eine elendige asphaltierte Buckelpiste kommen wir an dem Platz an. Da es schon wieder Freitag ist, haben sich auf dem sehr schrägen Gelände schon einige marokkanische Familien zum Picknick versammelt. So ganz behagt uns das Ganze nicht, also versuchen wir noch einen zweiten Platz, der allerdings nur über eine grauenhafte 2,5km lange zerfurchte Sandpiste zugänglich ist. Ich lege mein Veto ein und Bernd schlägt vor auf einen der Campingplätze oberhalb von Assilah zu fahren. Gegen sieben schlagen wir dann dort unser Lager auf und gehen noch schnell eine Kleinigkeit essen. Irgendwie müssen wir ja auch noch unsere letzten Dirham unter die Bevölkerung bringen. Die Nacht ist sehr unruhig. Ständig bellen ganze Rudel Hunde, der Pfau in dem Kleinzoo neben an, gibt auch sein Bestes.

Früh geht es unter die kalte Dusche auf dem Campingplatz. Unser letzter Tag in Marokko. Einen Abstecher nach Tanger nutzen wir nur noch, um dort im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und die allerletzten Dirham in Diesel zu investieren.

Wir versuchen die 15 Uhr Fähre zu nehmen. Da wir keinen festen Rückfahrttermin haben, müssen wir uns die Tickets erst einmal bei dem Fährunternehmen holen. Die Sorge, dass das Schiff voll sein könnte, ist unbegründet. Es ist kein Problem und wir kommen problemlos durch die ganzem Kontrollen. Das Auto wird mal wieder geröntgt und es gibt eine Besichtigung der Kabine von der Polizei, ob sich doch nicht noch jemand dort versteckt hat. Alles clean und wir dürfen auf die Fähre fahren.

Nun heißt es auf Wiedersehen Afrika. Die Fähre fährt wie auf der Hinfahrt erst deutlich verspätet aus dem Hafen. Nur gut, dass es mit der Nachmittagsfähre so gut geklappt hat, dann können wir in Spanien noch auf einen gescheiten Platz fahren und müssen die Nacht nicht noch im Hafen verbringen. Zwei laute Nächte hintereinander müssen ja nicht sein.

Wieder am Atlantik – Von Essaouira einer richtig schönen Hafenstadt bis Casablanca

Gegen fünf Uhr sind wir auf einem Campingplatz gelandet, der kurz vor Essaouira liegt. Auf der Strecke gab es keinen geeigneten Platz in der Wildnis, der uns zusagte, außerdem ist auch mal wieder eine kleine Grundreinigung fällig. Der Platz ist wirklich nett gemacht und tiptop in Schuss. In Essaouira selbst ist es sehr schwierig mit dem WoMo zu übernachten. In der Stadt selber sind WoMos verboten.

Ein schattiges Plätzchen auf dem Campingplatz bei Essaouira

Heute satteln wir erst einmal unsere Kabine ab und ruhen uns von der Fahrt aus. Morgen kümmern wir uns dann um das noch undefinierte Geräusch, was unsere Kabine ab und zu verursacht. Bernd lässt es keine Ruhe. Am nächsten Morgen erst wird solange geschraubt, bis hoffentlich alles wieder gerichtet ist. Jetzt braucht es noch zwei Unterlegscheiben für eine Schraube. Die wollen wir dann während unseres Besuchs in Essaouira kaufen. Also geht es ohne Kabine auf in die 10 km entfernte Stadt. An der Strandpromenade ist alles für die Kiter hergerichtet. Surfschulen und Verleiher reihen sich aneinander.

Essaouira ist eine windige Gegend. Allerdings gibt es durch die vorgelagerten kleinen Inseln, die Naturschutzgebiet sind und nicht ohne weiteres betreten werden dürfen, wenig Wellengang. Hier kann man ganz entspannt das Wellenreiten mit den kleinen Babywellen üben, um dann später an den Stränden sich mit den großen Wellen zu messen. Wir laufen den wunderschönen langen Strand an der Strandpromenade entlang bis zum Hafen und der wunderschönen im spanischen Stil gehaltenen Medina. Sie hat auch UNESCO Status und sollte in ihrer Art weiter so erhalten bleiben. Die Gassen sind nicht so eng und es gibt einen symmetrischen Aufbau, so dass man sich gut zurechtfindet. Zwischendurch laden kleine Plätze zum verweilen ein. Vorher erkunden wir aber noch den kleinen Fischereihafen mit seinen schönen kleinen blauen Fischerbötchen, die aufgereiht im Hafen liegen.

Wir laufen durch die schönen Stadttore, die teilweise auch zu einer Festung gehören, die an den Hafen grenzt.

Der Fischmarkt ist schon im vollen Gange. Vorne sind die Fischbuden, die ganz frisch den Fisch an die Kundschaft bringen, entweder im rohen Zustand oder bereits zubereitet. Man sieht direkt was man bekommt und wo es her ist. Wir haben es heute nicht probiert, aber wir haben uns ein wenig daran sattgesehen. Irgendwann später steht auch wieder Fisch auf dem Programm, wir sind ja noch länger an der Küste unterwegs.

In Medina bummeln wir ein wenig durch die Gassen und nehmen eine Kleinigkeit auf einem der schönen kleinen Plätze zu uns.

Gut gestärkt und entspannt geht es wieder zurück zu unserem Auto. Mal sehen, ob wir noch ein Viertel finden, in dem es so profane Dinge wie Unterlegscheiben gibt. Wir fahren mit unserem Ford ohne Aufsatz durch die Gassen, was mit Aufsatz als Wohnmobil nicht erlaubt wäre. In Strandnähe ist alles sauber, schick und durchgestylt. Nun gelangen wir ein paar Straßen weiter in die dritte und vierte Reihe der Häuser und siehe da, unser altes Marokko findet sich hier wieder. Die Werkstätten und Handwerksbetriebe mit allem was irgendwie fahrbereit gemacht werden könnte. Überall steht „Schrott“ herum, Müll und Schutt. Aber, das muss man wirklich sagen, man findet hier alles was man braucht. Man muss nur jemanden fragen, der weiß gleich jemanden, der die entsprechenden Teile hat. Das ganze Viertel ist quasi ein Baumarkt, nur ohne Hinweisschilder. Glücklich ziehen wir mit unseren Unterlegscheiben wieder Richtung Campingplatz.

Für heute ist es auch genug. Schließlich ist Karfreitag und Bernd will noch Struwen backen. Den Schnittlauch für das Schnittlauchgemüse haben wir im Carrefour bekommen. Die Braterei klappt trotz des Windes auch draußen im Windschatten unserer Kabine. Gut, dass sie gerade so tief steht.

Karfreitagsstruwen, heute mit Datteln

Am nächstem Morgen bauen wir unser WoMo wieder zusammen und es geht los erst einmal Richtung Safi. Siehe da, die Knackgeräusche sind weg. Also die Ursache ist grundsätzlich gefunden.

Um Safi herum gibt es sehr viel Industrie. Im Hinterland wird Phosphor abgebaut und in den Industriebetrieben veredelt. Safi besitz auch einen großen Hafen, wohin die Produkte in alle möglichen Länder verschifft werden. Zum Verweilen oder Urlaub machen, ist die Gegend nicht so geeignet, also schnell da durch.

Ein ganzes Stück nördlich von Safi hinter Oualidia ragt eine Lagune ins Landesinnere hinein. Teilweise wurde diese früher zur Salzgewinnung genutzt, daher gibt es in dem hinteren Bereich rechteckig abgegrenzte Flachwasserzonen, die mit salzigem Brackwasser gefüllt sind. Ein Eldorado für Watvögel. Diese Salzwiesen ziehen hunderte von Vögeln an, die in dem flachen Gewässern mit ihren teilweise langen Schnäbeln stochern. Abends konnte ich eine große Kolonie Flamingos beobachten, während wir mittlerweile unser WoMo oben auf der Klippe auf der Landzunge dazwischen geparkt hatten. Der Platz ist wirklich fantastisch. Das Meeresrauschen, die Vögel hier könnte ich den ganzen Tag nur rundum mich herum schauen, was hier alles so los ist in der Natur.

Auf der anderen Seite befinden sich dann die Salzwiesen zwischen den Feldern der Bauern. Die Vögel stören sich kein bisschen an den Erntearbeiten. Auch die LKW´s am Rande stören sie nicht. Mein Glück, denn ich bin ziemlich nah an die Flamingokolonie herangekommen, ohne dass sie die Flucht ergriffen haben.

