Ein heißer Fön treibt uns am Morgen über Tiznit bis Sidi Ifni.
Wir parken in der Nähe der Souks auf einem großen Tagesparkplatz auf dem sonntags immer ein großer Bauernmarkt stattfindet. Es ist aber Mittwoch also passt es. Das Wetter ist ein wenig grau, aber trocken und es hat sich von unglaublichen 32°C am Morgen auf angenehme 21°C abgekühlt.

Auf dem Wege hierher läuft uns noch eine Dromedarherde über den Weg.

Sidi Ifni mutet ein wenig spanisch-andalusisch an, was kein Wunder ist, da der Ort bis 1969 noch von den Spaniern besetzt war. Die Häuser sind weiß blau gehalten, leider schon mit etwas Patina, was dem kleinen Fischerörtchen allerdings einen gewissen Charme verleiht. Wenn man frischen Fisch essen möchte oder kaufen, geht das hier wunderbar. Auf dem Markt in der Nähe der Souks bieten die Händler allerlei Fisch an. Der Geruch ist entsprechend. Überall gibt es Sardinen, aber auch ein, zwei Thunfische finden sich unter den Fängen. Wir lassen uns treiben und gehen erst einmal entlang der Küste über die terrassenförmig angelegte Promenade, die oberhalb der Steilküste entlang geht. Man kommt aber auch bis unten ans Wasser. Hier sind die Campingplätze und einige Hotels zu finden.








Nach unserem Spaziergang suchen wir ein kleines Restaurant in den Souks auf. Gut gesättigt gehts wieder zurück zum WoMo. Heute Nacht haben wir uns die Steilküste in der Nähe eines der Torbögen, die das Meer in die Felswand gefressen hat, ausgesucht in der Hoffnung dort auch parken zu können. Als wir ankommen, sind nur ein paar Jugendliche und ein Fischer dort anzutreffen. ALs sie plötzlich verschwunden sind, wundern wir uns ein wenig wohin sie denn sind, denn die Küste ist wirklich dramatisch schroff und steil. Wie die Einheimischen so sind, steigen sie mit ihren Badelatschen oder Babouches jede Klippe herunter. Nein, das mache ich nicht, obwohl die Kulisse sehr verlockend ist. Ich wähle einen etwas weniger steilen Weg, um unten ans Meer zu gelangen.


Der Platz ist wirklich traumhaft schön. Zum Abend hin gesellen sich noch zwei Offroadfahrer und ein Pärchen mit einem etwas größerem Bimobil zu uns auf die Klippe. Bis auf das ziemlich laute Meeresrauschen sind wir in der Nacht ungestört. Morgens können wir den schönen Ausblick auf das Meer beim Frühstück genießen. Wir brechen relativ spät auf in der Hoffnung, dass unser nächster Platz am Meer alsbald erreicht ist. Wir haben einen in Park4Night als 4×4 Platz gekennzeichneten Ort ausgesucht, in der Erwartung diesmal auch etwas leichter an den Strand zu kommen. Die Anfahrt geht über 2km dickste Stein- und Felsenpiste, die wir natürlich nur in Zeitlupentempo bewältigen können. Zum Schluss wird es dann etwas sandig und dann stehen wir vor einigen aufgetürmten Felsbrocken, die absichtlich als Barrikade dort platziert wurden. Wir sind zunächst ratlos und etwas genervt. Jetzt haben wir uns so weit hierhin gequält und dann so etwas. Kurz darauf tauchen dann auch zwei Männer auf, von denen uns einer versichert, dass dieses Gelände seinem Vater gehören würde und keine Camper mehr über sein Grundstück fahren sollen. Tja, irgendwie verständlich, aber trotzdem ärgerlich. Wir rumpeln die selbe Strecke in dem gleichen Tempo wieder zurück. Na ja, bisher waren fast alle Plätze immer sofort ein Volltreffer, irgendwann musste es ja mal passieren. Wir kaufen in Mirleft dafür leckeren Kuchen als Trostpflaster ein.

