Ait Ben Haddou ist nicht nur Filmkulisse zahlreicher Hollywoodschinken, sondern ist ein faszinierendes architektonisch herausragendes Gesamtkunstwerk, welches Dank des Status als UNESCO-Welterbe in seiner Struktur und Substanz weiterhin erhalten bleibt. Natürlich zieht es aus der ganzen Welt Touristen an, trotzdem kostet die Besichtigung der Ksar kein Geld. Drumherum hat sich eine richtige Tourismusindustrie aufgebaut. Auf der einen Seite des Flusses die Ksar und auf der anderen Seite befindet sich alles, was man für den Aufenthalt vor Ort benötigt. Hotels, Campingplätze, Restaurants und alle möglichen Souvenirshops, so dass viele Menschen davon profitieren können. Dazu kommen die ganzen Tagestouristen, die von Marrakesch oder Agadir mit den „Atlas-Ridern“ oder auch Reisebussen hierher gefahren werden. Der Weg aus der Hochebene zwischen Agadir und Ourzazate ist landschaftlich trotz wenig Bewuchs wieder sehr reizvoll. Die Berge leuchten in allen Farben von hellen Sandfarben bis hin zu roten Gestein, die Farbe Afrikas. Zum Kaffee halten wir an einem kleinen Stausee, der richtig Wasser hat. Da Wochenende ist, haben sich hier einige Familien zum Picknick versammelt.

Auf dem Wege kommen wir noch einer Tankstelle vorbei, die allerdings nur noch Reste einer Filmkulisse ist. Hier wurde vor zig Jahren der Zombiefilm „Hills habe eyes“ gedreht. Wir haben uns den Trailer angeschaut und entschieden, ihn uns nicht anzusehen. Danach hätte ich nicht schlafen können.
Kurz vor Sonnenuntergang schaffen wir es noch bis nach Ait Ben Haddou. Jetzt ist das Licht perfekt. Die roten Farben der Lehmhäuser kommen jetzt richtig gut zur Geltung. Besichtigen wollen wir die Ksar erst morgen früh. Unglaublich wie viele Menschen noch oben auf der Anhöhe sind. Klar der Sonnenuntergang von dort ist sicherlich sehr spektakulär.



Uns sind es zu viele Menschen dort. Wir suchen uns erst einmal unser Nachtlager und wählen den Campingplatz am Ausgang des Ortes. Von hieraus ist es dann nicht weit in die Ksar. Der Campingplatz ist nicht besonders, aber von der Lage her ideal. Im Ort gehen wir diesmal etwas essen. Vorher noch ein paar Fotos von Weitem. Heute gab es einmal etwas anderes als Tajine. Kamelcurry mit indischem Basmatireis. Vorher eine Kürbissuppe. Es war wirklich köstlich. Jetzt schnell ins Bettchen, denn morgen wollen wir ganz früh vor dem großen Tagestouristenansturm in die alte Ksar.
Pünktlich um halb acht gehen wir los. Selbst die Souvenirstände sind noch nicht geöffnet. Ein paar wenige frühe Vögel so wie wir, sind schon unterwegs. Wir laufen von unten nach oben und kreuz und quer durch die alten Gemäuer. Schießen ganz viele Fotos. Es ist eine tolle unbeschreibliche Atmosphäre hier. Es wohnen noch 2 Berberfamilien in der alten Ksar mit allem was man braucht, samt Viehzeug. Man könnte die Häuser gegen einen kleinen Obulus sogar besuchen. Wir entscheiden uns einen kleinen Obulus für das Museum auszugeben. Das Geld kommt der Restauration des Hauses zu Gute, denn es wurde einiges in der Ksar bei dem Erdbeben 2023 zerstört. Die Aufbauarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.




Die Aussicht von dem Berg oberhalb der Ksar ist der Hammer. Man kann bis zu den schneebedeckten Bergen des hohen Atlas blicken und in der anderen Richtung auf die Berge, die in die Wüste führen.




Hier oben nehmen wir noch einen kleinen Kaffee, denn unser Frühstück ist heute morgen erst einmal ausgefallen. Das holen wir später natürlich noch nach.