Die Nacht war ein wenig schaukelig im WoMo, da der Wind bis Mitternacht noch recht stark war, aber später ging es ganz gut. Das Osterfrühstück war mit dem Ausblick ein echter Knaller. Hoffentlich finden wir noch weitere dieser schönen Plätze direkt am Meer.

Unser nächstes Ziel für die Mittagspause ist El Jadida. Eine schöne eher unspektakuläre kleine Stadt. Sie hat eine schöne Stadtmauer, auf der man fast einmal rund um die kleine Medina gehen kann.

Die Medina ist wirklich sehr klein, aber sehr angenehm. Die Citadelle ist leider noch in Renovierung, sonst hätte man diese noch besuchen können. Wir belassen es bei der Stadtmauer und einem kleinen Imbiss in einem Restaurant einer alten Kirche der Spanier. Ja, auch hier ist die Medina von Spaniern gebaut worden. Die beiden verbliebenen Kirchen sind umfunktioniert worden. In einer ist wie gesagt ein Hotel und Restaurant und der anderen ist jetzt ein Theater bzw. Kino untergebracht.

Jetzt sind es noch ca. 80 km bis zu unserem anvisierten Ziel. Wir wollen ca. 25 km vor Casablanca übernachten. Hier haben wir uns einen Ort ausgesucht, der, als wir ankamen, super gut besucht war. Schließlich ist heute Sonntag und das Wetter lädt zum Strandaufenthalt ein, den es hier kilometerlang gibt. Wir finden am Ende auf einem privaten Parkplatz einen guten Platz mit Blick aufs Meer. Die Straße ist zwar gut befahren, aber durch das recht laute Meeresrauschen nimmt man es nicht wirklich wahr. Mal sehen wie die Nacht so wird. Der Sonnenuntergang war hier auf jeden Fall schon fast perfekt.

Direkt aus dem WoMo fotografiert.

Bis nach Casablanca ist es nicht mehr weit. Nur noch 30 km und wir stehen fast direkt vor der Moschee Hassan-II, das Wahrzeichen der Stadt und die größte Moschee außerhalb Mekkas. Das Minarett ist um die 200m hoch. Die Moschee steht auf Pfählen direkt am, bzw. sogar im Meer.

Moschee Hassan II

Dazu später noch mehr. Der Parkplatz, den wir angesteuert haben, ist leider voll, obwohl der Parkwächter alles gibt, um für uns noch Platz zu schaffen. Aber direkt vi-à-vis weist uns ein engagierter Parkeinweiser auf einem großen Bürgersteig ein. Okay, das passt, also auf zur Moschee. Der Eingang von Norden ist abgesperrt und wir sind leider zu spät für die Vormittagsführungen. Ist ja auch klar, wenn die Zeit zum Gebet ist, gibt es keine Führungen für Besucher. Also vertreiben wir uns die Zeit bis zum Nachmittag in der nahe gelegenen Medina.

Der erster Anlaufpunkt ist das legendäre Ricks Café. Allerdings ist der Film gar nicht hier gedreht worden sondern in den Filmstudios in Kalifornien. Nicht eine Szene ist in Casablanca entstanden. Das Café ist wohl originalgetreu nachgebaut worden, auch das Interieur. Die Preise sind entsprechend hoch, so dass wir es dabei belassen von außen ein Foto zu machen. Casablanca profitiert tatsächlich noch von diesem einzigen Film, der noch nicht einmal hier produziert wurde.

Das nachgebaute Café aus dem Kinoklassiker Casablanca

Die Medina ist so wie wir es bisher in Marokko erlebt haben, lebhaft und ein Ort in dem vor allem in Casablanca auch Einheimische sich tummeln und an den kleinen Streetfoodständen ihr Mittagessen einnehmen. Wir lassen uns treiben und finden immer wieder schöne alte Häuser, die zum Teil gut erhalten sind.

Geht man etwas weiter in die Nouvelle Ville mit vielen unterschiedlichen Baustilen, von Jugendstil über Bauhaus und Art Déco Stil findet man hier alles.

Wir gehen bis zum Marché Central, ein überdachtes Gebäude in dem Fisch Obst und Gemüse verkauft werden. Drumherum gibt es etliche kleine Restaurants, die viel frischen Fisch und das übliche marrokanische Essen anbieten. Als wir uns wagen dort hindurch zu bummeln, um einfach zu schauen, werden wir regelrecht von den Anbietern überrannt, doch in ihr Restaurant zum Essen zu kommen.Fast wie in Marrakesch auf dem Marktplatz. Wir lehnen dankend ab und suchen uns ein Restaurant in der Medina. Es ist sehr gut besucht und wir müssen sogar ein Moment warten, um einen Platz zu bekommen. Es gibt viele kleine Schälchen mit unterschiedlichen kleinen Gerichten, von Houmus bis Muscheln, Bohnen und anderen Leckereien. Ich habe in Fett ausgebackenen Teigtaschen mit Fisch, Fleisch und Gemüse gegessen. Es war sehr lecker und wir können gestärkt unsere Casablanca Tour fortsetzen.

Eingang zum Restaurant und durch ein Stadttor

Mittlerweile ist es schon 15 Uhr, wie schnell die Zeit hier vergeht, bei diesen vielen Eindrücken.

Letztendlich finden wir auch den richtigen Zugang zur Moschee, wo wir dann auch unsere Tickets kaufen können. Wir schaffen es tatsächlich noch die Führung um 16 Uhr zu bekommen. Die Besucher werden in Gruppen eingeteilt und je nach Nationalität gibt es sogar einen Guide, der die jeweilige Sprache spricht. Angeboten werden arabische, englische, italienische, französische und deutsche Führungen. Die Moschee ist wirklich gigantisch. Sie ist in ca. 6 Jahren gebaut worden und hat 800.000 Millionen Euro gekostet. Das Baumaterial ist sehr hochwertig und aus regionalen Produkten, wie Zedernholz, Granit und Marmor gemacht. Die großen Tore sind aus Titan gefertigt. Das Dach der Moschee kann ähnlich wie bei einem Fußballstadion innerhalb von Minuten aufgefahren werden, damit, wenn die Moschee voll ist, genügend Frischluft hineinkommt. Das Minarett ist 200m hoch und es gibt einen Aufzug nach oben. Welch ein Glück für den Muezzin.

Nach 45 Minuten kommen wir schwer beeindruckt von der Größe und der ganzen Pracht aus der Moschee heraus. Das müssen wir zunächst einmal sacken lassen.

Wir haben uns mal wieder einen Stellplatz am Meer ausgesucht, der nicht all zu weit von Casablanca entfernt liegt, aber aufgrund seiner Lage doch sehr ruhig zu sein scheint.

Kurz hinter Mohammedia biegen wir ab und finden tatsächlich einen ruhigen Platz am Meer. Leider ist der Strand extrem vermüllt. Das ist wirklich schade. Aber in der Nacht ist es hier ruhig und friedlich.

Frühstück mit Blick auf Mansour Beach

Marrakesch – „La Rouge“ die rote aber vor allem sehr bunte Stadt

In Marrakesch angekommen, stürzen wir uns direkt ins Getümmel. Bis zum Gauklerplatz „Jamaâ el-Fna Place“ der Medina sind es nur 500m von unserem Parkplatz. Wir gehen entlang der Koutoubia Moschee mit ihrem markanten Minarett, das Wahrzeichen von Marrakesch. An dem weithin sichtbaren Minarett wurde früher vor den traditionellen Freitagsgebeten und vor religiösen Feiertagen eine Fahne gehisst, daher wird sie auch als Freitagsmoschee bezeichnet. Sie ist wirklich von allen Seiten fotogen.

Dann geht es entlang des Kutschenparkplatzes, mit mindestens 30-40 Kutschen, die auf ihre Kundschaft warten. 1 Stunde kostet ca. 200 DH. Der Geruch in dem Bereich ist entsprechend streng.

Kutschenparkplatz auf dem Weg zum Jamaâ El-Fna Place

Auf dem Hauptplatz angekommen, lassen wir uns Zeit die ganzen Eindrücke aufzunehmen. Es ist eine schöne entspannte Atmosphäre. Es ist nicht so eng wie anfangs gedacht, so dass man alles mit gebührendem Abstand betrachten kann.

Noch besser kann man die Szenerie von oben beobachten und auch das ein oder andere Foto schießen, ohne gleich dafür bezahlen zu müssen.

