Gegen fünf Uhr sind wir auf einem Campingplatz gelandet, der kurz vor Essaouira liegt. Auf der Strecke gab es keinen geeigneten Platz in der Wildnis, der uns zusagte, außerdem ist auch mal wieder eine kleine Grundreinigung fällig. Der Platz ist wirklich nett gemacht und tiptop in Schuss. In Essaouira selbst ist es sehr schwierig mit dem WoMo zu übernachten. In der Stadt selber sind WoMos verboten.

Heute satteln wir erst einmal unsere Kabine ab und ruhen uns von der Fahrt aus. Morgen kümmern wir uns dann um das noch undefinierte Geräusch, was unsere Kabine ab und zu verursacht. Bernd lässt es keine Ruhe. Am nächsten Morgen erst wird solange geschraubt, bis hoffentlich alles wieder gerichtet ist. Jetzt braucht es noch zwei Unterlegscheiben für eine Schraube. Die wollen wir dann während unseres Besuchs in Essaouira kaufen. Also geht es ohne Kabine auf in die 10 km entfernte Stadt. An der Strandpromenade ist alles für die Kiter hergerichtet. Surfschulen und Verleiher reihen sich aneinander.



Essaouira ist eine windige Gegend. Allerdings gibt es durch die vorgelagerten kleinen Inseln, die Naturschutzgebiet sind und nicht ohne weiteres betreten werden dürfen, wenig Wellengang. Hier kann man ganz entspannt das Wellenreiten mit den kleinen Babywellen üben, um dann später an den Stränden sich mit den großen Wellen zu messen. Wir laufen den wunderschönen langen Strand an der Strandpromenade entlang bis zum Hafen und der wunderschönen im spanischen Stil gehaltenen Medina. Sie hat auch UNESCO Status und sollte in ihrer Art weiter so erhalten bleiben. Die Gassen sind nicht so eng und es gibt einen symmetrischen Aufbau, so dass man sich gut zurechtfindet. Zwischendurch laden kleine Plätze zum verweilen ein. Vorher erkunden wir aber noch den kleinen Fischereihafen mit seinen schönen kleinen blauen Fischerbötchen, die aufgereiht im Hafen liegen.
Wir laufen durch die schönen Stadttore, die teilweise auch zu einer Festung gehören, die an den Hafen grenzt.





Der Fischmarkt ist schon im vollen Gange. Vorne sind die Fischbuden, die ganz frisch den Fisch an die Kundschaft bringen, entweder im rohen Zustand oder bereits zubereitet. Man sieht direkt was man bekommt und wo es her ist. Wir haben es heute nicht probiert, aber wir haben uns ein wenig daran sattgesehen. Irgendwann später steht auch wieder Fisch auf dem Programm, wir sind ja noch länger an der Küste unterwegs.



In Medina bummeln wir ein wenig durch die Gassen und nehmen eine Kleinigkeit auf einem der schönen kleinen Plätze zu uns.





Gut gestärkt und entspannt geht es wieder zurück zu unserem Auto. Mal sehen, ob wir noch ein Viertel finden, in dem es so profane Dinge wie Unterlegscheiben gibt. Wir fahren mit unserem Ford ohne Aufsatz durch die Gassen, was mit Aufsatz als Wohnmobil nicht erlaubt wäre. In Strandnähe ist alles sauber, schick und durchgestylt. Nun gelangen wir ein paar Straßen weiter in die dritte und vierte Reihe der Häuser und siehe da, unser altes Marokko findet sich hier wieder. Die Werkstätten und Handwerksbetriebe mit allem was irgendwie fahrbereit gemacht werden könnte. Überall steht „Schrott“ herum, Müll und Schutt. Aber, das muss man wirklich sagen, man findet hier alles was man braucht. Man muss nur jemanden fragen, der weiß gleich jemanden, der die entsprechenden Teile hat. Das ganze Viertel ist quasi ein Baumarkt, nur ohne Hinweisschilder. Glücklich ziehen wir mit unseren Unterlegscheiben wieder Richtung Campingplatz.
Für heute ist es auch genug. Schließlich ist Karfreitag und Bernd will noch Struwen backen. Den Schnittlauch für das Schnittlauchgemüse haben wir im Carrefour bekommen. Die Braterei klappt trotz des Windes auch draußen im Windschatten unserer Kabine. Gut, dass sie gerade so tief steht.