Als wir die alte Ksar verlassen, rücken allmählich die ersten Minibusse die „Atlas-Rider„ und die großen Reisebusse an. Puh, das haben wir gut getimt. Vor dem großen Ansturm sitzen wir schon wieder in unserem WoMo und genießen unser verspätetes Frühstück.
Dann machen wir uns und unser Auto sauber und fertig zur Abreise. Wir wollen es noch über den Tizi ńTichka schaffen. Denn eine Übernachtung auf 2200m ist im Moment sehr windig und doch sehr frisch. Wir wählen die Route über Telouet. Die kleine Gebirgsstraße führt über knapp 50 Kilometer entlang eines Flusses durch ein Tal, das durch das Wasser sehr grün und fruchtbar ist. Nur war wie schon beschrieben im Jahre 2023 ein fürchterliches Erdbeben und dieses Tal hat es besonders getroffen. Viele Häuser in den Dörfern sind noch zerstört und die Neuen teilweise noch nicht fertig, weil Geld und Material fehlt. Die Straße ist zum Teil von neuen Erdrutschen in einigen Bereichen etwas rumpelig , aber trotzdem gut fahrbar. Das größere Problem sind die vielen Autos, die mit Touristen Richtung Ait Ben Haddou von Marrakesch unterwegs sind. Wir kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Nutzen dadurch immer mal wieder die Chance einen Fotostopp einzulegen. Denn es gibt neben dem traurigem Anblick der Zerstörung auch tolle Motive, die wir gerne festhalten.







In Telouet machen wir einen kurzen Zwischenstopp. Hier existiert auch eine sehr wichtige Kasbah, die allerdings sehr vernachlässigt wurde und vom Erdbeben dann ihren Rest bekommen hat. Sie ist leider nicht mehr zu betreten. Ich steige aus und sehe mich um, während Bernd die Fahrt durch die Berge von der Kamera sichert. Ich komme mit einem Einheimischen ins Gespräch, der sehr traurig ist über den Zustand, der alten bedeutsamen früher sehr prachtvollen Kasbah des Glaoua – Clans. Leider stellt der König dafür kein Geld bereit, andere Projekte haben Vorrang, natürlich auch die Finanzierung des Aufbaus der zerstörten Dörfer. Das Problem ist, dass dem Dorf dadurch die Touristen fehlen, denn jetzt gibt es hier keinen Zwischenstopp mehr. Die meisten fahren durch bis Ait Ben Haddou. Das können wir allerdings nicht so feststellen, denn kurz bevor wir abfahren wollen, rauschen hier mindestens 8 4×4 Atlas-Rider mit einer großen Fuhre Touristen an. Wir kommen kaum noch vom Parkplatz weg. Irgendwie wurschteln wir uns hier raus und suchen einen ruhigeren Ort für unsere Kaffeepause. Kurz vor dem Pass biegen wir auf die alte PN9 ab. Jetzt sind es noch knapp 100 Kilometer bis Marrakesch. Die Straße ist perfekt ausgebaut. Nur an einigen Stellen ist zwischendurch der halbe Hang heruntergekommen, so dass die Straße über die alte Straße umgeleitet wird, aber ansonsten läuft es perfekt. 50 Kilometer vor Marrakesch biegen wir auf eine Nebenstraße ab und suchen uns auf dem Land abseits der Hauptroute einen Übernachtungsplatz am Rande der Straße. Bis auf das morgens einige Kinder auf dem Weg zum Schulbus klopfen, und mal wieder versuchen Geld zu erbetteln, bleiben wir ungestört und hatten eine gute Nacht.
Morgens geht es dann ausgeruht nach Marrakesch rein. Hilfe, das ist vielleicht ein Gewusel. So unglaublich viele Taxis, Mopeds, Kutschen und sonstige Vehikel, die sich irgendwie hupend und winkend den Weg versuchen zu bahnen. Dazwischen ab und an ein paar Verkehrspolizisten, die versuchen das Chaos zu minimieren. Wir schwimmen einfach mit. Langsam und geduldig bahnt Bernd uns mit dem WoMo ohne Fremdkontakt den Weg durch das Verkehrschaos und wir kommen unbeschadet an dem Parkplatz mitten im Zentrum, oh Wunder, an. Jetzt heißt es erst einmal warten bis ein Platz frei wird. Es ist ein Kommen und Gehen auf dem Platz, so dass wir die Hoffnung haben, dass es irgendwie klappt mit dem Parken. Nach einer halben Stunde stehen wir im Hinterhof gut platziert für die Nacht. Für 15,-€ mitten im Zentrum übernachten, das geht. Nacht schlafen wir mit Ohrstöpsel, alles easy.