Leider gibt es hier immer noch die Zurschaustellung von wilden Tieren, die aus der Natur entnommen und sehr schlecht gehalten und behandelt werden. Es ist zwar eine alte Tradition und die meisten haben ihren Beruf von ihren Vorfahren übernommen, aber das heißt ja nicht, dass es immer so weitergehen muss. Es gibt sogar ein Gesetz, dass es verbietet, aber anscheinend kümmert es niemanden. Um so weniger Touristen diesen Schaustellern mit ihren Tieren Geld geben, um so weniger lohnt es sich für sie. Es gibt einige Cafés und Restaurants mit Rooftop-Ebenen, auf denen man selbstverständlich mindestens ein Getränk verzehren muss. Der Kaffee war schonmal besser, aber für diesen Ausblick allemal lohnenswert.

Die Atmosphäre in den Souks unterscheiden sich deutlich von denen in Fès. Hier ist es alles ein wenig offener und heller. Es gibt immer wieder Plätze dazwischen.

Färbergasse

Ein weiterer Unterschied ist, dass hier nur Mopeds fahren und keine Eseltreiber mit ihren Tieren die Waren durch die engen Gassen transportieren. Mit Handkarren werden die Waren von A nach B transportiert und zur Not auch irgendwie auf dem Moped. Manchmal sitzen ganze Familien auf dem Gefährt. Zwei Kinder Frau und Mann, der das Gerät durch die Fußgänger manövriert. Es ist wirklich erstaunlich, wir haben nicht einen Zwischenfall miterlebt, das natürlich nicht heißt, dass sie nicht gibt. Ich konnte mir auf dem Markt einen handgefertigten Sonnenhut aus Palmenblättern erhandeln. Bei 170 DH sind wir uns einig geworden. 300 DH war der anfangs geforderte Preis. Ich bin auf jeden Fall zufrieden und der Händler auch und das ist das Wichtigste bei so einem Handel.

Sonnenhut aus Palmenblättern erhandelt.

Der Handel um den Preis für einen Dschellaba für Bernd war nicht so erfolgreich. Vielleicht lag es daran, dass wir noch zu nahe am Hauptplatz waren und sie von Touristen mehr erwarten. Aber nicht mit uns. Aber für ein Foto war es alle Mal wert ihn einmal anzuprobieren.

Bernd im Dschellaba

Nachmittags haben kurz einen Drink in einer der Rooftopbars genommen. Alkohol ist hier fast so teuer wie in Finnland. Also gab es nur einen kleines Getränk. Gegessen haben wir dann auf dem Markt an einem der Stände. Das Essen war so naja. Dafür aber recht teuer. Egal, morgen gehen wir woanders hin. Für heute machen wir Feierabend und setzen uns ins WoMo auf einen kleinen Absacker und dann ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag in Marrakesch.

Stellplatz Marrakech

Die Nacht war mit Ohrstöpsel ganz ok. Absolute Ruhe kann man hier nicht erwarten, dafür sind wir mitten drin. Der Muezin hat am Morgen alles gegeben. Dann ging auch schon das erste Geknatter auf dem Parkplatz los. Das ist das Zeichen fürs Frühstück. Wir haben schließlich heute noch einiges vor. Unser Plan ist einen Palast zu besichtigen und die Koranschule im Norden der Medina. Die Paläste, sowohl den El Badi Palast, der nicht mehr als solcher genutzt wird und eigentlich eine Ruine ist und den Bahia Palast haben wir uns nur kurz von außen angesehen und entschieden, dass wir heute nicht alles schaffen können und wir Prioritäten setzen müssen. Um in das Viertel zu kommen durchqueren wir das BAB Agnou das angeblich schönste Stadttor Marrakeschs in gedenken an die Gnaoua, die eins als Sklaven hierher verschleppt worden waren. Wenn man hindurchgeht soll ein wenig von dem Segen auf einen herabfallen, so lautet die Sage.

Bab Agnou

Wir entscheiden uns für Saadier Gräber, sie wurden zugemauert und erst vor ca. 100 Jahren entdeckt und sind daher noch sehr gut erhalten. Man zahlt verhältnismäßig viel Eintritt, hat schließlich UNESCO Welterbe Status. Dementsprechend ist auch viel los. Für den Blick in die Hauptgrabkammer stehen wir ziemlich lange an. Okay, das entschleunigt. Das Wetter ist perfekt. Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß. Dafür haben wir genügend Zeit, um uns in dem schönen Garten umzusehen und einige Fotos zu machen.

Am Place de Ferblantiers lassen wir uns kurz zu einem Mittagssnack nieder. Von hier geht es dann weiter wieder Richtung Norden zur Koranschule. Wir laufen noch einmal quer durch die Souks. Das dauert länger als man denkt, da man ständig anhalten und irgendwelche Mopedfahrer vorbeilassen muss. Die Madrasa Ben Youssef ist frisch restauriert und zumindest augenscheinlich kaum vom Erdbeben betroffen gewesen. Außen sieht man einige Risse, aber innen ist alles wunderbar in Schuss. Ein Meisterwerk der Restauratoren und der Handwerker, die diesen Bau erschufen. Wir laufen ehrfürchtig durch die verschiedenen Ebenen.

Anschließend gehen wir noch weiter in eines der neueren modernen Viertel. Hier bekommt man alles, was es in Europa auch gibt. Marrakesch ist wirklich sehr vielseitig.

Wir laufen bis Guilz und dann durch Hivernage zurück. Hier stehen die ganzen großen Hotels und die Straßen sind wieder breit und die Restaurants sehr nobel und teuer. Nur noch ein kleiner Schlenker und wir sind wieder zurück an unserem WoMo. Eine kurze Verschnaufpause und dann noch einmal auf den Jamaâ El-Fna, um die Abendstimmung noch einmal mitzubekommen, dafür waren wir gestern Abend zu erschöpft. Auf dem Platz wird getrommelt, Theater gespielt und die verschiedensten Schausteller preisen ihre Waren, aber auch Dienste an, wie das Bemalen mit Henna.

Auch mit Beleuchtung ist das Minarett sehr schön.

Nun reicht es. Wir gehen satt gegessen und gesehen wieder in unser trautes Heim. Zwei Tage Stadttrubel ist immer ein wenig Reizüberflutung. Wir schlafen tief und fest. Am nächsten Morgen soll es Richtung Essaouira gehen und das sind noch ein paar Kilometer. Drei Stunden werden wir wohl benötigen. Vorher besuchen wir noch einen Carrefour, um uns mit den Grundnahrungsmitteln einzudecken.

Über Ait Ben-Haddou – durch enge Täler und den legendären Pass Tizi ńTichka nach Marrakesch

Ait Ben Haddou ist nicht nur Filmkulisse zahlreicher Hollywoodschinken, sondern ist ein faszinierendes architektonisch herausragendes Gesamtkunstwerk, welches Dank des Status als UNESCO-Welterbe in seiner Struktur und Substanz weiterhin erhalten bleibt. Natürlich zieht es aus der ganzen Welt Touristen an, trotzdem kostet die Besichtigung der Ksar kein Geld. Drumherum hat sich eine richtige Tourismusindustrie aufgebaut. Auf der einen Seite des Flusses die Ksar und auf der anderen Seite befindet sich alles, was man für den Aufenthalt vor Ort benötigt. Hotels, Campingplätze, Restaurants und alle möglichen Souvenirshops, so dass viele Menschen davon profitieren können. Dazu kommen die ganzen Tagestouristen, die von Marrakesch oder Agadir mit den „Atlas-Ridern“ oder auch Reisebussen hierher gefahren werden. Der Weg aus der Hochebene zwischen Agadir und Ourzazate ist landschaftlich trotz wenig Bewuchs wieder sehr reizvoll. Die Berge leuchten in allen Farben von hellen Sandfarben bis hin zu roten Gestein, die Farbe Afrikas. Zum Kaffee halten wir an einem kleinen Stausee, der richtig Wasser hat. Da Wochenende ist, haben sich hier einige Familien zum Picknick versammelt.

Pause am übervollen Stausee

Auf dem Wege kommen wir noch einer Tankstelle vorbei, die allerdings nur noch Reste einer Filmkulisse ist. Hier wurde vor zig Jahren der Zombiefilm „Hills habe eyes“ gedreht. Wir haben uns den Trailer angeschaut und entschieden, ihn uns nicht anzusehen. Danach hätte ich nicht schlafen können.