Natürlich haben wir einen Plan B. Wir fahren ein ganzes Stück weiter die Küste entlang bis Sidi R‘bat. Hier gibt es einen tollen Sandstrand und ganz viel Platz zum parken ohne große Schwierigkeiten bei der Anfahrt.

Es gibt immer wieder einige Anwohner oder auch Besucher, die den Strand und die Fischerhöhlen besuchen, aber ansonsten ist es hier sehr friedlich. Zum Abend hin bietet uns ein Fischer seinen frisch gefangenen Oktopus an. Ich hätte ihn glatt genommen, aber wir hatten gerade gegessen und die Zubereitung im WoMo hätte ich ungern gemacht.



Etwas spannend bleibt es allerdings doch, denn in den Kommentaren zu dem Parkplatz ist immer wieder erwähnt, dass abends das Militär vorbeischaut und die Pässe kontrolliert. Oberhalb des Strandes gibt es eine Station, die den Küstenstreifen überwacht. Ob von hieraus auch noch Migranten rüber zu den Kanaren übersetzen? Keine Ahnung, uns hat auf jeden Fall keiner besucht. Die einzigen, die Wache geschoben haben, sind die neun Hunde, die vor unserem WoMo herumlungern.

Jedes Mal, wenn ein Auto, Moped, Fahrrad oder sonst jemand vorbeikommt, schlagen sie Alarm. In der Nacht waren sie ruhig und keiner hat uns gestört, selbst das Wellenrauschen war etwas weniger laut, als an dem vorherigem Platz.
Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir heute nach Agadir reinfahren. Wir müssen mal wieder etwas einkaufen, unter anderem auch ein wenig Alkohol, das gibt es hier nur in ganz besonderen Läden zu kaufen. Zunächst parken wir unser WoMo direkt in der Nähe der Strandpromenade. Von hieraus schlendern wir entlang des Strandes bis in ein besonders nobles Arial, welches zusätzlich bewacht ist. Hier kommt nicht jede oder jeder rein. Als Fußgänger können wir ungehindert passieren. In einem der schicken Restaurants gönnen wir uns eine leckere Fischmahlzeit. Für marokkanische Verhältnisse relativ teuer, aber für unsere Verhältnisse immer noch sehr günstig. Inclusive Getränke zahlen wir 330 DH.




Auf dem Rückweg kann ich es mir nicht verkneifen, dann doch einmal ins Meer zu springen. Schnell den Badeanzug aus dem Auto geholt und ab in die Fluten. Mr. Baywatch hat mich immer im Auge. Die Strömung und der Wellengang sind ordentlich, daher mach ich ihm gar keinen Stress, ich gehe nur bis zum ersten Wellenbrecher, aber das reicht, um nass zu werden, wunderbares Gefühl. Am Strand gibt es extra Duschanlagen, in denen man dann für 8 DH den Sand wieder aus allen Ritzen herausspülen kann. Die Dusche war eh mal wieder fällig.
Jetzt gehts zum Carrefour, erst einmal die normalen Einkäufe erledigen, die man auf den Souks nicht unbedingt bekommt und dann ab in den Keller des Ladens, denn hier gibt es im Verborgenen den Alkohol. Hui, das Angebot an Bier und vor allem Wein ist wirklich gut. Die Preise sind recht ordentlich. Wir betrachten es als Luxusware, Genuss in homöopathischen Dosen.
Raus aus dem Laden und alles verstaut geht es nach einem kleinen Zwischenstopp an einer Tanke für Diesel und Wasser ab ins Hinterland von Agadir Richtung Vallée de Paradise. Wir kurven eine kleine Bergstraße hinauf und finden für die Nacht wieder einmal einen grandiosen Übernachtungsplatz. Es gibt keine Menschen, kaum Insekten ein paar Vögel und vor allem Ruhe. Der Ausblick überbietet fast alles, was wir bisher so hatten.
Blick auf die Berge und Täler bis hin zum Meer. Wow, so kann man es aushalten. Wir genießen den Abend bei einer guten Flasche marokkanischen Rotwein.