Am nächstem Morgen bauen wir unser WoMo wieder zusammen und es geht los erst einmal Richtung Safi. Siehe da, die Knackgeräusche sind weg. Also die Ursache ist grundsätzlich gefunden.
Um Safi herum gibt es sehr viel Industrie. Im Hinterland wird Phosphor abgebaut und in den Industriebetrieben veredelt. Safi besitz auch einen großen Hafen, wohin die Produkte in alle möglichen Länder verschifft werden. Zum Verweilen oder Urlaub machen, ist die Gegend nicht so geeignet, also schnell da durch.
Ein ganzes Stück nördlich von Safi hinter Oualidia ragt eine Lagune ins Landesinnere hinein. Teilweise wurde diese früher zur Salzgewinnung genutzt, daher gibt es in dem hinteren Bereich rechteckig abgegrenzte Flachwasserzonen, die mit salzigem Brackwasser gefüllt sind. Ein Eldorado für Watvögel. Diese Salzwiesen ziehen hunderte von Vögeln an, die in dem flachen Gewässern mit ihren teilweise langen Schnäbeln stochern. Abends konnte ich eine große Kolonie Flamingos beobachten, während wir mittlerweile unser WoMo oben auf der Klippe auf der Landzunge dazwischen geparkt hatten. Der Platz ist wirklich fantastisch. Das Meeresrauschen, die Vögel hier könnte ich den ganzen Tag nur rundum mich herum schauen, was hier alles so los ist in der Natur.



Auf der anderen Seite befinden sich dann die Salzwiesen zwischen den Feldern der Bauern. Die Vögel stören sich kein bisschen an den Erntearbeiten. Auch die LKW´s am Rande stören sie nicht. Mein Glück, denn ich bin ziemlich nah an die Flamingokolonie herangekommen, ohne dass sie die Flucht ergriffen haben.




Die Nacht war ein wenig schaukelig im WoMo, da der Wind bis Mitternacht noch recht stark war, aber später ging es ganz gut. Das Osterfrühstück war mit dem Ausblick ein echter Knaller. Hoffentlich finden wir noch weitere dieser schönen Plätze direkt am Meer.
Unser nächstes Ziel für die Mittagspause ist El Jadida. Eine schöne eher unspektakuläre kleine Stadt. Sie hat eine schöne Stadtmauer, auf der man fast einmal rund um die kleine Medina gehen kann.


Die Medina ist wirklich sehr klein, aber sehr angenehm. Die Citadelle ist leider noch in Renovierung, sonst hätte man diese noch besuchen können. Wir belassen es bei der Stadtmauer und einem kleinen Imbiss in einem Restaurant einer alten Kirche der Spanier. Ja, auch hier ist die Medina von Spaniern gebaut worden. Die beiden verbliebenen Kirchen sind umfunktioniert worden. In einer ist wie gesagt ein Hotel und Restaurant und der anderen ist jetzt ein Theater bzw. Kino untergebracht.



Jetzt sind es noch ca. 80 km bis zu unserem anvisierten Ziel. Wir wollen ca. 25 km vor Casablanca übernachten. Hier haben wir uns einen Ort ausgesucht, der, als wir ankamen, super gut besucht war. Schließlich ist heute Sonntag und das Wetter lädt zum Strandaufenthalt ein, den es hier kilometerlang gibt. Wir finden am Ende auf einem privaten Parkplatz einen guten Platz mit Blick aufs Meer. Die Straße ist zwar gut befahren, aber durch das recht laute Meeresrauschen nimmt man es nicht wirklich wahr. Mal sehen wie die Nacht so wird. Der Sonnenuntergang war hier auf jeden Fall schon fast perfekt.

Bis nach Casablanca ist es nicht mehr weit. Nur noch 30 km und wir stehen fast direkt vor der Moschee Hassan-II, das Wahrzeichen der Stadt und die größte Moschee außerhalb Mekkas. Das Minarett ist um die 200m hoch. Die Moschee steht auf Pfählen direkt am, bzw. sogar im Meer.

