Heute fahren wir ausnahmsweise eine längere Strecke über die Autobahn, da wir Rabat auslassen und uns nicht durch den Stadtverkehr quälen wollen. Kurz hinter Kenitra verlassen wir die l‘autoroute wieder, unseren WoMo-Tank mit Frischwasser zu füllen. Es klappt fast auf Anhieb einen passenden öffentlichen Trinkwasserbrunnen zu finden. An einer Landstraße gelegen und sogar mit gutem Durchfluss. Ein netter Anwohner schaltet sogar seinen Rasensprenger aus, damit wir genügend Druck haben. Hier können wir guten Gewissens tanken, anscheinend gibt es momentan genügend Trinkwasser, was in den südlichen Regionen Marokkos nicht der Fall ist. Dort haben wir die öffentlichen Trinkwasserbrunnen nie genutzt, da das Wasser für die Dorfbewohner eh schon recht knapp ist. Auf der Fahrt durch die ländliche Gegend fallen uns insbesondere die vielen Storchennester auf. Überall, wo es möglich ist, haben sie ihre Nester platziert.
Urbanes Wohnen
Schnell noch ein paar Lebensmittel bei einer der großen Supermarktketten gekauft und weiter gehts bis Moulay Bousselham zu einer einzigartigen Lagune. In diesem wunderbaren Naturschutzgebiet leben viele Wasservögel, aber auch eine große Population Winkerkrabben, die wir hier gut beobachten können. Der Parkplatz eines Hotels dient auch als Wohnmobilstellplatz.
La Casa Latifa
Wir können direkt an der Wasserkante stehen. Allerdings kommt das Wasser nur bei Hochwasser bis zum WoMo, in der restlichen Zeit ist es Wattfläche.
Salzwiesen und Wattfläche mit Palmen am Ufer
Am Vormittag zieht direkt über den Platz zwischen den Autos hindurch eine Kuhherde Richtung Salzwiesen. Ein schönes Bild.
Kühe auf dem Weg zu ihrer Weide in der Mündung
Die Zeit ist besonders spannend, denn jetzt kommen die Krabben aus ihren Höhlen. Die Männchen posieren vor ihren Höhlenlöchern, um die Weibchen von ihren Bauwerken zu überzeugen und winken heftig mit ihren vergrößerten Scheren, daher auch der Name Winkerkrabbe. Die Weibchen sind allerdings sehr wählerisch. Sie begutachten erst das Männchen und dann den Bau und das nicht nur einmal. Kommt man etwas näher verschwinden sie schnell in ihren Höhlen.
Winkerkrabbe Uca tangeriDas Männchen mit der großen Schere rechts.
Abends zum Sonnenuntergang gesellen sich noch ein paar Marokkaner neben unser WoMo und spielen Gitarre und die traditionelle Gimbri, sehr romantisch. Neben uns steht nur noch ein weiterer Bulli, ansonsten sind die Tagesgäste, bzw. Hotelbewohner auch bald verschwunden.
Das ist wirklich eine schöne und interessante Location. Wir beschließen am nächsten Morgen, noch einen weiteren Tag hier zu verbringen und die Zeit in der einzigartigen Natur zu genießen.
Seidenreiher Frauen bei der SchwertmuschelernteBei Ebbeund bei Flutist alles überschwemmt.
Zudem nutzen wir den uns angebotenen Wäscheservice, so dass wir mit frischer Wäsche wieder nach Europa zurückkehren können. Pro Waschladung inklusive Trocknung kostet uns das 2,- €. Mittags gönnen wir uns im Restaurant einen Fischteller mit allerlei frischen Meerestieren. Besonders köstlich sind die Schwertmuscheln, die wir vorher noch nie gegessen haben.
Frisch aus dem Meer
Gegen späten Nachmittag wird es dann doch etwas voller als am Abend zuvor. Es kommen noch drei weitere Camper und ein Wohnwagen dazu.
Heute soll es weitergehen über Larache zu einem wilden Stellplatz am Meer. So ganz früh kommen wir dann doch nicht los. Unsere Wäsche ist noch nicht fertig. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Werkeleien an unserem WoMo. Schließlich fahren wir dann mit noch nicht ganz getrockneter Wäsche als letzte vom Hof. Mittlerweile ist es schon halb zwei. Die Tage ziehen, um so länger unsere Reise dauert, immer schneller dahin. Bis zu den römischen Ausgrabungen ist es nicht weit. Nach einer halben Stunde sind wir dort und müssen feststellen, dass das Gelände, so wie es vor ein paar Jahren wohl noch war, nicht mehr frei zugänglich ist. Wir müssten 80 DH pro Person Eintrittsgeld bezahlen. Außerdem lungern vor unserem WoMo ein paar Jugendliche rum, dessen Vorhaben wir nicht ganz einschätzen können. Wir entscheiden uns sehr schnell gegen die Besichtigung. Ein weiteres Argument gegen den Besuch, der eigentlich beachtenswerten Ruinenstätte, ist das mittlerweile sehr warme Wetter. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir den Parkplatz in einer wunderschönen Bucht mit einem fantastischen Strand. Es gibt relativ wenig herumliegenden Müll. Ein paar kleine Strandcafes liegen zwischen dem Parkplatz und dem Strand. Der Parkplatz ist eine schöne grüne Wiese und es ist kaum etwas los. Eine gute Gelegenheit unsere Wäsche noch richtig trocken zu bekommen.
Natürlich mit MeersblickIn Erwartung auf ein paar Knochen
Die Hunde sind bis auf ein paar Ausnahmen relativ ruhig. Das Meer rauscht und ab und zu fährt ein Auto in der Nacht vom Parkplatz, ansonsten gibt es keine Störungen. Am nächsten Tag machen wir noch eine kurzen Spaziergang am wunderschönen Strand entlang.
Strand bei Sidi Mugaits
Gegen Mittag verlassen wir diesen idyllischen Ort und fahren nach Assilah, einer kleinen Hafenstadt mit einer sehr schönen Medina. Die kleinen Städte haben es uns angetan. Wir parken unser WoMo auf einem bewachten Parkplatz am Hafen. Kurz darauf taucht ein junger Mann mit einem kleinem Fahrzeug auf, der uns anbietet für 8,-€ unser Auto zu waschen, während wir unterwegs sind. Die Gelegenheit nehmen wir wahr. Das WoMo hat es mehr als nötig. Nachdem ganzen Wüstenstaub hat sich auch noch eine kleine Salzkruste darüber gebildet. Die Medina ist wirklich schön zwischen zwei Stränden gelegen und direkt mit Ausblick auf den Atlantik.
Platz in Assilah zwischen Hafen und Medina
Nach einem Café schlendern ein wenig durch die Gassen und genießen die entspannte Atmosphäre.
Immer wieder findet man an den Hauswänden nette kleine Kunstwerke.
Kleine Kunstwerke an den Häusern in der Medina von Assilah
Im Sommer soll es hier sehr viele marokkanische Urlauber geben. Die großen noch im Winterschlaf liegenden Restaurants und Unterkünfte deuten darauf hin. Im Moment gibt es nur wenig Gäste.
Blick von der Stadtmauer auf die Medina
Als wir zum Parkplatz zurückkommen, blitzt uns unser WoMo schon entgegen. Jetzt heißt es noch einen Parkplatz für die Nacht suchen. Wir haben einen in der Nähe eines Stausees südlich von Tanger in den Blick gefasst. Nach einer Fahrt über eine elendige asphaltierte Buckelpiste kommen wir an dem Platz an. Da es schon wieder Freitag ist, haben sich auf dem sehr schrägen Gelände schon einige marokkanische Familien zum Picknick versammelt. So ganz behagt uns das Ganze nicht, also versuchen wir noch einen zweiten Platz, der allerdings nur über eine grauenhafte 2,5km lange zerfurchte Sandpiste zugänglich ist. Ich lege mein Veto ein und Bernd schlägt vor auf einen der Campingplätze oberhalb von Assilah zu fahren. Gegen sieben schlagen wir dann dort unser Lager auf und gehen noch schnell eine Kleinigkeit essen. Irgendwie müssen wir ja auch noch unsere letzten Dirham unter die Bevölkerung bringen. Die Nacht ist sehr unruhig. Ständig bellen ganze Rudel Hunde, der Pfau in dem Kleinzoo neben an, gibt auch sein Bestes.
Früh geht es unter die kalte Dusche auf dem Campingplatz. Unser letzter Tag in Marokko. Einen Abstecher nach Tanger nutzen wir nur noch, um dort im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und die allerletzten Dirham in Diesel zu investieren.
Wir versuchen die 15 Uhr Fähre zu nehmen. Da wir keinen festen Rückfahrttermin haben, müssen wir uns die Tickets erst einmal bei dem Fährunternehmen holen. Die Sorge, dass das Schiff voll sein könnte, ist unbegründet. Es ist kein Problem und wir kommen problemlos durch die ganzem Kontrollen. Das Auto wird mal wieder geröntgt und es gibt eine Besichtigung der Kabine von der Polizei, ob sich doch nicht noch jemand dort versteckt hat. Alles clean und wir dürfen auf die Fähre fahren.
Wieder röntgen des WoMosFähre out of Africa
Nun heißt es auf Wiedersehen Afrika. Die Fähre fährt wie auf der Hinfahrt erst deutlich verspätet aus dem Hafen. Nur gut, dass es mit der Nachmittagsfähre so gut geklappt hat, dann können wir in Spanien noch auf einen gescheiten Platz fahren und müssen die Nacht nicht noch im Hafen verbringen. Zwei laute Nächte hintereinander müssen ja nicht sein.
Gegen fünf Uhr sind wir auf einem Campingplatz gelandet, der kurz vor Essaouira liegt. Auf der Strecke gab es keinen geeigneten Platz in der Wildnis, der uns zusagte, außerdem ist auch mal wieder eine kleine Grundreinigung fällig. Der Platz ist wirklich nett gemacht und tiptop in Schuss. In Essaouira selbst ist es sehr schwierig mit dem WoMo zu übernachten. In der Stadt selber sind WoMos verboten.
Ein schattiges Plätzchen auf dem Campingplatz bei Essaouira
Heute satteln wir erst einmal unsere Kabine ab und ruhen uns von der Fahrt aus. Morgen kümmern wir uns dann um das noch undefinierte Geräusch, was unsere Kabine ab und zu verursacht. Bernd lässt es keine Ruhe. Am nächsten Morgen erst wird solange geschraubt, bis hoffentlich alles wieder gerichtet ist. Jetzt braucht es noch zwei Unterlegscheiben für eine Schraube. Die wollen wir dann während unseres Besuchs in Essaouira kaufen. Also geht es ohne Kabine auf in die 10 km entfernte Stadt. An der Strandpromenade ist alles für die Kiter hergerichtet. Surfschulen und Verleiher reihen sich aneinander.
