Vom Drâatal über Zagora durch die karge Ebene entlang des Djebel Bani bis in das Antiatlas-Gebirge nach Tafraoute

Nach einer wunderbaren frischen und ruhigen Nacht an der Oase Tizgui nehmen wir die Route, die auch einige Filmregisseure schon interessiert hat. Die Palmenhaine und zusammenhängenden Oasen des Drâatals und die vielen Kasbahs, viele sind zerfallen und einige wurden zu Hotels umgebaut, lassen vor unseren Augen wilde Reiterhorden durchziehen oder Schurken die von James Bond gejagt werden. Bis Zagora ändert sich die Kulisse kaum. Immer läuft das grüne Band der Palmen entlang der Straße neben uns her.
In Zagora wollen wir eigentlich nur kurz ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Aber bereits bei der Einfahrt in die Stadt begleitet uns ein Mopedfahrer mit einem Monteursanzug und macht begeistert während der Fahrt Fotos von uns bzw. von unserem Auto. Als wir den Parkplatz ansteuern, den wir uns ausgeguckt haben, leitet uns ein geschäftstüchtiger Marokkaner zu einem besseren Parkplatz nicht ohne Werbung für sein Geschäft zu machen. Er betreibt eine Agentur, die Kamelreiten, 4×4 Touren in die Wüste und so weiter organisiert. Dafür hat er uns schließlich auch den guten Tipp mit dem Parkplatz gegeben. Ein Geben und Nehmen eben. Wir fahren zu dem angegebenen Parkplatz, aber der ist ein wenig abgelegen und wir haben ein ungutes Gefühl. Und wie aus dem Nichts taucht der Mopedfahrer neben uns auf und berichtet von all seinen guten Freunden aus Deutschland mit den unterschiedlichsten Offroadfahrzeugen, die alle in der Werkstatt für die er arbeitet, seine Autos haben reparieren oder aufrüsten lassen. Er zeigt uns alle möglichen Fotos auf seinem Handy und möchte anschließend auch noch ein Foto von uns und unserem Auto mit ihm zusammen. Na ja, so schnell lassen wir uns nicht rumkriegen. Wir können ihm verklickern, dass wir das nicht möchten und fahren unverrichteter Dinge weiter. Auf dem nächsten Parkplatz haben wir unsere Ruhe und ich kann schnell unsere Einkäufe machen. Bernd bleibt derweilen am Auto. Allerdings lässt ihm die „bekannte Werkstatt“, in der schon viele Offroadfahrzeuge mit neuen Blattfedern aufgerüstet wurden, keine Ruhe. Die Federung unseres Pick-ups ist der neuralgische Punkt und natürlich das immer noch andauernde Knackgeräusch.
Am Ende suchen wir genau diese berühmt berüchtigte Werkstatt auf und werden direkt bis in die Halle gelotst. Wir machen vorher einen Preis aus, wieviel lediglich die Begutachtung unseres Malheurs kosten soll. Okay, für 5€ lassen wir sie schauen und Bernd klettert mit in die Grube. Natürlich möchten sie uns ein zusätzliches Paar Blattfedern verkaufen und auch direkt anbringen. Aber das Gute ist, es ist nichts zu erkennen, was kaputt oder gebrochen ist. Ein Segen, wir fahren erleichtert weiter. Zu einem weiteren Paar Blattfedern konnten sie uns nicht überreden. Wir zahlen die 50 Dirham und fahren gen Westen von Zagora Richtung Foum Zguid entlang des Djebel Bani, der Gebirgszug, der die Sahara nach Norden hin begrenzt. Die aride Landschaft ist bis auf ein paar Nomaden so gut wie unbewohnt. Die Straße geht 120 km stracko-lacko geradeaus. Hier einen Übernachtungsplatz zu finden, von dem man nicht von der Straße gesehen wird, ist nicht so einfach. Irgendwann kurz vor Foum Zguid fahren in einen kleinen Weg bis zum einem Baum, der zumindest schön anzusehen ist. Hier schlagen wir unser Lager auf. Auf der Straße ist fast nichts los, so haben wir eine fantastische Nacht ganz ungestört.

Nach dem wir unser Frühstück beendet haben und fast fertig sind, kommt dann doch noch ein Hirte vorbei und ist froh über ein wenig Unterhaltung. Mohammed hütet 89 Ziegen und würde sich freuen auch so ein tolles Fernglas zu besitzen, damit er seine Ziegen in dem Gelände immer wiederfinden kann. Wir machen noch ein Foto zusammen mit ihm und geben ihm ein wenig Wegzehrung mit. Zufrieden aber ohne Fernglas zieht er seines Weges und wir auch. In Tissint machen wir einen kurzen Zwischenstopp an ein paar kleinen Wasserfällen. Wir wundern uns, trotz des guten und warmen Wetters ist hier keiner in dem tollen türkisfarbenen Wasser. Vielleicht können viele auch nicht schwimmen, ist unser Gedanke. Schade eigentlich.

Wasserfall bei Tissint

Wir fahren weiter über Tata einer etwas größeren Stadt weiter bis in das Antiatlas-Gebirge. Hier soll auch verschiedenste Tiere unterwegs sein.

Hier ist was los!