So eine absolut ruhige Nacht hatte wir seit drei Nächten nicht mehr. Dafür wird es heute im Vallée de paradise um so lebhafter. Wir können uns schwer von diesem schönen einsamen Platz trennen, kommen erst recht spät los und da heute Samstag ist, begibt sich natürlich auch die marokkanische Familie mit Kind und Kegel ins frische grüne Paradis. Der Weg dorthin lässt schon erahnen, was uns erwartet. Auf der Strecke gibt es schon reichlich Cafés und Restaurants in denen man mit samt Stuhl und Tisch im Bach sitzt, um sich zu erfrischen. Flüsse, die Wasser führen, sind hier tatsächlich etwas besonderes, das muss irgendwie genutzt werden.
Der Parkplatz ist gerammelt voll, aber der Parkplatzeinweiser findet für uns noch einen guten Platz an der Straße. 10 DH und wir können ab ins Paradis spazieren. Nach 1 km gepflasterten Weg kommen wir wieder an den Fluss, der von etlichen Cafés und Restaurants gepflastert ist.
Es duftet schon köstlich nach Tajine. Überall brutzelt es und die Gastwirte versuchen ihre Getränke und das Essen an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Wir gehen noch bis zu den natürlichen Wasserbecken in denen richtig was los ist. Ein Becken ist so tief, dass es zum Wasserspringen taugt.



Rundherum gibt es wieder Buden mit Getränken und Essen. Überall wird gepicknickt, und Tajine zubereitet. Bei uns würde gegrillt und hier gibt es die Tajine to go.


Ganz so lange geben wir uns dem Getümmel nicht hin, wir verlassen die Szenerie nach einem kleinen Drink und treten den Weg zurück ins Landesinnere Richtung Ait Ben Haddou an. Wir fahren ein wenig über eine kleine Nebenstrecke oberhalb von Agadir zurück auf die Hauptstraße und können noch einen schönen Blick von oben auf die Küstenstadt werfen.


Wieder unten angekommen, geht an einem schicken Stadion vorbei, dass sicherlich für die Fußball WM 2030 hergerichtet wurde. Drumherum sind alle Straßen schon perfekt ausgebaut.
Die Gegend, die wir jetzt durchfahren, ist bekannt für ihre Arganplantagen. Arganbäume sind lange Zeit in Vergessenheit geraten, leider zu unrecht. Sie sind sehr widerstandsfähig und können Dürren gut überstehen. Ihre Früchte die Argannüsse liefern wertvolles Öl, welches zum Kochen, aber auch in der Kosmetikindustrie genutzt wird. Ich habe einen Betrieb gefunden, in dem in einer Kooperative Frauen diese Nüsse verarbeiten und die Produkte dann vor Ort verkaufen. Also planen wir einen Schlenker auf unserer geplanten Route ein. Unser Navi führt uns mal wieder über einen äußerst interessanten Weg. Wir fahren mitten durch eine Arganplantage über eine üble Stein- und Sandpiste. 8 km geht es holterdipolter durch die Arganbäume. Was wir allerdings zwischen den Bäumen sehen, macht uns ein wenig stutzig. Überall liegen hier teilweise noch verwesende Kadaver und Knochenteile von größeren Tieren herum. Was ist das hier, der Friedhof der „Kuscheltiere“? Das erklärt auch die vielen Fliegen.

Irgendwann kommen wir dann endlich in der Kooperative an. Hier kaufen wir eine kleine Flasche Arganöl in Bioqualität und einen Mandelhonigaufstrich. Wir sind gespannt, ob sich die Strecke gelohnt hat. Unser Nachtquartier schlagen wir kurz hinter der Kooperative auf, natürlich in einer der Arganplantagen, allerdings ohne tote Tiere.