Heute oben ohneKamele undPferde für ein Strandritt
Essaouira ist eine windige Gegend. Allerdings gibt es durch die vorgelagerten kleinen Inseln, die Naturschutzgebiet sind und nicht ohne weiteres betreten werden dürfen, wenig Wellengang. Hier kann man ganz entspannt das Wellenreiten mit den kleinen Babywellen üben, um dann später an den Stränden sich mit den großen Wellen zu messen. Wir laufen den wunderschönen langen Strand an der Strandpromenade entlang bis zum Hafen und der wunderschönen im spanischen Stil gehaltenen Medina. Sie hat auch UNESCO Status und sollte in ihrer Art weiter so erhalten bleiben. Die Gassen sind nicht so eng und es gibt einen symmetrischen Aufbau, so dass man sich gut zurechtfindet. Zwischendurch laden kleine Plätze zum verweilen ein. Vorher erkunden wir aber noch den kleinen Fischereihafen mit seinen schönen kleinen blauen Fischerbötchen, die aufgereiht im Hafen liegen.
Wir laufen durch die schönen Stadttore, die teilweise auch zu einer Festung gehören, die an den Hafen grenzt.
HafenmeisterBab MarinaEines der Stadttore in die MedinaFischereihafenin Essaouira
Der Fischmarkt ist schon im vollen Gange. Vorne sind die Fischbuden, die ganz frisch den Fisch an die Kundschaft bringen, entweder im rohen Zustand oder bereits zubereitet. Man sieht direkt was man bekommt und wo es her ist. Wir haben es heute nicht probiert, aber wir haben uns ein wenig daran sattgesehen. Irgendwann später steht auch wieder Fisch auf dem Programm, wir sind ja noch länger an der Küste unterwegs.
KrustentiereRochenVon Moräne bis Tintenfisch
In Medina bummeln wir ein wenig durch die Gassen und nehmen eine Kleinigkeit auf einem der schönen kleinen Plätze zu uns.
Gut gestärkt und entspannt geht es wieder zurück zu unserem Auto. Mal sehen, ob wir noch ein Viertel finden, in dem es so profane Dinge wie Unterlegscheiben gibt. Wir fahren mit unserem Ford ohne Aufsatz durch die Gassen, was mit Aufsatz als Wohnmobil nicht erlaubt wäre. In Strandnähe ist alles sauber, schick und durchgestylt. Nun gelangen wir ein paar Straßen weiter in die dritte und vierte Reihe der Häuser und siehe da, unser altes Marokko findet sich hier wieder. Die Werkstätten und Handwerksbetriebe mit allem was irgendwie fahrbereit gemacht werden könnte. Überall steht „Schrott“ herum, Müll und Schutt. Aber, das muss man wirklich sagen, man findet hier alles was man braucht. Man muss nur jemanden fragen, der weiß gleich jemanden, der die entsprechenden Teile hat. Das ganze Viertel ist quasi ein Baumarkt, nur ohne Hinweisschilder. Glücklich ziehen wir mit unseren Unterlegscheiben wieder Richtung Campingplatz.
Für heute ist es auch genug. Schließlich ist Karfreitag und Bernd will noch Struwen backen. Den Schnittlauch für das Schnittlauchgemüse haben wir im Carrefour bekommen. Die Braterei klappt trotz des Windes auch draußen im Windschatten unserer Kabine. Gut, dass sie gerade so tief steht.
Karfreitagsstruwen, heute mit Datteln
Am nächstem Morgen bauen wir unser WoMo wieder zusammen und es geht los erst einmal Richtung Safi. Siehe da, die Knackgeräusche sind weg. Also die Ursache ist grundsätzlich gefunden.
Um Safi herum gibt es sehr viel Industrie. Im Hinterland wird Phosphor abgebaut und in den Industriebetrieben veredelt. Safi besitz auch einen großen Hafen, wohin die Produkte in alle möglichen Länder verschifft werden. Zum Verweilen oder Urlaub machen, ist die Gegend nicht so geeignet, also schnell da durch.
Ein ganzes Stück nördlich von Safi hinter Oualidia ragt eine Lagune ins Landesinnere hinein. Teilweise wurde diese früher zur Salzgewinnung genutzt, daher gibt es in dem hinteren Bereich rechteckig abgegrenzte Flachwasserzonen, die mit salzigem Brackwasser gefüllt sind. Ein Eldorado für Watvögel. Diese Salzwiesen ziehen hunderte von Vögeln an, die in dem flachen Gewässern mit ihren teilweise langen Schnäbeln stochern. Abends konnte ich eine große Kolonie Flamingos beobachten, während wir mittlerweile unser WoMo oben auf der Klippe auf der Landzunge dazwischen geparkt hatten. Der Platz ist wirklich fantastisch. Das Meeresrauschen, die Vögel hier könnte ich den ganzen Tag nur rundum mich herum schauen, was hier alles so los ist in der Natur.
Übernachtungauf der Landzungenördlich von Oualidia
Auf der anderen Seite befinden sich dann die Salzwiesen zwischen den Feldern der Bauern. Die Vögel stören sich kein bisschen an den Erntearbeiten. Auch die LKW´s am Rande stören sie nicht. Mein Glück, denn ich bin ziemlich nah an die Flamingokolonie herangekommen, ohne dass sie die Flucht ergriffen haben.
SalzwiesenEinflug der Flamingos
Die Nacht war ein wenig schaukelig im WoMo, da der Wind bis Mitternacht noch recht stark war, aber später ging es ganz gut. Das Osterfrühstück war mit dem Ausblick ein echter Knaller. Hoffentlich finden wir noch weitere dieser schönen Plätze direkt am Meer.
Unser nächstes Ziel für die Mittagspause ist El Jadida. Eine schöne eher unspektakuläre kleine Stadt. Sie hat eine schöne Stadtmauer, auf der man fast einmal rund um die kleine Medina gehen kann.
Medina von der Stadtmauer
Die Medina ist wirklich sehr klein, aber sehr angenehm. Die Citadelle ist leider noch in Renovierung, sonst hätte man diese noch besuchen können. Wir belassen es bei der Stadtmauer und einem kleinen Imbiss in einem Restaurant einer alten Kirche der Spanier. Ja, auch hier ist die Medina von Spaniern gebaut worden. Die beiden verbliebenen Kirchen sind umfunktioniert worden. In einer ist wie gesagt ein Hotel und Restaurant und der anderen ist jetzt ein Theater bzw. Kino untergebracht.
Kleiner FischereihafenDie Souks außerhalb der MedinaMittag im Hotelrestaurant
Jetzt sind es noch ca. 80 km bis zu unserem anvisierten Ziel. Wir wollen ca. 25 km vor Casablanca übernachten. Hier haben wir uns einen Ort ausgesucht, der, als wir ankamen, super gut besucht war. Schließlich ist heute Sonntag und das Wetter lädt zum Strandaufenthalt ein, den es hier kilometerlang gibt. Wir finden am Ende auf einem privaten Parkplatz einen guten Platz mit Blick aufs Meer. Die Straße ist zwar gut befahren, aber durch das recht laute Meeresrauschen nimmt man es nicht wirklich wahr. Mal sehen wie die Nacht so wird. Der Sonnenuntergang war hier auf jeden Fall schon fast perfekt.
Direkt aus dem WoMo fotografiert.
Bis nach Casablanca ist es nicht mehr weit. Nur noch 30 km und wir stehen fast direkt vor der Moschee Hassan-II, das Wahrzeichen der Stadt und die größte Moschee außerhalb Mekkas. Das Minarett ist um die 200m hoch. Die Moschee steht auf Pfählen direkt am, bzw. sogar im Meer.
Moschee Hassan II
Dazu später noch mehr. Der Parkplatz, den wir angesteuert haben, ist leider voll, obwohl der Parkwächter alles gibt, um für uns noch Platz zu schaffen. Aber direkt vi-à-vis weist uns ein engagierter Parkeinweiser auf einem großen Bürgersteig ein. Okay, das passt, also auf zur Moschee. Der Eingang von Norden ist abgesperrt und wir sind leider zu spät für die Vormittagsführungen. Ist ja auch klar, wenn die Zeit zum Gebet ist, gibt es keine Führungen für Besucher. Also vertreiben wir uns die Zeit bis zum Nachmittag in der nahe gelegenen Medina.
Der erster Anlaufpunkt ist das legendäre Ricks Café. Allerdings ist der Film gar nicht hier gedreht worden sondern in den Filmstudios in Kalifornien. Nicht eine Szene ist in Casablanca entstanden. Das Café ist wohl originalgetreu nachgebaut worden, auch das Interieur. Die Preise sind entsprechend hoch, so dass wir es dabei belassen von außen ein Foto zu machen. Casablanca profitiert tatsächlich noch von diesem einzigen Film, der noch nicht einmal hier produziert wurde.
Das nachgebaute Café aus dem Kinoklassiker Casablanca
Die Medina ist so wie wir es bisher in Marokko erlebt haben, lebhaft und ein Ort in dem vor allem in Casablanca auch Einheimische sich tummeln und an den kleinen Streetfoodständen ihr Mittagessen einnehmen. Wir lassen uns treiben und finden immer wieder schöne alte Häuser, die zum Teil gut erhalten sind.
In der alten Medina von Casablanca
Geht man etwas weiter in die Nouvelle Ville mit vielen unterschiedlichen Baustilen, von Jugendstil über Bauhaus und Art Déco Stil findet man hier alles.
In der Nouvelle Ville
Wir gehen bis zum Marché Central, ein überdachtes Gebäude in dem Fisch Obst und Gemüse verkauft werden. Drumherum gibt es etliche kleine Restaurants, die viel frischen Fisch und das übliche marrokanische Essen anbieten. Als wir uns wagen dort hindurch zu bummeln, um einfach zu schauen, werden wir regelrecht von den Anbietern überrannt, doch in ihr Restaurant zum Essen zu kommen.Fast wie in Marrakesch auf dem Marktplatz. Wir lehnen dankend ab und suchen uns ein Restaurant in der Medina. Es ist sehr gut besucht und wir müssen sogar ein Moment warten, um einen Platz zu bekommen. Es gibt viele kleine Schälchen mit unterschiedlichen kleinen Gerichten, von Houmus bis Muscheln, Bohnen und anderen Leckereien. Ich habe in Fett ausgebackenen Teigtaschen mit Fisch, Fleisch und Gemüse gegessen. Es war sehr lecker und wir können gestärkt unsere Casablanca Tour fortsetzen.