Auf einer kleinen Nebenstraße, die einspurig aber gut asphaltiert bis auf 2000m Höhe führt, suchen wir uns am Rand unseren Übernachtungsplatz. Hier ist es ganz schön frisch. Es gibt kaum einen grünen Zweig. Eigentlich sieht es aus wie auf dem Mond. Da waren wir ja schon vor ein paar Wochen 🥴 und da wollte ich eigentlich gar nicht mehr hin. Die Fahrt hier hinauf war allerdings deutlich angenehmer. Also, alles halb so wild.

Die Straße bis Tafraoute führt uns an dem Tal der Ammeln vorbei, ein Berbervolk, welches angeblich laut Reiseführer nur untereinander heiraten darf. Ob das so gesund ist? Aber das Tal ist wunderschön grün und die Berber aus dem Ammeltal haben es zu etwas gebracht. Sie sind fleißige Geschäftsleute. Das zeigt sich auch an den schönen Häusern, in denen sie wohnen.

Das Tal der Ammeln.

In Tafraoute angelangt, kommen wir an einem Parkplatz vorbei auf dem einige Wohnmobile parken, wo auch Leute mit Tischen und Campingstühlen davor sitzen. Wir wundern uns etwas, warum man hier auf der Straße Camping macht, da gibt es eindeutig bessere Plätze. Wir fahren erst einmal weiter durch das Dorf. Hier ist richtig was los. Es gibt viele kleine nette Geschäfte, Restaurants, Cafés und Läden mit allerlei schönen Dingen.
Wir finden nicht sofort die Einfahrt des Campingplatzes, den wir, etwas abseits gelegen, ausgesucht haben, und parken erst einmal auf einem etwas größerem Platz. Da kommt direkt ein Mann auf uns zu und bittet uns doch bitte auf seinen Campingplatz zu fahren, bei ihm würde noch kein Wohnmobil stehen und überall sonst sind schon Camper, das wäre doch ungerecht. Wir bleiben bei unserer Entscheidung und fahren erst einmal querfeldein immer zwischen einigen weiß angestrichenen Steinen hindurch, bis wir nach einem Kilometer an dem richtigen Patz angelangt sind.

Der Platz liegt etwas oberhalb der Stadt und wir trinken zunächst einen guten Café auf der sensationellen Terrasse mit tollem Blick auf die Umgebung. Die Gegend ist durch ihre skurrile Stein- und Felsformationen besonders interessant. Das haben auch einige Künstler zu schätzen gewusst.

Blick von der Terrasse auf Tafraoute

Der Campingplatz ist noch ein wenig im Aufbau. Es gibt einen Pool, der aber meines Erachtens nicht notwendig ist, weil hier vor allem ständig Wassermangel herrscht. Die Duschen sind heiß und wir stehen ganz alleine mit dem WoMo auf dem Platz. Es gibt noch ein paar Backpacker, die in dem Gästehaus schlafen oder in einer Hängematte zwischen den Palmen.

Nach einer kleinen Erfrischung gehen wir runter in die Stadt. Wir bummeln nach Lust und Laune durch die Gassen und landen schließlich an dem Parkplatz mit den Wohnmobilen am Eingang des Dorfes. Jetzt verstehen wir den Sinn dahinter. Die Autos warten auf eine neue Lackierung. Die WoMos werden hier geschliffen und lackiert, was hier natürlich viel günstiger ist als bei uns. Clever. Zwischen den Gassen finden wir auch noch einen Lebensmittelmarkt. Hier werden die Hühner hoffentlich nicht vor Ort geschlachtet. 😲

Frischfleisch direkt aus der Theke.

Wir gehen heute bei Chez Nadia essen. Wenn ich das nicht über eines der einschlägigen Foren gegoogelt hätte, wer man nie darauf gekommen, dass es hier im Hinterhof ein Restaurant mit gutem marokkanischen Essen gibt. Lecker und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Auf dem Rückweg machen wir noch eben einen Umweg entlang eines Felsen mit einer Zeichnung. Wir gehen durch den etwas vertrockneten Dattelpalmenhain, um die Gazelle zu suchen.

Am nächsten Morgen packen wir unser WoMo wieder, um die Berge allmählich hinter uns zu lassen. Allerdings nicht ohne uns die blauen Felsen anzuschauen. 1984 malte der belgische Künstler Jean Vérame zehn Felsblöcke in Blau an. Wir finden allerdings noch weitere Felsen in unterschiedlichsten Farben angemalt. Immer dieser Trittbrettfahrer.

Bis zum Meer sind es noch 170 km. Auf dem Weg dahin liegt die Mansour-Schlucht in die wir noch hineinfahren. Diese Schlucht ist so grün und dicht mit Palmen bewachsen dass man bei der Durchfahrt denkt, man befindet sich im Dschungel. Hier genießen wir unseren Tee und machen uns weiter auf den Weg Richtung Westen. Bis dahin müssen wir uns noch so einige Meter auf Meeresniveau herunterschrauben. Man merkt den Höhenunterschied auch an der steigenden Außentemperatur. Das Thermometer zeigt mittlerweile 32°C an.

Mansour-Schlucht
Ausläufer des Antiatlas-Gebirges nach Westen zum Meer hin

Kurz vor Tiznit schlagen wir wieder irgendwo im Nirgendwo vor der Stadt unser Nachtlager auf.

Morgen geht es erst nach Sidi Ifni und dann an den Strand bei Legzira.

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