Kurz vor Sonnenuntergang schaffen wir es noch bis nach Ait Ben Haddou. Jetzt ist das Licht perfekt. Die roten Farben der Lehmhäuser kommen jetzt richtig gut zur Geltung. Besichtigen wollen wir die Ksar erst morgen früh. Unglaublich wie viele Menschen noch oben auf der Anhöhe sind. Klar der Sonnenuntergang von dort ist sicherlich sehr spektakulär.

Uns sind es zu viele Menschen dort. Wir suchen uns erst einmal unser Nachtlager und wählen den Campingplatz am Ausgang des Ortes. Von hieraus ist es dann nicht weit in die Ksar. Der Campingplatz ist nicht besonders, aber von der Lage her ideal. Im Ort gehen wir diesmal etwas essen. Vorher noch ein paar Fotos von Weitem. Heute gab es einmal etwas anderes als Tajine. Kamelcurry mit indischem Basmatireis. Vorher eine Kürbissuppe. Es war wirklich köstlich. Jetzt schnell ins Bettchen, denn morgen wollen wir ganz früh vor dem großen Tagestouristenansturm in die alte Ksar.

Pünktlich um halb acht gehen wir los. Selbst die Souvenirstände sind noch nicht geöffnet. Ein paar wenige frühe Vögel so wie wir, sind schon unterwegs. Wir laufen von unten nach oben und kreuz und quer durch die alten Gemäuer. Schießen ganz viele Fotos. Es ist eine tolle unbeschreibliche Atmosphäre hier. Es wohnen noch 2 Berberfamilien in der alten Ksar mit allem was man braucht, samt Viehzeug. Man könnte die Häuser gegen einen kleinen Obulus sogar besuchen. Wir entscheiden uns einen kleinen Obulus für das Museum auszugeben. Das Geld kommt der Restauration des Hauses zu Gute, denn es wurde einiges in der Ksar bei dem Erdbeben 2023 zerstört. Die Aufbauarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.

Die Aussicht von dem Berg oberhalb der Ksar ist der Hammer. Man kann bis zu den schneebedeckten Bergen des hohen Atlas blicken und in der anderen Richtung auf die Berge, die in die Wüste führen.

Hier oben nehmen wir noch einen kleinen Kaffee, denn unser Frühstück ist heute morgen erst einmal ausgefallen. Das holen wir später natürlich noch nach.

Als wir die alte Ksar verlassen, rücken allmählich die ersten Minibusse die „Atlas-Rider„ und die großen Reisebusse an. Puh, das haben wir gut getimt. Vor dem großen Ansturm sitzen wir schon wieder in unserem WoMo und genießen unser verspätetes Frühstück.

Dann machen wir uns und unser Auto sauber und fertig zur Abreise. Wir wollen es noch über den Tizi ńTichka schaffen. Denn eine Übernachtung auf 2200m ist im Moment sehr windig und doch sehr frisch. Wir wählen die Route über Telouet. Die kleine Gebirgsstraße führt über knapp 50 Kilometer entlang eines Flusses durch ein Tal, das durch das Wasser sehr grün und fruchtbar ist. Nur war wie schon beschrieben im Jahre 2023 ein fürchterliches Erdbeben und dieses Tal hat es besonders getroffen. Viele Häuser in den Dörfern sind noch zerstört und die Neuen teilweise noch nicht fertig, weil Geld und Material fehlt. Die Straße ist zum Teil von neuen Erdrutschen in einigen Bereichen etwas rumpelig , aber trotzdem gut fahrbar. Das größere Problem sind die vielen Autos, die mit Touristen Richtung Ait Ben Haddou von Marrakesch unterwegs sind. Wir kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Nutzen dadurch immer mal wieder die Chance einen Fotostopp einzulegen. Denn es gibt neben dem traurigem Anblick der Zerstörung auch tolle Motive, die wir gerne festhalten.

In Telouet machen wir einen kurzen Zwischenstopp. Hier existiert auch eine sehr wichtige Kasbah, die allerdings sehr vernachlässigt wurde und vom Erdbeben dann ihren Rest bekommen hat. Sie ist leider nicht mehr zu betreten. Ich steige aus und sehe mich um, während Bernd die Fahrt durch die Berge von der Kamera sichert. Ich komme mit einem Einheimischen ins Gespräch, der sehr traurig ist über den Zustand, der alten bedeutsamen früher sehr prachtvollen Kasbah des Glaoua – Clans. Leider stellt der König dafür kein Geld bereit, andere Projekte haben Vorrang, natürlich auch die Finanzierung des Aufbaus der zerstörten Dörfer. Das Problem ist, dass dem Dorf dadurch die Touristen fehlen, denn jetzt gibt es hier keinen Zwischenstopp mehr. Die meisten fahren durch bis Ait Ben Haddou. Das können wir allerdings nicht so feststellen, denn kurz bevor wir abfahren wollen, rauschen hier mindestens 8 4×4 Atlas-Rider mit einer großen Fuhre Touristen an. Wir kommen kaum noch vom Parkplatz weg. Irgendwie wurschteln wir uns hier raus und suchen einen ruhigeren Ort für unsere Kaffeepause. Kurz vor dem Pass biegen wir auf die alte PN9 ab. Jetzt sind es noch knapp 100 Kilometer bis Marrakesch. Die Straße ist perfekt ausgebaut. Nur an einigen Stellen ist zwischendurch der halbe Hang heruntergekommen, so dass die Straße über die alte Straße umgeleitet wird, aber ansonsten läuft es perfekt. 50 Kilometer vor Marrakesch biegen wir auf eine Nebenstraße ab und suchen uns auf dem Land abseits der Hauptroute einen Übernachtungsplatz am Rande der Straße. Bis auf das morgens einige Kinder auf dem Weg zum Schulbus klopfen, und mal wieder versuchen Geld zu erbetteln, bleiben wir ungestört und hatten eine gute Nacht.

Morgens geht es dann ausgeruht nach Marrakesch rein. Hilfe, das ist vielleicht ein Gewusel. So unglaublich viele Taxis, Mopeds, Kutschen und sonstige Vehikel, die sich irgendwie hupend und winkend den Weg versuchen zu bahnen. Dazwischen ab und an ein paar Verkehrspolizisten, die versuchen das Chaos zu minimieren. Wir schwimmen einfach mit. Langsam und geduldig bahnt Bernd uns mit dem WoMo ohne Fremdkontakt den Weg durch das Verkehrschaos und wir kommen unbeschadet an dem Parkplatz mitten im Zentrum, oh Wunder, an. Jetzt heißt es erst einmal warten bis ein Platz frei wird. Es ist ein Kommen und Gehen auf dem Platz, so dass wir die Hoffnung haben, dass es irgendwie klappt mit dem Parken. Nach einer halben Stunde stehen wir im Hinterhof gut platziert für die Nacht. Für 15,-€ mitten im Zentrum übernachten, das geht. Nacht schlafen wir mit Ohrstöpsel, alles easy.

Stippvisite am Atlantik – Von Sidi Ifni bis Agadir

Ein heißer Fön treibt uns am Morgen über Tiznit bis Sidi Ifni.
Wir parken in der Nähe der Souks auf einem großen Tagesparkplatz auf dem sonntags immer ein großer Bauernmarkt stattfindet. Es ist aber Mittwoch also passt es. Das Wetter ist ein wenig grau, aber trocken und es hat sich von unglaublichen 32°C am Morgen auf angenehme 21°C abgekühlt.

Erster kurzer Halt am Atlantik kurz vor Mirleft

Auf dem Wege hierher läuft uns noch eine Dromedarherde über den Weg.

Dromedare am Wegesrand

Sidi Ifni mutet ein wenig spanisch-andalusisch an, was kein Wunder ist, da der Ort bis 1969 noch von den Spaniern besetzt war. Die Häuser sind weiß blau gehalten, leider schon mit etwas Patina, was dem kleinen Fischerörtchen allerdings einen gewissen Charme verleiht. Wenn man frischen Fisch essen möchte oder kaufen, geht das hier wunderbar. Auf dem Markt in der Nähe der Souks bieten die Händler allerlei Fisch an. Der Geruch ist entsprechend. Überall gibt es Sardinen, aber auch ein, zwei Thunfische finden sich unter den Fängen. Wir lassen uns treiben und gehen erst einmal entlang der Küste über die terrassenförmig angelegte Promenade, die oberhalb der Steilküste entlang geht. Man kommt aber auch bis unten ans Wasser. Hier sind die Campingplätze und einige Hotels zu finden.