Eingang zum Restaurant und durch ein Stadttor
Mittlerweile ist es schon 15 Uhr, wie schnell die Zeit hier vergeht, bei diesen vielen Eindrücken.
Letztendlich finden wir auch den richtigen Zugang zur Moschee, wo wir dann auch unsere Tickets kaufen können. Wir schaffen es tatsächlich noch die Führung um 16 Uhr zu bekommen. Die Besucher werden in Gruppen eingeteilt und je nach Nationalität gibt es sogar einen Guide, der die jeweilige Sprache spricht. Angeboten werden arabische, englische, italienische, französische und deutsche Führungen. Die Moschee ist wirklich gigantisch. Sie ist in ca. 6 Jahren gebaut worden und hat 800.000 Millionen Euro gekostet. Das Baumaterial ist sehr hochwertig und aus regionalen Produkten, wie Zedernholz, Granit und Marmor gemacht. Die großen Tore sind aus Titan gefertigt. Das Dach der Moschee kann ähnlich wie bei einem Fußballstadion innerhalb von Minuten aufgefahren werden, damit, wenn die Moschee voll ist, genügend Frischluft hineinkommt. Das Minarett ist 200m hoch und es gibt einen Aufzug nach oben. Welch ein Glück für den Muezzin.
WaschbeckenEingangstor zur MoscheeMinarettInnenraum der MoscheeWaschanleitung im Untergeschoss
Nach 45 Minuten kommen wir schwer beeindruckt von der Größe und der ganzen Pracht aus der Moschee heraus. Das müssen wir zunächst einmal sacken lassen.
Wir haben uns mal wieder einen Stellplatz am Meer ausgesucht, der nicht all zu weit von Casablanca entfernt liegt, aber aufgrund seiner Lage doch sehr ruhig zu sein scheint.
Kurz hinter Mohammedia biegen wir ab und finden tatsächlich einen ruhigen Platz am Meer. Leider ist der Strand extrem vermüllt. Das ist wirklich schade. Aber in der Nacht ist es hier ruhig und friedlich.
In Marrakesch angekommen, stürzen wir uns direkt ins Getümmel. Bis zum Gauklerplatz „Jamaâ el-Fna Place“ der Medina sind es nur 500m von unserem Parkplatz. Wir gehen entlang der Koutoubia Moschee mit ihrem markanten Minarett, das Wahrzeichen von Marrakesch. An dem weithin sichtbaren Minarett wurde früher vor den traditionellen Freitagsgebeten und vor religiösen Feiertagen eine Fahne gehisst, daher wird sie auch als Freitagsmoschee bezeichnet. Sie ist wirklich von allen Seiten fotogen.
Koutoubia Moschee
Dann geht es entlang des Kutschenparkplatzes, mit mindestens 30-40 Kutschen, die auf ihre Kundschaft warten. 1 Stunde kostet ca. 200 DH. Der Geruch in dem Bereich ist entsprechend streng.
Kutschenparkplatz auf dem Weg zum Jamaâ El-Fna Place
Auf dem Hauptplatz angekommen, lassen wir uns Zeit die ganzen Eindrücke aufzunehmen. Es ist eine schöne entspannte Atmosphäre. Es ist nicht so eng wie anfangs gedacht, so dass man alles mit gebührendem Abstand betrachten kann.
Nachmittags auf dem Jamaâ El Fna Place
Noch besser kann man die Szenerie von oben beobachten und auch das ein oder andere Foto schießen, ohne gleich dafür bezahlen zu müssen.
SchlangenbeschwörerBerberaffen für ein Tourifoto Saft- und Obststände
Leider gibt es hier immer noch die Zurschaustellung von wilden Tieren, die aus der Natur entnommen und sehr schlecht gehalten und behandelt werden. Es ist zwar eine alte Tradition und die meisten haben ihren Beruf von ihren Vorfahren übernommen, aber das heißt ja nicht, dass es immer so weitergehen muss. Es gibt sogar ein Gesetz, dass es verbietet, aber anscheinend kümmert es niemanden. Um so weniger Touristen diesen Schaustellern mit ihren Tieren Geld geben, um so weniger lohnt es sich für sie. Es gibt einige Cafés und Restaurants mit Rooftop-Ebenen, auf denen man selbstverständlich mindestens ein Getränk verzehren muss. Der Kaffee war schonmal besser, aber für diesen Ausblick allemal lohnenswert.
Die Atmosphäre in den Souks unterscheiden sich deutlich von denen in Fès. Hier ist es alles ein wenig offener und heller. Es gibt immer wieder Plätze dazwischen.
Färbergasse
Ein weiterer Unterschied ist, dass hier nur Mopeds fahren und keine Eseltreiber mit ihren Tieren die Waren durch die engen Gassen transportieren. Mit Handkarren werden die Waren von A nach B transportiert und zur Not auch irgendwie auf dem Moped. Manchmal sitzen ganze Familien auf dem Gefährt. Zwei Kinder Frau und Mann, der das Gerät durch die Fußgänger manövriert. Es ist wirklich erstaunlich, wir haben nicht einen Zwischenfall miterlebt, das natürlich nicht heißt, dass sie nicht gibt. Ich konnte mir auf dem Markt einen handgefertigten Sonnenhut aus Palmenblättern erhandeln. Bei 170 DH sind wir uns einig geworden. 300 DH war der anfangs geforderte Preis. Ich bin auf jeden Fall zufrieden und der Händler auch und das ist das Wichtigste bei so einem Handel.
Sonnenhut aus Palmenblättern erhandelt.
Der Handel um den Preis für einen Dschellaba für Bernd war nicht so erfolgreich. Vielleicht lag es daran, dass wir noch zu nahe am Hauptplatz waren und sie von Touristen mehr erwarten. Aber nicht mit uns. Aber für ein Foto war es alle Mal wert ihn einmal anzuprobieren.
Bernd im Dschellaba
Nachmittags haben kurz einen Drink in einer der Rooftopbars genommen. Alkohol ist hier fast so teuer wie in Finnland. Also gab es nur einen kleines Getränk. Gegessen haben wir dann auf dem Markt an einem der Stände. Das Essen war so naja. Dafür aber recht teuer. Egal, morgen gehen wir woanders hin. Für heute machen wir Feierabend und setzen uns ins WoMo auf einen kleinen Absacker und dann ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag in Marrakesch.
Stellplatz Marrakech
Die Nacht war mit Ohrstöpsel ganz ok. Absolute Ruhe kann man hier nicht erwarten, dafür sind wir mitten drin. Der Muezin hat am Morgen alles gegeben. Dann ging auch schon das erste Geknatter auf dem Parkplatz los. Das ist das Zeichen fürs Frühstück. Wir haben schließlich heute noch einiges vor. Unser Plan ist einen Palast zu besichtigen und die Koranschule im Norden der Medina. Die Paläste, sowohl den El Badi Palast, der nicht mehr als solcher genutzt wird und eigentlich eine Ruine ist und den Bahia Palast haben wir uns nur kurz von außen angesehen und entschieden, dass wir heute nicht alles schaffen können und wir Prioritäten setzen müssen. Um in das Viertel zu kommen durchqueren wir das BAB Agnou das angeblich schönste Stadttor Marrakeschs in gedenken an die Gnaoua, die eins als Sklaven hierher verschleppt worden waren. Wenn man hindurchgeht soll ein wenig von dem Segen auf einen herabfallen, so lautet die Sage.
Bab Agnou
Wir entscheiden uns für Saadier Gräber, sie wurden zugemauert und erst vor ca. 100 Jahren entdeckt und sind daher noch sehr gut erhalten. Man zahlt verhältnismäßig viel Eintritt, hat schließlich UNESCO Welterbe Status. Dementsprechend ist auch viel los. Für den Blick in die Hauptgrabkammer stehen wir ziemlich lange an. Okay, das entschleunigt. Das Wetter ist perfekt. Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß. Dafür haben wir genügend Zeit, um uns in dem schönen Garten umzusehen und einige Fotos zu machen.
Saadier-Gräber hier liegen Sultane und Prinzessinnen und die Konkubinen
Am Place de Ferblantiers lassen wir uns kurz zu einem Mittagssnack nieder. Von hier geht es dann weiter wieder Richtung Norden zur Koranschule. Wir laufen noch einmal quer durch die Souks. Das dauert länger als man denkt, da man ständig anhalten und irgendwelche Mopedfahrer vorbeilassen muss. Die Madrasa Ben Youssef ist frisch restauriert und zumindest augenscheinlich kaum vom Erdbeben betroffen gewesen. Außen sieht man einige Risse, aber innen ist alles wunderbar in Schuss. Ein Meisterwerk der Restauratoren und der Handwerker, die diesen Bau erschufen. Wir laufen ehrfürchtig durch die verschiedenen Ebenen.
InnenhofKlassenzimmerStudentenzimmerMadrasa Ben Youssef
Anschließend gehen wir noch weiter in eines der neueren modernen Viertel. Hier bekommt man alles, was es in Europa auch gibt. Marrakesch ist wirklich sehr vielseitig.
Moschee in HivernageKreisverkehr in Hivernage
Wir laufen bis Guilz und dann durch Hivernage zurück. Hier stehen die ganzen großen Hotels und die Straßen sind wieder breit und die Restaurants sehr nobel und teuer. Nur noch ein kleiner Schlenker und wir sind wieder zurück an unserem WoMo. Eine kurze Verschnaufpause und dann noch einmal auf den Jamaâ El-Fna, um die Abendstimmung noch einmal mitzubekommen, dafür waren wir gestern Abend zu erschöpft. Auf dem Platz wird getrommelt, Theater gespielt und die verschiedensten Schausteller preisen ihre Waren, aber auch Dienste an, wie das Bemalen mit Henna.
Auch mit Beleuchtung ist das Minarett sehr schön.
Nun reicht es. Wir gehen satt gegessen und gesehen wieder in unser trautes Heim. Zwei Tage Stadttrubel ist immer ein wenig Reizüberflutung. Wir schlafen tief und fest. Am nächsten Morgen soll es Richtung Essaouira gehen und das sind noch ein paar Kilometer. Drei Stunden werden wir wohl benötigen. Vorher besuchen wir noch einen Carrefour, um uns mit den Grundnahrungsmitteln einzudecken.