Dazu später noch mehr. Der Parkplatz, den wir angesteuert haben, ist leider voll, obwohl der Parkwächter alles gibt, um für uns noch Platz zu schaffen. Aber direkt vi-à-vis weist uns ein engagierter Parkeinweiser auf einem großen Bürgersteig ein. Okay, das passt, also auf zur Moschee. Der Eingang von Norden ist abgesperrt und wir sind leider zu spät für die Vormittagsführungen. Ist ja auch klar, wenn die Zeit zum Gebet ist, gibt es keine Führungen für Besucher. Also vertreiben wir uns die Zeit bis zum Nachmittag in der nahe gelegenen Medina.
Der erster Anlaufpunkt ist das legendäre Ricks Café. Allerdings ist der Film gar nicht hier gedreht worden sondern in den Filmstudios in Kalifornien. Nicht eine Szene ist in Casablanca entstanden. Das Café ist wohl originalgetreu nachgebaut worden, auch das Interieur. Die Preise sind entsprechend hoch, so dass wir es dabei belassen von außen ein Foto zu machen. Casablanca profitiert tatsächlich noch von diesem einzigen Film, der noch nicht einmal hier produziert wurde.

Die Medina ist so wie wir es bisher in Marokko erlebt haben, lebhaft und ein Ort in dem vor allem in Casablanca auch Einheimische sich tummeln und an den kleinen Streetfoodständen ihr Mittagessen einnehmen. Wir lassen uns treiben und finden immer wieder schöne alte Häuser, die zum Teil gut erhalten sind.



Geht man etwas weiter in die Nouvelle Ville mit vielen unterschiedlichen Baustilen, von Jugendstil über Bauhaus und Art Déco Stil findet man hier alles.




Wir gehen bis zum Marché Central, ein überdachtes Gebäude in dem Fisch Obst und Gemüse verkauft werden. Drumherum gibt es etliche kleine Restaurants, die viel frischen Fisch und das übliche marrokanische Essen anbieten. Als wir uns wagen dort hindurch zu bummeln, um einfach zu schauen, werden wir regelrecht von den Anbietern überrannt, doch in ihr Restaurant zum Essen zu kommen.Fast wie in Marrakesch auf dem Marktplatz. Wir lehnen dankend ab und suchen uns ein Restaurant in der Medina. Es ist sehr gut besucht und wir müssen sogar ein Moment warten, um einen Platz zu bekommen. Es gibt viele kleine Schälchen mit unterschiedlichen kleinen Gerichten, von Houmus bis Muscheln, Bohnen und anderen Leckereien. Ich habe in Fett ausgebackenen Teigtaschen mit Fisch, Fleisch und Gemüse gegessen. Es war sehr lecker und wir können gestärkt unsere Casablanca Tour fortsetzen.

Mittlerweile ist es schon 15 Uhr, wie schnell die Zeit hier vergeht, bei diesen vielen Eindrücken.
Letztendlich finden wir auch den richtigen Zugang zur Moschee, wo wir dann auch unsere Tickets kaufen können. Wir schaffen es tatsächlich noch die Führung um 16 Uhr zu bekommen. Die Besucher werden in Gruppen eingeteilt und je nach Nationalität gibt es sogar einen Guide, der die jeweilige Sprache spricht. Angeboten werden arabische, englische, italienische, französische und deutsche Führungen. Die Moschee ist wirklich gigantisch. Sie ist in ca. 6 Jahren gebaut worden und hat 800.000 Millionen Euro gekostet. Das Baumaterial ist sehr hochwertig und aus regionalen Produkten, wie Zedernholz, Granit und Marmor gemacht. Die großen Tore sind aus Titan gefertigt. Das Dach der Moschee kann ähnlich wie bei einem Fußballstadion innerhalb von Minuten aufgefahren werden, damit, wenn die Moschee voll ist, genügend Frischluft hineinkommt. Das Minarett ist 200m hoch und es gibt einen Aufzug nach oben. Welch ein Glück für den Muezzin.






Nach 45 Minuten kommen wir schwer beeindruckt von der Größe und der ganzen Pracht aus der Moschee heraus. Das müssen wir zunächst einmal sacken lassen.
Wir haben uns mal wieder einen Stellplatz am Meer ausgesucht, der nicht all zu weit von Casablanca entfernt liegt, aber aufgrund seiner Lage doch sehr ruhig zu sein scheint.
Kurz hinter Mohammedia biegen wir ab und finden tatsächlich einen ruhigen Platz am Meer. Leider ist der Strand extrem vermüllt. Das ist wirklich schade. Aber in der Nacht ist es hier ruhig und friedlich.