Nach unserem Spaziergang suchen wir ein kleines Restaurant in den Souks auf. Gut gesättigt gehts wieder zurück zum WoMo. Heute Nacht haben wir uns die Steilküste in der Nähe eines der Torbögen, die das Meer in die Felswand gefressen hat, ausgesucht in der Hoffnung dort auch parken zu können. Als wir ankommen, sind nur ein paar Jugendliche und ein Fischer dort anzutreffen. ALs sie plötzlich verschwunden sind, wundern wir uns ein wenig wohin sie denn sind, denn die Küste ist wirklich dramatisch schroff und steil. Wie die Einheimischen so sind, steigen sie mit ihren Badelatschen oder Babouches jede Klippe herunter. Nein, das mache ich nicht, obwohl die Kulisse sehr verlockend ist. Ich wähle einen etwas weniger steilen Weg, um unten ans Meer zu gelangen.

Der Platz ist wirklich traumhaft schön. Zum Abend hin gesellen sich noch zwei Offroadfahrer und ein Pärchen mit einem etwas größerem Bimobil zu uns auf die Klippe. Bis auf das ziemlich laute Meeresrauschen sind wir in der Nacht ungestört. Morgens können wir den schönen Ausblick auf das Meer beim Frühstück genießen. Wir brechen relativ spät auf in der Hoffnung, dass unser nächster Platz am Meer alsbald erreicht ist. Wir haben einen in Park4Night als 4×4 Platz gekennzeichneten Ort ausgesucht, in der Erwartung diesmal auch etwas leichter an den Strand zu kommen. Die Anfahrt geht über 2km dickste Stein- und Felsenpiste, die wir natürlich nur in Zeitlupentempo bewältigen können. Zum Schluss wird es dann etwas sandig und dann stehen wir vor einigen aufgetürmten Felsbrocken, die absichtlich als Barrikade dort platziert wurden. Wir sind zunächst ratlos und etwas genervt. Jetzt haben wir uns so weit hierhin gequält und dann so etwas. Kurz darauf tauchen dann auch zwei Männer auf, von denen uns einer versichert, dass dieses Gelände seinem Vater gehören würde und keine Camper mehr über sein Grundstück fahren sollen. Tja, irgendwie verständlich, aber trotzdem ärgerlich. Wir rumpeln die selbe Strecke in dem gleichen Tempo wieder zurück. Na ja, bisher waren fast alle Plätze immer sofort ein Volltreffer, irgendwann musste es ja mal passieren. Wir kaufen in Mirleft dafür leckeren Kuchen als Trostpflaster ein.

😋 Köstliches Trostpflaster

Natürlich haben wir einen Plan B. Wir fahren ein ganzes Stück weiter die Küste entlang bis Sidi R‘bat. Hier gibt es einen tollen Sandstrand und ganz viel Platz zum parken ohne große Schwierigkeiten bei der Anfahrt.

Feiner Sandstrand bei Sidi R‘bat

Es gibt immer wieder einige Anwohner oder auch Besucher, die den Strand und die Fischerhöhlen besuchen, aber ansonsten ist es hier sehr friedlich. Zum Abend hin bietet uns ein Fischer seinen frisch gefangenen Oktopus an. Ich hätte ihn glatt genommen, aber wir hatten gerade gegessen und die Zubereitung im WoMo hätte ich ungern gemacht.

Etwas spannend bleibt es allerdings doch, denn in den Kommentaren zu dem Parkplatz ist immer wieder erwähnt, dass abends das Militär vorbeischaut und die Pässe kontrolliert. Oberhalb des Strandes gibt es eine Station, die den Küstenstreifen überwacht. Ob von hieraus auch noch Migranten rüber zu den Kanaren übersetzen? Keine Ahnung, uns hat auf jeden Fall keiner besucht. Die einzigen, die Wache geschoben haben, sind die neun Hunde, die vor unserem WoMo herumlungern.

Sie tun nur so, ob sie schlafen. In Wirklichkeit passen sie genau auf.

Jedes Mal, wenn ein Auto, Moped, Fahrrad oder sonst jemand vorbeikommt, schlagen sie Alarm. In der Nacht waren sie ruhig und keiner hat uns gestört, selbst das Wellenrauschen war etwas weniger laut, als an dem vorherigem Platz.

Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir heute nach Agadir reinfahren. Wir müssen mal wieder etwas einkaufen, unter anderem auch ein wenig Alkohol, das gibt es hier nur in ganz besonderen Läden zu kaufen. Zunächst parken wir unser WoMo direkt in der Nähe der Strandpromenade. Von hieraus schlendern wir entlang des Strandes bis in ein besonders nobles Arial, welches zusätzlich bewacht ist. Hier kommt nicht jede oder jeder rein. Als Fußgänger können wir ungehindert passieren. In einem der schicken Restaurants gönnen wir uns eine leckere Fischmahlzeit. Für marokkanische Verhältnisse relativ teuer, aber für unsere Verhältnisse immer noch sehr günstig. Inclusive Getränke zahlen wir 330 DH.

Auf dem Rückweg kann ich es mir nicht verkneifen, dann doch einmal ins Meer zu springen. Schnell den Badeanzug aus dem Auto geholt und ab in die Fluten. Mr. Baywatch hat mich immer im Auge. Die Strömung und der Wellengang sind ordentlich, daher mach ich ihm gar keinen Stress, ich gehe nur bis zum ersten Wellenbrecher, aber das reicht, um nass zu werden, wunderbares Gefühl. Am Strand gibt es extra Duschanlagen, in denen man dann für 8 DH den Sand wieder aus allen Ritzen herausspülen kann. Die Dusche war eh mal wieder fällig.

Jetzt gehts zum Carrefour, erst einmal die normalen Einkäufe erledigen, die man auf den Souks nicht unbedingt bekommt und dann ab in den Keller des Ladens, denn hier gibt es im Verborgenen den Alkohol. Hui, das Angebot an Bier und vor allem Wein ist wirklich gut. Die Preise sind recht ordentlich. Wir betrachten es als Luxusware, Genuss in homöopathischen Dosen.

Raus aus dem Laden und alles verstaut geht es nach einem kleinen Zwischenstopp an einer Tanke für Diesel und Wasser ab ins Hinterland von Agadir Richtung Vallée de Paradise. Wir kurven eine kleine Bergstraße hinauf und finden für die Nacht wieder einmal einen grandiosen Übernachtungsplatz. Es gibt keine Menschen, kaum Insekten ein paar Vögel und vor allem Ruhe. Der Ausblick überbietet fast alles, was wir bisher so hatten.

Blick auf die Berge und Täler bis hin zum Meer. Wow, so kann man es aushalten. Wir genießen den Abend bei einer guten Flasche marokkanischen Rotwein.

So eine absolut ruhige Nacht hatte wir seit drei Nächten nicht mehr. Dafür wird es heute im Vallée de paradise um so lebhafter. Wir können uns schwer von diesem schönen einsamen Platz trennen, kommen erst recht spät los und da heute Samstag ist, begibt sich natürlich auch die marokkanische Familie mit Kind und Kegel ins frische grüne Paradis. Der Weg dorthin lässt schon erahnen, was uns erwartet. Auf der Strecke gibt es schon reichlich Cafés und Restaurants in denen man mit samt Stuhl und Tisch im Bach sitzt, um sich zu erfrischen. Flüsse, die Wasser führen, sind hier tatsächlich etwas besonderes, das muss irgendwie genutzt werden.

Der Parkplatz ist gerammelt voll, aber der Parkplatzeinweiser findet für uns noch einen guten Platz an der Straße. 10 DH und wir können ab ins Paradis spazieren. Nach 1 km gepflasterten Weg kommen wir wieder an den Fluss, der von etlichen Cafés und Restaurants gepflastert ist.

Es duftet schon köstlich nach Tajine. Überall brutzelt es und die Gastwirte versuchen ihre Getränke und das Essen an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Wir gehen noch bis zu den natürlichen Wasserbecken in denen richtig was los ist. Ein Becken ist so tief, dass es zum Wasserspringen taugt.

Rundherum gibt es wieder Buden mit Getränken und Essen. Überall wird gepicknickt, und Tajine zubereitet. Bei uns würde gegrillt und hier gibt es die Tajine to go.