Ait Ben Haddou ist nicht nur Filmkulisse zahlreicher Hollywoodschinken, sondern ist ein faszinierendes architektonisch herausragendes Gesamtkunstwerk, welches Dank des Status als UNESCO-Welterbe in seiner Struktur und Substanz weiterhin erhalten bleibt. Natürlich zieht es aus der ganzen Welt Touristen an, trotzdem kostet die Besichtigung der Ksar kein Geld. Drumherum hat sich eine richtige Tourismusindustrie aufgebaut. Auf der einen Seite des Flusses die Ksar und auf der anderen Seite befindet sich alles, was man für den Aufenthalt vor Ort benötigt. Hotels, Campingplätze, Restaurants und alle möglichen Souvenirshops, so dass viele Menschen davon profitieren können. Dazu kommen die ganzen Tagestouristen, die von Marrakesch oder Agadir mit den „Atlas-Ridern“ oder auch Reisebussen hierher gefahren werden. Der Weg aus der Hochebene zwischen Agadir und Ourzazate ist landschaftlich trotz wenig Bewuchs wieder sehr reizvoll. Die Berge leuchten in allen Farben von hellen Sandfarben bis hin zu roten Gestein, die Farbe Afrikas. Zum Kaffee halten wir an einem kleinen Stausee, der richtig Wasser hat. Da Wochenende ist, haben sich hier einige Familien zum Picknick versammelt.
Pause am übervollen Stausee
Auf dem Wege kommen wir noch einer Tankstelle vorbei, die allerdings nur noch Reste einer Filmkulisse ist. Hier wurde vor zig Jahren der Zombiefilm „Hills habe eyes“ gedreht. Wir haben uns den Trailer angeschaut und entschieden, ihn uns nicht anzusehen. Danach hätte ich nicht schlafen können.
Kurz vor Sonnenuntergang schaffen wir es noch bis nach Ait Ben Haddou. Jetzt ist das Licht perfekt. Die roten Farben der Lehmhäuser kommen jetzt richtig gut zur Geltung. Besichtigen wollen wir die Ksar erst morgen früh. Unglaublich wie viele Menschen noch oben auf der Anhöhe sind. Klar der Sonnenuntergang von dort ist sicherlich sehr spektakulär.
Ait Ben Haddou
Uns sind es zu viele Menschen dort. Wir suchen uns erst einmal unser Nachtlager und wählen den Campingplatz am Ausgang des Ortes. Von hieraus ist es dann nicht weit in die Ksar. Der Campingplatz ist nicht besonders, aber von der Lage her ideal. Im Ort gehen wir diesmal etwas essen. Vorher noch ein paar Fotos von Weitem. Heute gab es einmal etwas anderes als Tajine. Kamelcurry mit indischem Basmatireis. Vorher eine Kürbissuppe. Es war wirklich köstlich. Jetzt schnell ins Bettchen, denn morgen wollen wir ganz früh vor dem großen Tagestouristenansturm in die alte Ksar.
Pünktlich um halb acht gehen wir los. Selbst die Souvenirstände sind noch nicht geöffnet. Ein paar wenige frühe Vögel so wie wir, sind schon unterwegs. Wir laufen von unten nach oben und kreuz und quer durch die alten Gemäuer. Schießen ganz viele Fotos. Es ist eine tolle unbeschreibliche Atmosphäre hier. Es wohnen noch 2 Berberfamilien in der alten Ksar mit allem was man braucht, samt Viehzeug. Man könnte die Häuser gegen einen kleinen Obulus sogar besuchen. Wir entscheiden uns einen kleinen Obulus für das Museum auszugeben. Das Geld kommt der Restauration des Hauses zu Gute, denn es wurde einiges in der Ksar bei dem Erdbeben 2023 zerstört. Die Aufbauarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.
Vom unteren Toreng am Hang gebautHier wohnt ein Falke.Der Esel weiß, wo er die Gasflasche abliefern soll. UPS auf vier Beinen.
Die Aussicht von dem Berg oberhalb der Ksar ist der Hammer. Man kann bis zu den schneebedeckten Bergen des hohen Atlas blicken und in der anderen Richtung auf die Berge, die in die Wüste führen.
Schnee auf dem hohen AtlasÜber die Brücke zum neuen DorfBlick Richtung SüdenHier gibt es eine Furt, wenn der Fluss niedrig ist.
Hier oben nehmen wir noch einen kleinen Kaffee, denn unser Frühstück ist heute morgen erst einmal ausgefallen. Das holen wir später natürlich noch nach.
Schöne AussichtNoch keine anderen TouristenDie Brücke ist noch leer.Interessanter Wandschmuck
Als wir die alte Ksar verlassen, rücken allmählich die ersten Minibusse die „Atlas-Rider„ und die großen Reisebusse an. Puh, das haben wir gut getimt. Vor dem großen Ansturm sitzen wir schon wieder in unserem WoMo und genießen unser verspätetes Frühstück.
Dann machen wir uns und unser Auto sauber und fertig zur Abreise. Wir wollen es noch über den Tizi ńTichka schaffen. Denn eine Übernachtung auf 2200m ist im Moment sehr windig und doch sehr frisch. Wir wählen die Route über Telouet. Die kleine Gebirgsstraße führt über knapp 50 Kilometer entlang eines Flusses durch ein Tal, das durch das Wasser sehr grün und fruchtbar ist. Nur war wie schon beschrieben im Jahre 2023 ein fürchterliches Erdbeben und dieses Tal hat es besonders getroffen. Viele Häuser in den Dörfern sind noch zerstört und die Neuen teilweise noch nicht fertig, weil Geld und Material fehlt. Die Straße ist zum Teil von neuen Erdrutschen in einigen Bereichen etwas rumpelig , aber trotzdem gut fahrbar. Das größere Problem sind die vielen Autos, die mit Touristen Richtung Ait Ben Haddou von Marrakesch unterwegs sind. Wir kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Nutzen dadurch immer mal wieder die Chance einen Fotostopp einzulegen. Denn es gibt neben dem traurigem Anblick der Zerstörung auch tolle Motive, die wir gerne festhalten.
Teils schon wieder aufgebaute KsarPrächtige KasbahsFruchtbares grünes TalDer Wiederaufbau geht langsam voran
In Telouet machen wir einen kurzen Zwischenstopp. Hier existiert auch eine sehr wichtige Kasbah, die allerdings sehr vernachlässigt wurde und vom Erdbeben dann ihren Rest bekommen hat. Sie ist leider nicht mehr zu betreten. Ich steige aus und sehe mich um, während Bernd die Fahrt durch die Berge von der Kamera sichert. Ich komme mit einem Einheimischen ins Gespräch, der sehr traurig ist über den Zustand, der alten bedeutsamen früher sehr prachtvollen Kasbah des Glaoua – Clans. Leider stellt der König dafür kein Geld bereit, andere Projekte haben Vorrang, natürlich auch die Finanzierung des Aufbaus der zerstörten Dörfer. Das Problem ist, dass dem Dorf dadurch die Touristen fehlen, denn jetzt gibt es hier keinen Zwischenstopp mehr. Die meisten fahren durch bis Ait Ben Haddou. Das können wir allerdings nicht so feststellen, denn kurz bevor wir abfahren wollen, rauschen hier mindestens 8 4×4 Atlas-Rider mit einer großen Fuhre Touristen an. Wir kommen kaum noch vom Parkplatz weg. Irgendwie wurschteln wir uns hier raus und suchen einen ruhigeren Ort für unsere Kaffeepause. Kurz vor dem Pass biegen wir auf die alte PN9 ab. Jetzt sind es noch knapp 100 Kilometer bis Marrakesch. Die Straße ist perfekt ausgebaut. Nur an einigen Stellen ist zwischendurch der halbe Hang heruntergekommen, so dass die Straße über die alte Straße umgeleitet wird, aber ansonsten läuft es perfekt. 50 Kilometer vor Marrakesch biegen wir auf eine Nebenstraße ab und suchen uns auf dem Land abseits der Hauptroute einen Übernachtungsplatz am Rande der Straße. Bis auf das morgens einige Kinder auf dem Weg zum Schulbus klopfen, und mal wieder versuchen Geld zu erbetteln, bleiben wir ungestört und hatten eine gute Nacht.
Morgens geht es dann ausgeruht nach Marrakesch rein. Hilfe, das ist vielleicht ein Gewusel. So unglaublich viele Taxis, Mopeds, Kutschen und sonstige Vehikel, die sich irgendwie hupend und winkend den Weg versuchen zu bahnen. Dazwischen ab und an ein paar Verkehrspolizisten, die versuchen das Chaos zu minimieren. Wir schwimmen einfach mit. Langsam und geduldig bahnt Bernd uns mit dem WoMo ohne Fremdkontakt den Weg durch das Verkehrschaos und wir kommen unbeschadet an dem Parkplatz mitten im Zentrum, oh Wunder, an. Jetzt heißt es erst einmal warten bis ein Platz frei wird. Es ist ein Kommen und Gehen auf dem Platz, so dass wir die Hoffnung haben, dass es irgendwie klappt mit dem Parken. Nach einer halben Stunde stehen wir im Hinterhof gut platziert für die Nacht. Für 15,-€ mitten im Zentrum übernachten, das geht. Nacht schlafen wir mit Ohrstöpsel, alles easy.
Nach einer wunderbaren frischen und ruhigen Nacht an der Oase Tizgui nehmen wir die Route, die auch einige Filmregisseure schon interessiert hat. Die Palmenhaine und zusammenhängenden Oasen des Drâatals und die vielen Kasbahs, viele sind zerfallen und einige wurden zu Hotels umgebaut, lassen vor unseren Augen wilde Reiterhorden durchziehen oder Schurken die von James Bond gejagt werden. Bis Zagora ändert sich die Kulisse kaum. Immer läuft das grüne Band der Palmen entlang der Straße neben uns her. In Zagora wollen wir eigentlich nur kurz ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Aber bereits bei der Einfahrt in die Stadt begleitet uns ein Mopedfahrer mit einem Monteursanzug und macht begeistert während der Fahrt Fotos von uns bzw. von unserem Auto. Als wir den Parkplatz ansteuern, den wir uns ausgeguckt haben, leitet uns ein geschäftstüchtiger Marokkaner zu einem besseren Parkplatz nicht ohne Werbung für sein Geschäft zu machen. Er betreibt eine Agentur, die Kamelreiten, 4×4 Touren in die Wüste und so weiter organisiert. Dafür hat er uns schließlich auch den guten Tipp mit dem Parkplatz gegeben. Ein Geben und Nehmen eben. Wir fahren zu dem angegebenen Parkplatz, aber der ist ein wenig abgelegen und wir haben ein ungutes Gefühl. Und wie aus dem Nichts taucht der Mopedfahrer neben uns auf und berichtet von all seinen guten Freunden aus Deutschland mit den unterschiedlichsten Offroadfahrzeugen, die alle in der Werkstatt für die er arbeitet, seine Autos haben reparieren oder aufrüsten lassen. Er zeigt uns alle möglichen Fotos auf seinem Handy und möchte anschließend auch noch ein Foto von uns und unserem Auto mit ihm zusammen. Na ja, so schnell lassen wir uns nicht rumkriegen. Wir können ihm verklickern, dass wir das nicht möchten und fahren unverrichteter Dinge weiter. Auf dem nächsten Parkplatz haben wir unsere Ruhe und ich kann schnell unsere Einkäufe machen. Bernd bleibt derweilen am Auto. Allerdings lässt ihm die „bekannte Werkstatt“, in der schon viele Offroadfahrzeuge mit neuen Blattfedern aufgerüstet wurden, keine Ruhe. Die Federung unseres Pick-ups ist der neuralgische Punkt und natürlich das immer noch andauernde Knackgeräusch. Am Ende suchen wir genau diese berühmt berüchtigte Werkstatt auf und werden direkt bis in die Halle gelotst. Wir machen vorher einen Preis aus, wieviel lediglich die Begutachtung unseres Malheurs kosten soll. Okay, für 5€ lassen wir sie schauen und Bernd klettert mit in die Grube. Natürlich möchten sie uns ein zusätzliches Paar Blattfedern verkaufen und auch direkt anbringen. Aber das Gute ist, es ist nichts zu erkennen, was kaputt oder gebrochen ist. Ein Segen, wir fahren erleichtert weiter. Zu einem weiteren Paar Blattfedern konnten sie uns nicht überreden. Wir zahlen die 50 Dirham und fahren gen Westen von Zagora Richtung Foum Zguid entlang des Djebel Bani, der Gebirgszug, der die Sahara nach Norden hin begrenzt. Die aride Landschaft ist bis auf ein paar Nomaden so gut wie unbewohnt. Die Straße geht 120 km stracko-lacko geradeaus. Hier einen Übernachtungsplatz zu finden, von dem man nicht von der Straße gesehen wird, ist nicht so einfach. Irgendwann kurz vor Foum Zguid fahren in einen kleinen Weg bis zum einem Baum, der zumindest schön anzusehen ist. Hier schlagen wir unser Lager auf. Auf der Straße ist fast nichts los, so haben wir eine fantastische Nacht ganz ungestört.
Sonntagsfrühstück vor unserer Lodge
Nach dem wir unser Frühstück beendet haben und fast fertig sind, kommt dann doch noch ein Hirte vorbei und ist froh über ein wenig Unterhaltung. Mohammed hütet 89 Ziegen und würde sich freuen auch so ein tolles Fernglas zu besitzen, damit er seine Ziegen in dem Gelände immer wiederfinden kann. Wir machen noch ein Foto zusammen mit ihm und geben ihm ein wenig Wegzehrung mit. Zufrieden aber ohne Fernglas zieht er seines Weges und wir auch. In Tissint machen wir einen kurzen Zwischenstopp an ein paar kleinen Wasserfällen. Wir wundern uns, trotz des guten und warmen Wetters ist hier keiner in dem tollen türkisfarbenen Wasser. Vielleicht können viele auch nicht schwimmen, ist unser Gedanke. Schade eigentlich.
Wasserfall bei Tissint
Wir fahren weiter über Tata einer etwas größeren Stadt weiter bis in das Antiatlas-Gebirge. Hier soll auch verschiedenste Tiere unterwegs sein.
Hier ist was los!
Auf einer kleinen Nebenstraße, die einspurig aber gut asphaltiert bis auf 2000m Höhe führt, suchen wir uns am Rand unseren Übernachtungsplatz. Hier ist es ganz schön frisch. Es gibt kaum einen grünen Zweig. Eigentlich sieht es aus wie auf dem Mond. Da waren wir ja schon vor ein paar Wochen 🥴 und da wollte ich eigentlich gar nicht mehr hin. Die Fahrt hier hinauf war allerdings deutlich angenehmer. Also, alles halb so wild.
Gebirge auf der Route nach Tafraoute
Die Straße bis Tafraoute führt uns an dem Tal der Ammeln vorbei, ein Berbervolk, welches angeblich laut Reiseführer nur untereinander heiraten darf. Ob das so gesund ist? Aber das Tal ist wunderschön grün und die Berber aus dem Ammeltal haben es zu etwas gebracht. Sie sind fleißige Geschäftsleute. Das zeigt sich auch an den schönen Häusern, in denen sie wohnen.
Das Tal der Ammeln.
In Tafraoute angelangt, kommen wir an einem Parkplatz vorbei auf dem einige Wohnmobile parken, wo auch Leute mit Tischen und Campingstühlen davor sitzen. Wir wundern uns etwas, warum man hier auf der Straße Camping macht, da gibt es eindeutig bessere Plätze. Wir fahren erst einmal weiter durch das Dorf. Hier ist richtig was los. Es gibt viele kleine nette Geschäfte, Restaurants, Cafés und Läden mit allerlei schönen Dingen. Wir finden nicht sofort die Einfahrt des Campingplatzes, den wir, etwas abseits gelegen, ausgesucht haben, und parken erst einmal auf einem etwas größerem Platz. Da kommt direkt ein Mann auf uns zu und bittet uns doch bitte auf seinen Campingplatz zu fahren, bei ihm würde noch kein Wohnmobil stehen und überall sonst sind schon Camper, das wäre doch ungerecht. Wir bleiben bei unserer Entscheidung und fahren erst einmal querfeldein immer zwischen einigen weiß angestrichenen Steinen hindurch, bis wir nach einem Kilometer an dem richtigen Patz angelangt sind.
Der Platz liegt etwas oberhalb der Stadt und wir trinken zunächst einen guten Café auf der sensationellen Terrasse mit tollem Blick auf die Umgebung. Die Gegend ist durch ihre skurrile Stein- und Felsformationen besonders interessant. Das haben auch einige Künstler zu schätzen gewusst.
Blick von der Terrasse auf Tafraoute
Der Campingplatz ist noch ein wenig im Aufbau. Es gibt einen Pool, der aber meines Erachtens nicht notwendig ist, weil hier vor allem ständig Wassermangel herrscht. Die Duschen sind heiß und wir stehen ganz alleine mit dem WoMo auf dem Platz. Es gibt noch ein paar Backpacker, die in dem Gästehaus schlafen oder in einer Hängematte zwischen den Palmen.
Camping in Tafraoute
Nach einer kleinen Erfrischung gehen wir runter in die Stadt. Wir bummeln nach Lust und Laune durch die Gassen und landen schließlich an dem Parkplatz mit den Wohnmobilen am Eingang des Dorfes. Jetzt verstehen wir den Sinn dahinter. Die Autos warten auf eine neue Lackierung. Die WoMos werden hier geschliffen und lackiert, was hier natürlich viel günstiger ist als bei uns. Clever. Zwischen den Gassen finden wir auch noch einen Lebensmittelmarkt. Hier werden die Hühner hoffentlich nicht vor Ort geschlachtet. 😲
Frischfleisch direkt aus der Theke.
Wir gehen heute bei Chez Nadia essen. Wenn ich das nicht über eines der einschlägigen Foren gegoogelt hätte, wer man nie darauf gekommen, dass es hier im Hinterhof ein Restaurant mit gutem marokkanischen Essen gibt. Lecker und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Tajine mit Kafta
Auf dem Rückweg machen wir noch eben einen Umweg entlang eines Felsen mit einer Zeichnung. Wir gehen durch den etwas vertrockneten Dattelpalmenhain, um die Gazelle zu suchen.
Felsenzeichnung undzurück durch den Palmenhain
Am nächsten Morgen packen wir unser WoMo wieder, um die Berge allmählich hinter uns zu lassen. Allerdings nicht ohne uns die blauen Felsen anzuschauen. 1984 malte der belgische Künstler Jean Vérame zehn Felsblöcke in Blau an. Wir finden allerdings noch weitere Felsen in unterschiedlichsten Farben angemalt. Immer dieser Trittbrettfahrer.
Bis zum Meer sind es noch 170 km. Auf dem Weg dahin liegt die Mansour-Schlucht in die wir noch hineinfahren. Diese Schlucht ist so grün und dicht mit Palmen bewachsen dass man bei der Durchfahrt denkt, man befindet sich im Dschungel. Hier genießen wir unseren Tee und machen uns weiter auf den Weg Richtung Westen. Bis dahin müssen wir uns noch so einige Meter auf Meeresniveau herunterschrauben. Man merkt den Höhenunterschied auch an der steigenden Außentemperatur. Das Thermometer zeigt mittlerweile 32°C an.
Mansour-SchluchtAusläufer des Antiatlas-Gebirges nach Westen zum Meer hin
Kurz vor Tiznit schlagen wir wieder irgendwo im Nirgendwo vor der Stadt unser Nachtlager auf.
Nachtlager kurz vor Tiznit
Morgen geht es erst nach Sidi Ifni und dann an den Strand bei Legzira.
Von unserem einsamen Übernachtungsplatz hinter Tinghir geht es weiter für uns erst über die RN10 die Hauptstraße und dann ab Boulmane Dadès über eine Nebenstrecke durch kleine Dörfer, in denen wir noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen wollen. Von Boulmane Dadès gelangt man auch in die schöne Dadès-Schlucht. Wir fahren aber weiter Richtung Skoura, dort wollen wir uns eine gut erhaltene und als Museum umgebaute Kasbah anschauen. Bis dahin gibt es viel zu schauen. Bei einem kleinen Zwischenstopp in einem Dorf gehen wir noch kurz auf den Markt, auf dem wir unser Gemüse und ein ganzes Huhn für ein paar wenige Dirham kaufen. Unglaublich wie günstig hier Gemüse ist. Zwei Kilo Kartoffeln, Möhren, Aubergine, Zucchini für 80 Cent. Das Huhn ganz frisch und mindestens 2,5 kg kostete 5 Euro.
Bauernmarkt
Später fahren wir über Kalaat M’Gouna dem Ausgangsort zum Tal der Rosen. Hier gibt es überdurchschnittlich viele Parfümerien. Viele Kooperativen, die ihre Produkte rund um die Rose anbieten. Leider blühen die Rosen noch nicht und Duftwässerchen brauchen wir auch nicht. Also steuern wir den Campingplatz in Skoura in der Nähe der Kasbah Amerhidil an. Für marokkanische Verhältnisse ist der Platz mit 10€ relativ teuer, aber er liegt praktisch und die heiße Dusche ist inclusive. Nach einer kleinen Teepause machen wir uns auf zur Kasbah. Der Wind frischt auf, so dass wir in einen mittelprächtigen Sand- bzw. Staubsturm kommen als wir das kurze Stück bis dahin laufen.