Ganz so lange geben wir uns dem Getümmel nicht hin, wir verlassen die Szenerie nach einem kleinen Drink und treten den Weg zurück ins Landesinnere Richtung Ait Ben Haddou an. Wir fahren ein wenig über eine kleine Nebenstrecke oberhalb von Agadir zurück auf die Hauptstraße und können noch einen schönen Blick von oben auf die Küstenstadt werfen.

Wieder unten angekommen, geht an einem schicken Stadion vorbei, dass sicherlich für die Fußball WM 2030 hergerichtet wurde. Drumherum sind alle Straßen schon perfekt ausgebaut.

Die Gegend, die wir jetzt durchfahren, ist bekannt für ihre Arganplantagen. Arganbäume sind lange Zeit in Vergessenheit geraten, leider zu unrecht. Sie sind sehr widerstandsfähig und können Dürren gut überstehen. Ihre Früchte die Argannüsse liefern wertvolles Öl, welches zum Kochen, aber auch in der Kosmetikindustrie genutzt wird. Ich habe einen Betrieb gefunden, in dem in einer Kooperative Frauen diese Nüsse verarbeiten und die Produkte dann vor Ort verkaufen. Also planen wir einen Schlenker auf unserer geplanten Route ein. Unser Navi führt uns mal wieder über einen äußerst interessanten Weg. Wir fahren mitten durch eine Arganplantage über eine üble Stein- und Sandpiste. 8 km geht es holterdipolter durch die Arganbäume. Was wir allerdings zwischen den Bäumen sehen, macht uns ein wenig stutzig. Überall liegen hier teilweise noch verwesende Kadaver und Knochenteile von größeren Tieren herum. Was ist das hier, der Friedhof der „Kuscheltiere“? Das erklärt auch die vielen Fliegen.

Arganplantage

Irgendwann kommen wir dann endlich in der Kooperative an. Hier kaufen wir eine kleine Flasche Arganöl in Bioqualität und einen Mandelhonigaufstrich. Wir sind gespannt, ob sich die Strecke gelohnt hat. Unser Nachtquartier schlagen wir kurz hinter der Kooperative auf, natürlich in einer der Arganplantagen, allerdings ohne tote Tiere.

Vom Drâatal über Zagora durch die karge Ebene entlang des Djebel Bani bis in das Antiatlas-Gebirge nach Tafraoute

Nach einer wunderbaren frischen und ruhigen Nacht an der Oase Tizgui nehmen wir die Route, die auch einige Filmregisseure schon interessiert hat. Die Palmenhaine und zusammenhängenden Oasen des Drâatals und die vielen Kasbahs, viele sind zerfallen und einige wurden zu Hotels umgebaut, lassen vor unseren Augen wilde Reiterhorden durchziehen oder Schurken die von James Bond gejagt werden. Bis Zagora ändert sich die Kulisse kaum. Immer läuft das grüne Band der Palmen entlang der Straße neben uns her.
In Zagora wollen wir eigentlich nur kurz ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Aber bereits bei der Einfahrt in die Stadt begleitet uns ein Mopedfahrer mit einem Monteursanzug und macht begeistert während der Fahrt Fotos von uns bzw. von unserem Auto. Als wir den Parkplatz ansteuern, den wir uns ausgeguckt haben, leitet uns ein geschäftstüchtiger Marokkaner zu einem besseren Parkplatz nicht ohne Werbung für sein Geschäft zu machen. Er betreibt eine Agentur, die Kamelreiten, 4×4 Touren in die Wüste und so weiter organisiert. Dafür hat er uns schließlich auch den guten Tipp mit dem Parkplatz gegeben. Ein Geben und Nehmen eben. Wir fahren zu dem angegebenen Parkplatz, aber der ist ein wenig abgelegen und wir haben ein ungutes Gefühl. Und wie aus dem Nichts taucht der Mopedfahrer neben uns auf und berichtet von all seinen guten Freunden aus Deutschland mit den unterschiedlichsten Offroadfahrzeugen, die alle in der Werkstatt für die er arbeitet, seine Autos haben reparieren oder aufrüsten lassen. Er zeigt uns alle möglichen Fotos auf seinem Handy und möchte anschließend auch noch ein Foto von uns und unserem Auto mit ihm zusammen. Na ja, so schnell lassen wir uns nicht rumkriegen. Wir können ihm verklickern, dass wir das nicht möchten und fahren unverrichteter Dinge weiter. Auf dem nächsten Parkplatz haben wir unsere Ruhe und ich kann schnell unsere Einkäufe machen. Bernd bleibt derweilen am Auto. Allerdings lässt ihm die „bekannte Werkstatt“, in der schon viele Offroadfahrzeuge mit neuen Blattfedern aufgerüstet wurden, keine Ruhe. Die Federung unseres Pick-ups ist der neuralgische Punkt und natürlich das immer noch andauernde Knackgeräusch.
Am Ende suchen wir genau diese berühmt berüchtigte Werkstatt auf und werden direkt bis in die Halle gelotst. Wir machen vorher einen Preis aus, wieviel lediglich die Begutachtung unseres Malheurs kosten soll. Okay, für 5€ lassen wir sie schauen und Bernd klettert mit in die Grube. Natürlich möchten sie uns ein zusätzliches Paar Blattfedern verkaufen und auch direkt anbringen. Aber das Gute ist, es ist nichts zu erkennen, was kaputt oder gebrochen ist. Ein Segen, wir fahren erleichtert weiter. Zu einem weiteren Paar Blattfedern konnten sie uns nicht überreden. Wir zahlen die 50 Dirham und fahren gen Westen von Zagora Richtung Foum Zguid entlang des Djebel Bani, der Gebirgszug, der die Sahara nach Norden hin begrenzt. Die aride Landschaft ist bis auf ein paar Nomaden so gut wie unbewohnt. Die Straße geht 120 km stracko-lacko geradeaus. Hier einen Übernachtungsplatz zu finden, von dem man nicht von der Straße gesehen wird, ist nicht so einfach. Irgendwann kurz vor Foum Zguid fahren in einen kleinen Weg bis zum einem Baum, der zumindest schön anzusehen ist. Hier schlagen wir unser Lager auf. Auf der Straße ist fast nichts los, so haben wir eine fantastische Nacht ganz ungestört.

Nach dem wir unser Frühstück beendet haben und fast fertig sind, kommt dann doch noch ein Hirte vorbei und ist froh über ein wenig Unterhaltung. Mohammed hütet 89 Ziegen und würde sich freuen auch so ein tolles Fernglas zu besitzen, damit er seine Ziegen in dem Gelände immer wiederfinden kann. Wir machen noch ein Foto zusammen mit ihm und geben ihm ein wenig Wegzehrung mit. Zufrieden aber ohne Fernglas zieht er seines Weges und wir auch. In Tissint machen wir einen kurzen Zwischenstopp an ein paar kleinen Wasserfällen. Wir wundern uns, trotz des guten und warmen Wetters ist hier keiner in dem tollen türkisfarbenen Wasser. Vielleicht können viele auch nicht schwimmen, ist unser Gedanke. Schade eigentlich.

Wasserfall bei Tissint

Wir fahren weiter über Tata einer etwas größeren Stadt weiter bis in das Antiatlas-Gebirge. Hier soll auch verschiedenste Tiere unterwegs sein.

Hier ist was los!

Auf einer kleinen Nebenstraße, die einspurig aber gut asphaltiert bis auf 2000m Höhe führt, suchen wir uns am Rand unseren Übernachtungsplatz. Hier ist es ganz schön frisch. Es gibt kaum einen grünen Zweig. Eigentlich sieht es aus wie auf dem Mond. Da waren wir ja schon vor ein paar Wochen 🥴 und da wollte ich eigentlich gar nicht mehr hin. Die Fahrt hier hinauf war allerdings deutlich angenehmer. Also, alles halb so wild.

Die Straße bis Tafraoute führt uns an dem Tal der Ammeln vorbei, ein Berbervolk, welches angeblich laut Reiseführer nur untereinander heiraten darf. Ob das so gesund ist? Aber das Tal ist wunderschön grün und die Berber aus dem Ammeltal haben es zu etwas gebracht. Sie sind fleißige Geschäftsleute. Das zeigt sich auch an den schönen Häusern, in denen sie wohnen.

Das Tal der Ammeln.