Kasbah Amerhidil
Jetzt hätte mein Berbertuch gute Dienste geleistet. Die Kasbah Amerhidil hat ein kleines Museum, bzw. sogar zwei, was uns ein wenig verwirrt hat. Aber anschließend haben wir herausgefunden, dass die Kasbah zwei Familien gehört und sie in mehrere Bereiche aufgeteilt ist. Für jeden Bereich muss man getrennt 40 DH Eintritt bezahlen. Wir sind in den Eingang rechts gegangen und haben es geschafft nur den Eintritt zu bezahlen. Der Mann am Eingang hat es zwar noch versucht uns eine Führung auf französisch auf zu quatschen, aber wir konnten ihm verständlich machen, dass wir keine Führung möchten. Hier sieht man erst wie aufwändig diese Lehmbauten Instand gehalten werden müssen. Nach jeder Regenperiode muss nachgebessert werden, da die Schichten außen abgetragen werden.
Blick auf die Oase und die bereits verfallenden Gebäudeteile
Man sieht es an den nicht renovierten bzw. laufend reparierten Gebäudeteilen. Die Kasbah besteht bereits schon seit dem 17. Jahrhundert. Unten befinden sich die Stallungen, im ersten Stock befindet sich die Küche und der Wohnbereich.
Ganz oben gibt es einen Freigang und eine schöne Aussicht auf die umgebende Oase, die zum Teil leider schon, wie in anderen Bereichen auch schon gesehen, unter dem abgesunkenen Grundwasserspiegel und somit unter der Trockenheit leidet.
Nach der Besichtigung dieses Teils der Kasbah finden wir auch den anderen Eingang. Wir ziehen weiter und schauen uns die Kasbah lieber noch ein bisschen von außen an. Der Lehmbau ist wirklich schön und aufwendig restauriert worden, das muss man anerkennen. Auf dem Weg hierher auf der Straße der Kasbahs gibt es leider viele verfallene Lehmgebäude zu sehen.
Zurück auf dem Campingplatz habe ich erst einmal das Hühnchen in seine Einzelteile zerlegt. Da können wir vier Tage von essen, so groß ist es wohl. Allmählich trudeln immer mehr Fahrzeuge ein und der Platz füllt sich ein wenig, aber es ist noch viel Raum. Es ist ganz schön nach 4 Nächten autarken Stehens sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Spät abends lässt der Wind nach und wir haben eine ruhige Nacht.
Camping Ameridil bei Skoura
Morgens setzen wir kurz die Kabine ab, um ein paar Schrauben vom Aufbau zu kontrollieren, ob die nach unserem Hüpfer in der Wüste keinen Schaden genommen haben. Auch im abgesetzten Zustand lässt sich nichts erkennen. Bernd zieht noch einmal die Schrauben mit dem in der „Werkzeugdrogerie“ neu erstandenen Ringschlüssel an, was allerdings keine große Wirkung auf das komische ab und an auftretende Knackgeräusch hat, stellen wir später bei der Weiterfahrt fest. 🥴
Noch 10 km bis nach Quarzazate. Die Provinzhauptstadt wirkt sehr aufgeräumt und sauber. Schöne große prachtvolle Gebäude und große breite Straßen, viel Banken und Geschäfte. Hier können wir sogar in einem Geschäft Alkohol einkaufen. Ich habe mich vorbereitet und die gängigsten marokkanischen Weine herausgesucht und dem Verkäufer präsentiert. Dazu noch ein paar Dosen marokkanisches Bier und ab zum Carrefour die restlichen Dinge einkaufen.
Unser Übernachtungsziel ist heute die Oase am Wasserfall Tizgui. Auf dem Wege dorthin fahren wir durch spektakuläre Gebirgszüge, die teilweise aus erloschenen Vulkanen bestehen.
Zwischen Quarzazate und Agdz
Über die nagelneue Straße fahren so einige abenteuerlich beladene LKW’s.
🫣
Die Befürchtung, dass es hier gar kein Wasserfall gibt, hat sich nicht bestätigt. Tief in einer kleinen Schlucht liegt dieses Idyll. Ein kleines Restaurant versorgt die Besucher mit leckeren Getränken und Essen. Wir haben hier einen arabischen Kaffee genossen. Unser WoMo steht oben auf dem Parkplatz und der Restaurantbetreiber versichert uns, dass wir hier eine schöne ruhige Nacht haben werden. Wir sind gespannt. Bis auf ein kleines deutsches Auto steht ab dem späten Abend auch keiner mehr hier.
Als wir uns von Fès verabschieden, sind die Temperaturen leider noch einmal gesunken. Es wird Zeit, dass wir endlich in die Sonne kommen. Dazwischen liegt allerdings das bis knapp über 3500m hohe mittlere Atlasgebirge, welches wir über die gut ausgebaute PN 13 überqueren wollen. Der höchste Punkt des Passes liegt bei 2100m Höhe. Das ist trotz der unbeständigen Wetterlage angeblich gut machbar. Wir kaufen noch einmal ordentlich im Carrefour in Fès ein und fahren Richtung Ifrane Nationalpark über Ifrane bis in die Nähe von Azrou. Diese ca. auf 1500m gelegenen Orte sind im Winter bekannt für ihren Skitourismus, wobei Ifrane besonders noble Hotels und Unterkünfte zu bieten hat. Es ähnelt, wie schon im Reiseführer beschrieben, tatsächlich eher einem Schweizer Skiort als einem marokkanischen. Neben einer weiteren privaten Eliteuniversität gibt es auch Golfresorts und sonstige Aktivitäten, die hauptsächlich reiche Marokkaner und auch Europäer anlockt. Hinter Ifrane biegen wir auf eine Nebenstrecke ab, die durch den Nationalpark verläuft. Und tatsächlich hier sehen wir zwischen den Zederbäumen die ersten Berberaffen. Mit ihrem dicken Fell sind sie gut gegen die Kälte im Winter geschützt. Sie kommen natürlich nur bis zur Straße, da sie gelernt haben, dass sie dort Futter bekommen. Es gibt immer noch einige unbelehrbare Menschen, die diese streng geschützten Tiere mit allem möglichen füttern ohne Rücksicht darauf, dass die Tiere davon krank werden. Wir füttern natürlich nicht, sondern nutzen den Umstand sie aus dem Auto heraus zu fotografieren, was bei diesem useligen Wetter ganz praktisch ist.
Berberaffe im Ifrane Nationalpark
Wir treffen auf Reitergruppen, die mit edlen Pferden durch den Schneeregen reiten. Hier sind allerlei Aktivitäten möglich. Wir wären auch noch gerne durch die Zedernwälder gewandert, aber bei dem Wetter macht das leider keine Freude. Wir suchen einen netten kleinen Campingplatz kurz vor Azrou auf, der unser WoMo mit Strom versorgt. Wir schmeißen unsere Heizung an, da die Temperaturen in der Nacht bis unter Null Grad fallen sollen. Besser ist das.
Die Gegend rund um Ifrane und Azrou ist wunderschön grün und wird landwirtschaftlich genutzt. Wir stehen mit unserem Wagen mitten zwischen den Obstbäumen. Der Platz ist sehr einfach, aber hat alles was man benötigt. Ich freue mich auf eine Dusche. Tja, leider wird das warme Wasser nur mit Hilfe von Sonnenenergie aufgeheizt, die im Moment leider ein Totalausfall ist. Das Duscherlebnis ist sehr kurz und a..kalt. Egal, es ist eine Sache der inneren Einstellung. Außerdem weckt das die Lebensgeister.
Camping bei Azrou
Am Morgen spreche ich noch kurz mit einem Mitcamper, der gerade vom Süden kommt, um sicher zu sein, dass die Passage über den mittleren Atlas frei ist. Sicher ist sicher. Aber alles kein Problem. Auf dem Weg zur Passtraße sehen wir noch weitere Berberaffen. 50 % der Population lebt hier in den Bergen.
Um so höher wir kommen, um so weißer wird es. Die ersten Schneeräumfahrzeuge kommen uns entgegen, aber die Straßen sind frei.
Ok. Alles klar!
Sobald wir auf der Südseite des Gebirges sind, ändert sich das Wetter und die Sonne kommt endlich raus. Der Bewuchs wird immer karger. In Midelt halten wir noch einmal an einem Supermarkt an, um die letzten Vorräte aufzustocken, unser Ziel ist es schließlich 2 bis 3 Tage autark am Rande der Wüste zu verbringen. Auf dem Parkplatz ist eine Frau mit mehreren kleinen Kindern, die uns ansprechen, um uns um Geld zu bitten. Das kommt leider hier des öfteren vor. Wir ignorieren sie und gehen in den Markt. Der Securitymann vom Geschäft spricht uns daraufhin an. Als wir zurück sind, steht auf mal die Polizei vor der Tür. Der Wachmann hat Bescheid gegeben und es ist direkt ein Wagen zu unserer Sicherheit gekommen. Was die Frau allerdings nicht unbedingt vertrieben hat. Sie hat uns als die Polizei weg war, erneut angebettelt.
Nachdem wir die zweite Passhöhe überwunden haben, kehren wir in einer kleinen Gîte zwischen Rich und Errachdia ein. Hier dürfen wir mit einem wunderschönen Ausblick auf die Zizschlucht und einer Palmenoase unser WoMo auf deren Grundstück parken. Abends kommen zum Abendessen und übernachten noch zwei weitere Autos hinzu. Es ist wunderbar ruhig und friedlich hier. Ein super Ort zum runterkommen.
Palmenoase vor der ZizschluchtZizschlucht vor dem Stausee
Durch den Fluss, der im Moment durch den Regen auch Wasser führt, gibt es entlang des Ufers durchgehend Palmen und durch Bewässerungssysteme fruchtbares Land. Weiter südlich wird der Oued Ziz aufgestaut. Wie man sieht ist der Stausee gut gefüllt.
Reservoir du Barrage Al Hassan Addakhil
Bis nach Merzouga ist es nicht mehr all zu weit. Jetzt noch einmal tanken und dann ab in die Düne. Warum erwähne ich das Tanken noch einmal explizit? An dieser Tankstelle in dem kleinem Dorf Er-Rachidia konnten wir sogar mit dem Handy per Apple Pay bezahlen. Oh, Wunder und das mitten im Nirgendwo.
Die erste Tankstelle mit Apple Pay, die wir gefunden haben.
Links und rechts des Weges reiht sich ein Fossiliengeschäft bzw. -ausstellung an das Nächste. Fast auf jedem zweiten Stein, den man hier umdreht kann man irgendwelche vorzeitlichen Abdrücke erkennen. Natürlich kann man damit auch Geschäfte machen. Uns ist nicht so nach toten Steinen, sondern wir möchten endlich den Sand zwischen unseren Füssen und Reifen haben. Wir wählen die etwas kleinere Straße etwas östlich, die direkt entlang der großen Sanddüne Erg Chebbie verläuft. Hier biegen wir frühzeitig in einen der vorgespurten Sand- und Schotterwege ab, in der Hoffnung einen schönen Platz in den Dünen ganz für uns zu haben. Wir wissen, rund um Merzouga ist viel los. Die meisten besseren Hotels befinden sich bereits in Arfoud oder Rissani. Von hier aus werden die Wüstentouristen dann zur Sanddüne gebracht. Das Highlight für viele Touristen sind die 4×4 Touren mit dem Auto oder als Selbstfahrer mit dem Quad oder Buggy. Damit cruisen sie durch die schöne Dünenlandschaft. Das Problem sind nicht einzelne Fahrzeuge sondern die Masse an Leuten, die das wollen und die Anbieter ziehen mit. Dann sind mir die Leute, die eine Kameltour zu den Beduinenzelten machen deutlich lieber.
Der Platz den wir uns mit Hilfe von P4Night ausgeguckt haben, ist bereits von einem großen 4×4 Truck belegt. Wir fahren erst einmal weiter und parkieren neben einem Akazienbaum. Stühle raus und erst einmal staunen.
Am Rande der Düne Erg Chebbie
Wir haben das Gefühl als wenn vor uns ein Kinofilm abläuft. Es ist noch alles so unwirklich für uns. Auf diesen Moment haben wir uns jahrelang gefreut und jetzt sind wir angekommen.
Lange bleiben wir nicht alleine. Wie in der Stellplatz App immer wieder beschrieben, kommen nach einer Weile Einheimische mit ihrem Moped vorbei und wollen einem alles mögliche verkaufen. Von allen Aktivitäten in den Sanddünen bis hin zu Schmuck, Tüchern, Geschirr usw.. Alle beide, die uns aufsuchen, sprechen sogar recht gut deutsch. Sie geben sich wirklich große Mühe, aber wir bleiben hart und wimmeln sie so freundlich wie möglich erfolgreich ab. Wir beschließen auf den anderen Platz, an dem bereits schon der Wüstentruck steht, zurück zu fahren, denn hier stehen wir etwas zu nah an der Piste. Ok, Bernd setzt kurz zurück, schlägt das Lenkrad ein und will weiterfahren und nix geht mehr. Mmh, wir haben uns doch nicht schon festgefahren? Hilft ja nicht, Schaufel raus und Keile untergelegt und mit dem richtigen Gang und Sperrdifferenzial eingelegt, geht es wieder raus aus dem Sand. Puh, man steckt schneller fest als man denkt.
OK, beim nächsten Mal vielleicht etwas Luft aus den Reifen lassen, dann klappt’s mit Sicherheit besser.
Besser den richtigen Reifendruck einstellen.
Den Platz fahren wir dann problemlos an und wir finden noch ein lauschiges Eckchen zwischen den Dünen, so dass man die Nachbarn, gar nicht sieht. Ein Pärchen mit Kind und zwei Hunden aus den Niederlanden stehen bereits seit einer Nacht hier und sind genauso wie wir, das erste Mal mit dem Fahrzeug in der Wüste. Außerdem ist es auch ganz beruhigend nicht ganz alleine zu stehen.
Unsere erste Nacht in der Wüste. 😊
Es ist noch recht frisch und nach einer kleinen Erkundungstour auf die Dünen verkriechen wir uns ins Auto, denn am Horizont tauchen dunkle Wolken auf. Das gibt es gar nicht, schon wieder Regen. Diesmal wird das Gewitter von einem kleinen Sandsturm begleitet. Wir machen erst einmal alle Schotten dicht. Es bläst gewaltig und wir sehen keine Düne mehr vor lauter Staub.
SandsturmNach dem Gewitter 🌈
Also die Farben, die der Sand bei untergehender Sonne annimmt, ist schon beeindruckend. Einfach toll. Man kann sich gar nicht sattsehen. Nach jeder Minute ändern sich die Farben.
Die Nacht ist so etwas von ruhig. Am nächsten Morgen scheint endlich die Sonne ohne jegliche Einschränkung. Keine Wolke, kein Nebel, einfach nur blauer Himmel. Wow. So haben wir es uns vorgestellt. Diesen Tag werden wir hier in vollen Zügen genießen. Etwas durch die Dünen stromern und faulenzend die Gegend betrachten. Herrlich. Hier eine Auswahl unserer Lieblingsmotive.
Die Wüste lebt, wenn man genau hinsieht.
Und dann kam an diesem Abend der Sonnenuntergang ohne vorheriges Gewitter.
Jetzt freuen wir uns noch auf den Nachthimmel. Welch ein Naturschauspiel am Rande der großen Saharawüste.
Am nächsten Morgen verlassen wir diesen traumhaften Ort. Wir fahren immer entlang der Sanddüne über die unbefestigte Nebenpiste. Es gibt einige Sandverwehungen, so dass Bernd die Stücke mit etwas mehr Schwung durchfährt. Das klappt auch gut bis dann ein etwas buckeliges Stück darunter ist und unser Husky ein wenig abhebt und wir uns erschrocken anschauen und beten: Hoffentlich ist das gut gegangen. Nach anschließender genauerer Sichtinspektion scheint unser Ford doch hart im nehmen zu sein und wir erleichtert weiterfahren können. In der Kabine war allerdings ein etwas größeres Chaos. Alles ist einmal hochgehüpft und hat sich irgendwo im Auto verteilt. Bis auf zwei Gläser ist alles heile geblieben. Das war uns eine Lehre. Immer schön langsam, wenn man nicht weiß was kommt.
Kurz vor Merzouga steuern wir den kleinen See am Rande der Stadt an. Man fährt in wenig über eine relativ entspannte Gravelpiste und kann dann bis runter zum See fahren. Die Flamingos konnte wir gegen die mittlerweile etwas wärmer gewordenen Luft nur als eine rosa Wolke erkennen. Dann höre und sehe ich noch einige Rostgänse und einen Stelzenläufer, erkennbar an seinen langen roten Beinen und einem schwarzen Rücken.
Zum Übernachten ist es uns hier zu exponiert und es kommen immer wieder Leute vorbei, die nur einmal schauen, so wie wir und dann wieder fahren. Also beschließen wir bis zum allerletzten Dorf und bis zum Ende der asphaltierten Straße und dann noch 6 km weiter zu fahren, um dort in einem Camp zu übernachten. Unterwegs kommen wir an den verschiedensten Restaurants, Hotels und sonstigen Touristenangeboten vorbei. Man kann auf Pferden und Kamelen reiten, Quads, Motorräder und 4x4Autos leihen, bzw. sie inclusive Fahrer buchen. Merzouga mit der Erg Chebbie ist der Touristenhotspot schlechthin in Marokko. Aber wovon sollen die Leute leben, wenn ihnen hier regelgerecht das Wasser abgegraben wird. Aber dazu später mehr. Wir haben Glück und im März und dazu noch während des Ramadans gibt es nur wenige Touristen. Ein paar wenige Wohnmobile, aber die sehen wir fast gar nicht, da sie wahrscheinlich alle hinter den Mauern der Kasbahs verborgen stehen. Jedesmal, wenn wir, warum auch immer, kurz anhalten, werden wir sofort eingeladen doch auf ein Camp zu fahren oder sonstige Attraktionen wahrzunehmen. Anla shukran, was soviel wie nein, Danke bedeutet.
Kamele und Berber warten auf Kundschaft
Kurz bevor wir die asphaltierte Piste verlassen und auf die unbefestigte alte Paris Dakarpiste kommen und langsamer werden, steht schon der nächste Touristenfänger auf der Straße und möchte uns in sein Camp einladen. Wir bleiben hart und fahren, wie wir es uns vorgenommen haben, bis zur großen Sanddüne bei Oazina. Hier sieht erst einmal alles wie ausgestorben aus. Vor der Kasbah steht ein Berberzelt mit verschiedenen Sitzgelegenheiten und Feuerstelle. Nachdem wir auf den Hof gefahren sind, kommt dann doch jemand und begrüßt uns. Wir können erst einmal auf dem für Wohnmobile vorgesehenen Parkplatz parken. Wir sind hier tatsächlich die einzigen WoMo-Gäste. In der Herberge scheinen noch einige Franzosen mit ihren Offroad-PKWs zu wohnen.
Nach dem Einchecken, gibt es erst einmal einen Willkommenstee. Die Kasbahs rein aus Lehm und Stroh gebaut, haben schon ihr besonderes Flair. Der Aufenthaltsraum ist durchaus für schätzungsweise 60 Leute eingerichtet. Hier muss schon mal mehr los sein.
Der Platz direkt an der Düne ist wirklich total idyllisch und es ist absolut ruhig. Nur gegen Abend kommt ein junger Motorradfahrer und fährt die Düne hinauf und viel später fast nach Sonnenuntergang kommt die restliche Truppe von der Düne runter, wo auch immer sie herkommen. Das Licht und die Abendstimmung ist wirklich phänomenal. Hinter der orangegelben Düne heben sich die schwarzen Berge ab. Das ist noch ein mal anders als bei der Erg Chebbie.
Kasbah bei Ouzina
Abends wurden nur für uns die Duschen mit einem Holzofen angeheizt, so dass wir sogar dieses Mal ganz komfortabel richtig heiß duschen konnten. Dieser Ausflug bis hierher hat sich auf jeden Fall gelohnt. Am Morgen konnte ich noch ganz in Ruhe meine Yogastunde in den Dünen abhalten. Wunderbar.
Einmal den herabschauenden Hund am Fuße der Sahara.
Heute geht es weiter wieder Richtung Norden, ein Stückchen wieder in die Richtung von der wir gekommen sind. Wir möchten noch etwas mehr über die Geschichte der offensichtlich sehr ausgetrockneten und abgestorbenen Dattelpalmen im Drâa-Tafilalet erfahren. Zunächst organisieren wir in Arfoud noch einige Lebensmittel an der Straße und fahren dann weiter bis kurz hinter Fezna. Dort findet man auf einer großen trockenen Fläche ganz viele Erdhaufen. Dieses sind die alten Artesischen Brunnen mit dem unterirdischen Kanälen, den Khetteras. Das Bewässerungssystem diente dazu das Wasser aus dem Atlasgebirge bis nach Merzouga zu leiten. Dieses System ist schon Jahrhunderte alt, aber seit langer Zeit nicht mehr wasserführend und funktionstüchtig, zumindest hier in dieser Region nicht. Denn durch die neue Landwirtschaft und die Bewässerung von Melonenfeldern und Avokadoplantagen, die extrem viel Wasser benötigen, ist der Grundwasserspiegel so gesunken, dass die alten und bewährten Bewässerungssysteme, auch die für die Dattelpalmenoasen, kein Wasser mehr führen. Deshalb sind viele der Plantagen vernichtet worden. Dabei benötigen die hier heimischen Palmen gar nicht viel Wasser.