In Tafraoute angelangt, kommen wir an einem Parkplatz vorbei auf dem einige Wohnmobile parken, wo auch Leute mit Tischen und Campingstühlen davor sitzen. Wir wundern uns etwas, warum man hier auf der Straße Camping macht, da gibt es eindeutig bessere Plätze. Wir fahren erst einmal weiter durch das Dorf. Hier ist richtig was los. Es gibt viele kleine nette Geschäfte, Restaurants, Cafés und Läden mit allerlei schönen Dingen.
Wir finden nicht sofort die Einfahrt des Campingplatzes, den wir, etwas abseits gelegen, ausgesucht haben, und parken erst einmal auf einem etwas größerem Platz. Da kommt direkt ein Mann auf uns zu und bittet uns doch bitte auf seinen Campingplatz zu fahren, bei ihm würde noch kein Wohnmobil stehen und überall sonst sind schon Camper, das wäre doch ungerecht. Wir bleiben bei unserer Entscheidung und fahren erst einmal querfeldein immer zwischen einigen weiß angestrichenen Steinen hindurch, bis wir nach einem Kilometer an dem richtigen Patz angelangt sind.

Der Platz liegt etwas oberhalb der Stadt und wir trinken zunächst einen guten Café auf der sensationellen Terrasse mit tollem Blick auf die Umgebung. Die Gegend ist durch ihre skurrile Stein- und Felsformationen besonders interessant. Das haben auch einige Künstler zu schätzen gewusst.

Blick von der Terrasse auf Tafraoute

Der Campingplatz ist noch ein wenig im Aufbau. Es gibt einen Pool, der aber meines Erachtens nicht notwendig ist, weil hier vor allem ständig Wassermangel herrscht. Die Duschen sind heiß und wir stehen ganz alleine mit dem WoMo auf dem Platz. Es gibt noch ein paar Backpacker, die in dem Gästehaus schlafen oder in einer Hängematte zwischen den Palmen.

Nach einer kleinen Erfrischung gehen wir runter in die Stadt. Wir bummeln nach Lust und Laune durch die Gassen und landen schließlich an dem Parkplatz mit den Wohnmobilen am Eingang des Dorfes. Jetzt verstehen wir den Sinn dahinter. Die Autos warten auf eine neue Lackierung. Die WoMos werden hier geschliffen und lackiert, was hier natürlich viel günstiger ist als bei uns. Clever. Zwischen den Gassen finden wir auch noch einen Lebensmittelmarkt. Hier werden die Hühner hoffentlich nicht vor Ort geschlachtet. 😲

Frischfleisch direkt aus der Theke.

Wir gehen heute bei Chez Nadia essen. Wenn ich das nicht über eines der einschlägigen Foren gegoogelt hätte, wer man nie darauf gekommen, dass es hier im Hinterhof ein Restaurant mit gutem marokkanischen Essen gibt. Lecker und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Auf dem Rückweg machen wir noch eben einen Umweg entlang eines Felsen mit einer Zeichnung. Wir gehen durch den etwas vertrockneten Dattelpalmenhain, um die Gazelle zu suchen.

Am nächsten Morgen packen wir unser WoMo wieder, um die Berge allmählich hinter uns zu lassen. Allerdings nicht ohne uns die blauen Felsen anzuschauen. 1984 malte der belgische Künstler Jean Vérame zehn Felsblöcke in Blau an. Wir finden allerdings noch weitere Felsen in unterschiedlichsten Farben angemalt. Immer dieser Trittbrettfahrer.

Bis zum Meer sind es noch 170 km. Auf dem Weg dahin liegt die Mansour-Schlucht in die wir noch hineinfahren. Diese Schlucht ist so grün und dicht mit Palmen bewachsen dass man bei der Durchfahrt denkt, man befindet sich im Dschungel. Hier genießen wir unseren Tee und machen uns weiter auf den Weg Richtung Westen. Bis dahin müssen wir uns noch so einige Meter auf Meeresniveau herunterschrauben. Man merkt den Höhenunterschied auch an der steigenden Außentemperatur. Das Thermometer zeigt mittlerweile 32°C an.

Mansour-Schlucht
Ausläufer des Antiatlas-Gebirges nach Westen zum Meer hin

Kurz vor Tiznit schlagen wir wieder irgendwo im Nirgendwo vor der Stadt unser Nachtlager auf.

Morgen geht es erst nach Sidi Ifni und dann an den Strand bei Legzira.

Die Straße der Kasbahs und Oasen – Von Tinghir über Skoura ins Drâatal

Von unserem einsamen Übernachtungsplatz hinter Tinghir geht es weiter für uns erst über die RN10 die Hauptstraße und dann ab Boulmane Dadès über eine Nebenstrecke durch kleine Dörfer, in denen wir noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen wollen. Von Boulmane Dadès gelangt man auch in die schöne Dadès-Schlucht. Wir fahren aber weiter Richtung Skoura, dort wollen wir uns eine gut erhaltene und als Museum umgebaute Kasbah anschauen. Bis dahin gibt es viel zu schauen. Bei einem kleinen Zwischenstopp in einem Dorf gehen wir noch kurz auf den Markt, auf dem wir unser Gemüse und ein ganzes Huhn für ein paar wenige Dirham kaufen. Unglaublich wie günstig hier Gemüse ist. Zwei Kilo Kartoffeln, Möhren, Aubergine, Zucchini für 80 Cent. Das Huhn ganz frisch und mindestens 2,5 kg kostete 5 Euro.

Später fahren wir über Kalaat M’Gouna dem Ausgangsort zum Tal der Rosen. Hier gibt es überdurchschnittlich viele Parfümerien. Viele Kooperativen, die ihre Produkte rund um die Rose anbieten. Leider blühen die Rosen noch nicht und Duftwässerchen brauchen wir auch nicht. Also steuern wir den Campingplatz in Skoura in der Nähe der Kasbah Amerhidil an. Für marokkanische Verhältnisse ist der Platz mit 10€ relativ teuer, aber er liegt praktisch und die heiße Dusche ist inclusive. Nach einer kleinen Teepause machen wir uns auf zur Kasbah. Der Wind frischt auf, so dass wir in einen mittelprächtigen Sand- bzw. Staubsturm kommen als wir das kurze Stück bis dahin laufen.

Kasbah Amerhidil

Jetzt hätte mein Berbertuch gute Dienste geleistet. Die Kasbah Amerhidil hat ein kleines Museum, bzw. sogar zwei, was uns ein wenig verwirrt hat. Aber anschließend haben wir herausgefunden, dass die Kasbah zwei Familien gehört und sie in mehrere Bereiche aufgeteilt ist. Für jeden Bereich muss man getrennt 40 DH Eintritt bezahlen. Wir sind in den Eingang rechts gegangen und haben es geschafft nur den Eintritt zu bezahlen. Der Mann am Eingang hat es zwar noch versucht uns eine Führung auf französisch auf zu quatschen, aber wir konnten ihm verständlich machen, dass wir keine Führung möchten. Hier sieht man erst wie aufwändig diese Lehmbauten Instand gehalten werden müssen. Nach jeder Regenperiode muss nachgebessert werden, da die Schichten außen abgetragen werden.

Blick auf die Oase und die bereits verfallenden Gebäudeteile

Man sieht es an den nicht renovierten bzw. laufend reparierten Gebäudeteilen. Die Kasbah besteht bereits schon seit dem 17. Jahrhundert. Unten befinden sich die Stallungen, im ersten Stock befindet sich die Küche und der Wohnbereich.

Ganz oben gibt es einen Freigang und eine schöne Aussicht auf die umgebende Oase, die zum Teil leider schon, wie in anderen Bereichen auch schon gesehen, unter dem abgesunkenen Grundwasserspiegel und somit unter der Trockenheit leidet.

Nach der Besichtigung dieses Teils der Kasbah finden wir auch den anderen Eingang. Wir ziehen weiter und schauen uns die Kasbah lieber noch ein bisschen von außen an. Der Lehmbau ist wirklich schön und aufwendig restauriert worden, das muss man anerkennen. Auf dem Weg hierher auf der Straße der Kasbahs gibt es leider viele verfallene Lehmgebäude zu sehen.

Zurück auf dem Campingplatz habe ich erst einmal das Hühnchen in seine Einzelteile zerlegt. Da können wir vier Tage von essen, so groß ist es wohl. Allmählich trudeln immer mehr Fahrzeuge ein und der Platz füllt sich ein wenig, aber es ist noch viel Raum. Es ist ganz schön nach 4 Nächten autarken Stehens sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Spät abends lässt der Wind nach und wir haben eine ruhige Nacht.

Camping Ameridil bei Skoura

Morgens setzen wir kurz die Kabine ab, um ein paar Schrauben vom Aufbau zu kontrollieren, ob die nach unserem Hüpfer in der Wüste keinen Schaden genommen haben. Auch im abgesetzten Zustand lässt sich nichts erkennen. Bernd zieht noch einmal die Schrauben mit dem in der „Werkzeugdrogerie“ neu erstandenen Ringschlüssel an, was allerdings keine große Wirkung auf das komische ab und an auftretende Knackgeräusch hat, stellen wir später bei der Weiterfahrt fest. 🥴

Noch 10 km bis nach Quarzazate. Die Provinzhauptstadt wirkt sehr aufgeräumt und sauber. Schöne große prachtvolle Gebäude und große breite Straßen, viel Banken und Geschäfte. Hier können wir sogar in einem Geschäft Alkohol einkaufen. Ich habe mich vorbereitet und die gängigsten marokkanischen Weine herausgesucht und dem Verkäufer präsentiert. Dazu noch ein paar Dosen marokkanisches Bier und ab zum Carrefour die restlichen Dinge einkaufen.

Unser Übernachtungsziel ist heute die Oase am Wasserfall Tizgui. Auf dem Wege dorthin fahren wir durch spektakuläre Gebirgszüge, die teilweise aus erloschenen Vulkanen bestehen.

Über die nagelneue Straße fahren so einige abenteuerlich beladene LKW’s.

🫣

Die Befürchtung, dass es hier gar kein Wasserfall gibt, hat sich nicht bestätigt. Tief in einer kleinen Schlucht liegt dieses Idyll. Ein kleines Restaurant versorgt die Besucher mit leckeren Getränken und Essen. Wir haben hier einen arabischen Kaffee genossen. Unser WoMo steht oben auf dem Parkplatz und der Restaurantbetreiber versichert uns, dass wir hier eine schöne ruhige Nacht haben werden. Wir sind gespannt. Bis auf ein kleines deutsches Auto steht ab dem späten Abend auch keiner mehr hier.

Unsere Schluchtentour – Von Goulmima über die Rherisschlucht in die Todraschlucht

Den Campingplatz in der Oase von Meski verlassen wir erst recht spät. Jetzt müssen wir noch eine kleine Versorgungsfahrt machen. Einkaufen und tanken können wir in Errachidia beides gut. Der Marjane Supermarkt hat alles was es bei uns auch gibt ausser Alkohol. Beladen mit allerlei Leckereien machen wir uns auf nach Goulmima. Von hier führt eine kleine Straße rauf in die Berge über kleine beschauliche Bergdörfer. Kurz hinter Amellagou schlagen wir unser Lager auf. Der Bergfluss Rheris führt sogar noch etwas Wasser, was wir bei unserem Aufenthalt sehr zu schätzen wissen, da wir unsere Wasservorräte so lediglich für den Verzehr nutzen. Gewaschen und gespült wird mit Flusswasser. Auf dem ganzen Weg dorthin sehen wir nur zwei weitere Wohnmobile und einen Bulli, der an einem Gasthaus parkt. Die Schlucht führt durch enge hohe Bergschneisen und dann weitet sie sich wieder, um nach zwei kleinen Dörfern, die teilweise am Hang und in den Berg gebaut sich wieder zu verengen.

Bis auf ein paar Dorfbewohner, die fröhlich winkend auf der Straße an unserem Platz vorbeifuhren, waren wir für uns.

Nach zwei Ruhetagen geht es weiter über Ait Hani in die Todra Schlucht. Der Weg von Norden zur Schlucht führt über eine schöne Hochebene auf der gerade schöne lila Blumen blühen und weiter unten geht es allmählich in ein engeres Tal über,

bis irgendwann die enge Todra-Schlucht und damit auch ganz viele Menschen auftauchen, die unterschiedlichste Interessen mitbringen. Aber eins haben wir gemeinsam, wir möchten die Schlucht sehen und erleben.

Auf dem Parkplatz stehen schon einige Camper aus den unterschiedlichsten Ländern. Einige sind hier zum Klettern, was hier wirklich sehr spektakulär ist. Es gibt entlang der Schlucht viele Routen mit unterschiedlichstem Schwierigkeitsgrad, aber die meisten gehen wirklich richtig hoch bis hin zu 300m Höhenmetern senkrecht den Felsen hoch. Wirklich Schwindelerregend. Andere schlendern durch die Schlucht und staunen, wieder andere fahren hindurch und trinken hier einen Café in einen der beiden Kioske am Parkplatz. Wo es soviel Publikum gibt, finden sich leider auch schnell einige Bettler ein. Ein ganzes Rudel Hunde kontrolliert hier den Parkplatz und haben alles im Blick. Einige Wohnmobilisten versorgen sie mit Futter und Wasser oder die Hunde versorgen sich selber, in dem sie im Müll nach Nahrung suchen. Also es ist richtig was los. Zudem kommt noch, dass viele Marokkaner heute noch frei haben, da gestern das Zuckerfest war und viele den Tag für einen Ausflug nutzen. Wir schauen uns das Spektakel von oben an. Ab vier Uhr legt dann ein Gimbrispieler (so etwas wie eine Laute also ein Gitarrenähnliches Instrument) und hört mit seinem Konzert erst gegen 22 Uhr auf. Dazu wird getrommelt, was bei dem Publikum mit Applaus gefeiert wird. Also, hier wird so einiges geboten. Wir gehen zeitig schlafen, denn morgen wollen wir die Schlucht von oben sehen.

Wir wachen früh auf, da ab 6 Uhr morgens schon die ersten LKW‘s mit Schafen und Ziegen beladen an unserem Parkplatz vorbei den Berg hinaufkriechen. Das ist nicht schlimm, dann kommen wir auch früh auf den Berg. Die Sonne brennt mittlerweile schon ganz ordentlich. Aber hier oben auf ca. 1500m lässt es sich gut aushalten.

Zunächst geht es.am Parkplatz den Hang hinauf immer weiter in das Tal Richtung Westen. Der Anstieg ist für uns gut machbar, aber man merkt schon, dass wir hier auf knapp 2000m kommen, da ist die Luft ein wenig dünner. Japps, hechel. Dafür werden wir mit einer tollen Aussicht belohnt. Eine Frau mit ihrem Muli kommt uns entgegen und eine Gruppe Italiener, die heute richtig früh aufgestanden sein müssen, denn sie kommen uns entgegen und die Tour dauert mindestens 3,5 Stunden.

Nach einer Hochebene geht es noch ein wenig bergauf bis wir auf ein Berberlager treffen. Hier leben Menschen teilweise in Höhlen, die sie in den Felsen gehauen haben, bzw. in primitivsten Steinhöhlen. Kinder springen hier rum und ein älterer Mann lädt uns zum Tee ein. Wir lehnen höflich ab und gehen weiter bis zum Gipfel. Die Menschen leben hier von der Hand in den Mund. Sie haben einige Tiere, Ziegen, Schafe und Esel, das wars dann auch. Ansonsten leben sie von den Verkäufen der Felle, bzw. den Produkten daraus.

Fast auf dem Gipfel im Hintergrund das Berberdorf

Der Abstieg ist immer mit Blick auf die grüne Oase zum südlichen Schluchteingang. Von ganz oben sieht man den großen Palmenhain, der sich bis Tinghir erstreckt.

Unten angekommen sind wir aus der Stille der Berge wieder im vollen Tourirummel angekommen. Reisebusse entlassen ganze Horden von Menschen in die Schlucht, die fotografierend mit Blick nach oben so gar nicht auf die Autos achten, die sich auch durch die enge Straße quetschen. Am Rande verkaufen einige Händler ihre Berberteppiche und sonstige Tuch- und Schmuckwaren. Der Gang durch die Schlucht ist somit sehr kurzweilig.

Am WoMo angekommen erst mal eine kleine Stärkung aus der Bäckerei, die auf dem Weg lag. Danach verabschieden wir uns von dem Trubel und fahren durch Tinghir Richtung Ourzazate. Allerdings biegen wir 10 km nach Tinghir auf eine kleine Nebenroute ab und fahren auf eine kleine Anhöhe irgendwo im Nirgendwo ohne Rummel. Herrlich, obwohl so ganz alleine ist man auch in der vermeintlichen Einsamkeit nicht. Irgendwie taucht immer irgendjemand auf und kommt vorbei. Wir wundern uns immer, wo die herkommen und vor allem wo sie hingehen. Erstaunlich. Wir freuen uns auf eine herrlich ruhige Nacht.

Herrlicher Palmenhain vor Tinghir