In einem der ausgetrockneten Kettheras
Immer noch in der Erwartung an eine noch schöne Oase zu kommen, fahren wir den Campingplatz in Meski an, der direkt an der blauen Quelle mit einem natürlichem Pool und heiligen Fischen liegen soll. Tja, leider ist das Schicksal dasselbe wie in den anderen anderen Oasen auch, die Quelle ist versiegt.
Trockener Pool der versiegten blauen Quelle von Meski
Die Palmen stehen noch und sind dank einiger kräftigeren Regenfälle im letzten Jahr einigermaßen grün. Der Platz ist schön schattig und man bekommt einen wirklich ein gutes rundum Paket, wenn man möchte.
Campingplatz in Meskiunter Dattelpalmen
Wir entscheiden uns hier noch einen Tag länger zu bleiben, da wir hier unsere Wäsche waschen lassen können, für einen Preis, den wir selber bestimmen. Dazu gibt es eine hervorragende Tajine, die uns direkt ans WoMo gebracht wurde. Natürlich möchte man hier auch etwas verkaufen, bzw. tauschen. Nach der allabendlichen Teezeremonie haben wir dann eine schöne handgewebte große Berberdecke und einen Schal gegen Geld und einige Medikamente getauscht.
Tajine mit Zitronenhähnchen und Gemüse
Am Tag haben wir ein wenig die Gegend erkundet. Wir sind zu einer sehr alten ziemlich verfallenen Kasbahruine gelaufen. Von oben hat man einen herrlichen Blick auf die tiefer gelegene Dattelpalmen-Oase von Meski. Bernd ist sehr mutig und hangelt sich durch das alte zerfallene Gemäuer und ich hinterher. Bei uns wäre hier alles wegen Einsturzgefahr abgesperrt gewesen. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und es ist alles gut gegangen.
Die Fahrt von Chefchaouen nach Fès geht für uns über die RN 13. Relativ gut ausgebaut, geht es durch die Ausläufer des Rifgebirges, zügig voran. Kurz vor Fès verändert sich die Landschaft von sattem Grün zu sandigen Bergketten mit spärlichem Bewuchs.
Über die RN 13 nach Fès.
Wir peilen einen Parkplatz an, der relativ neu und direkt neben der Medina liegt. Problemlos fahren wir über die breiten Prachtstraßen von Norden aus in die Stadt. Am Parkplatz werden wir direkt von einem sehr engagierten Parkplatzwächter eingewiesen und bekommen direkt die Empfehlung, seinen Cousin für eine Stadtführung auf deutsch für den nächsten Tag zu engagieren. Der Preis ist vielleicht angemessen, uns aber zu viel.
Unser Übernachtungsplatz direkt neben der Medina in Fès.
Wir entscheiden, uns Fès auf eigene Faust zu erkunden. Also los und rein ins Getümmel. Heute ist Freitag und am Nachmittag ist es auf der Medina relativ entspannt, was die Besuchermenge angeht. Einige wenige Geschäft sind wahrscheinlich aufgrund des Ramadans geschlossen. Wir laufen einfach drauf los, zuversichtlich dass wir aus dem Labyrinth von Gassen wohl irgendwie wieder herausfinden werden. Ab und zu funktioniert auch unser GPS und es gibt sogar ein paar handgemalte Schilder zur groben Orientierung. Zudem liegt die Medina am Hang, so dass wir erst einmal nur runter gehen und wir uns ziemlich sicher sind, dass der Weg zurück wieder hoch gehen müsste. Das hat auch so ungefähr mit einigen Umwegen funktioniert.
Hier bekommt man alles, was man benötigt.
Die Souks sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt, in denen dann hauptsächlich Babouches (Pantoffeln), Kupferware, Porzellan, Leder, Kosmetik und Pflegeprodukte wie Henna zu finden sind. Eines der schönsten Eingangstore zur Medina ist das Bab Boujeloud. Hier gibt es auch gute Möglichkeiten zu sitzen und das Geschehen zu beobachten.
Bab Boujeloud in grün von hintenund in blau von vorne.
Es gibt überall Köstlichkeiten, die allerdings nicht so günstig sind wie erwartet. Liegt es daran, dass wir Touristen sind, bzw. es auch hier Handlungsspielraum gibt und wir diesen nicht genutzt haben. 🤔 Wir sind auf jeden Fall gut gesättigt zum WoMo zurückgekehrt.
Am nächsten Tag haben wir uns dann etwas besser vorbereitet in das Viertel begeben und etwas zielstrebiger die Sehenswürdigkeiten angeschaut. Da wir Samstag haben, ist diesmal richtig viel Trubel in den Gassen. Auf unserem Zettel steht als erstes das Museum Al Nejjarine auf dessen Platz ein sehr schön verzierter Brunnen steht. Leider wird er gerade restauriert und ist hinter einer Folie versteckt. In dem Museum wird alte Handwerkskunst gezeigt. Das schon von außen toll aussehende Eingangstor gehört zu einem der wenigen erhaltenen Karawansereigebäuden. Wir schauen uns nur von außen das prächtige Tor an, denn Handwerkskunst sehen wir auch in den Gassen live vor Ort.
Das prächtige Eingangstor zum Handwerksmuseum Al Nejjarine.
Von dort gehen wir weiter zu einem Aussichtspunkt auf einen Innenhof einer Gerberei. Erst geht es durch ein Lederwarengeschäft über mehrere Etagen nur mit Lederware. Oben auf der Terrasse angekommen, strecken wir unseren Kopf und somit auch unsere Nasen über das Geländer. Hölle, welch ein Geruch. Es wird mit Hilfe von aus Pflanzen gewonnen Tanninen gegerbt und anschließend mit Taubenkot behandelt, um das Leder geschmeidig zu machen. Wir können froh sein, dass wir nicht im Hochsommer hier sind. Das muss unerträglich sein, vor allen für diejenigen, die hier arbeiten.
Links Töpfe mit Farben aus Pflanzen und Mineralien und rechts die Gerbwannen
Immer noch den Geruch in der Nase gehen wir hinter einer Gruppe Touristen her mit ihrem Stadtführer voran. Somit finden wir auch die größte und älteste Moschee in Fès, die Al-Qarawīyīn Moschee. Ihr angeschlossen ist die älteste Universität der Welt. Wir dürfen als Nicht-Muslime nicht hinein, aber die Türen stehen auf und es ist erlaubt Fotos zu machen.
HaupteingangsportalWaschbeckenGebetsraum
Da wir nicht hinein dürfen, möchten wir wenigstens einen Blick von oben erhaschen. Gegenüber gibt es ein Gebäude von dem es angeblich möglich sein soll. Ein Local zeigt uns direkt sehr hilfsbereit, wo es hinaufgeht. Wieder geht es durch ein Geschäft mit etlichen Etagen, verwinkelt bis in die oberste Etage. Hier landen wir auf einer Dachterrasse ohne Geländer, die für die Aussicht genutzt wird, aber mit Sicherheit nicht der offizielle Ausguck ist. Eifrig erzählt uns der selbsternannte Guide etwas über die Universität und die Moschee und zeigt uns die Moschee Andalous in einem anderen Viertel in der Ferne. Die Aussicht ist fantastisch und wir erfahren noch etwas über das, was wir sehen. Natürlich ist dieser Service nicht gratis. Es ist hier ein Geben und Nehmen. Wir finden es hat sich gelohnt.
Al-Qarawīyīn Moschee
Um aus der Medina herauszukommen, gehen wir durch das Kupferviertel und an noch weiteren Gerbereien vorbei, man riecht es deutlich. Immer wieder versuchen uns die selbsternannten Guides den Weg zu ihren Gratis Terrassen zu zeigen und wollen dann aber für das Zeigen des Weges Geld haben, obwohl man den Weg sicherlich selbst gefunden hätte, aber dazu wird einem gar nicht die Gelegenheit gegeben. Wir wimmeln sie alle erfolgreich ab und gelangen dann in ein Wohnviertel, welches ziemlich heruntergekommen aussieht. Von außen sieht man die zum trocknen über die Mauern hängenden gegerbte Felle. Der Fluss dahinter sieht ziemlich milchig aus. Ich denke, es sind die Abwässer aus der Gerberei.
Felle aus der GerbereiEine ziemlich stinkende Brühe.
Jetzt müssen wir erst einmal den Geruch aus der Nase bekommen. Wir laufen quer durch die Medina, mittlerweile klappt es schon ganz gut mit der Orientierung, um zu unserem Parkplatz zu gelangen für ein kleines Mittagspäuschen in unserem WoMo. Der Parkplatz ist wirklich fantastisch zentral. Nach dem Regenschauer gehts zum Königspalast. Erstaunlich wieviel Patz rundherum um die Medina ist. Wir laufen über große Plätze und landen schließlich im jüdischen Viertel. Es gibt hier noch ca. 50 jüdische Marokkaner mit einer eigenen Synagoge.
Am Ende gelangen wir auf dem Vorplatz des Königspalastes.
Königspalast
Auf dem Rückweg geht es entlang der neuen Universität mit angeschlossener Highschool.
Universitäteingang undGebäude
Die Tage in Fès waren sehr eindrucksvoll, aber auch anstrengend. In der Nacht war der Muezzin besonders eifrig und fing schon gegen halb vier mit seinen Gebeten an. Dann folgten die Kanonensalven und weitere Gebete. Den Sinn der Schüsse erschließt sich mir für den so frühen morgen nicht wirklich. Nachdem man wieder eingeschlafen war, legte dann urplötzlich ein Esel mit seinem Gewieher los. Das kannten wir aus der ersten Nacht deutlich ruhiger. Egal, das gehört irgendwie dazu. Wir haben Urlaub und heute gehts ab in die Berge und in die Kälte 🥶. Unser Ziel ist Azrou im mittleren Atlasgebirge.
Die 10 Uhr Fähre zu nehmen, war eine gute Entscheidung. Der Sturm hat sich etwas gelegt und es regnete nur noch ab und zu schauerartig. Bis wir aber auf die Fähre fahren konnten, verging allerdings einige Zeit. Immer wieder wurden Papiere, Ausweise etc. kontrolliert. Das Verladen ging dann relativ zügig. Die Überfahrt dauerte ca. 1,5 Stunden. In dieser Zeit stempelte ein Grenzbeamter alle Pässe im Rekord. Das dauerte die gesamte Überfahrt, wobei wir die gesamte Fahrt hinter einer Gruppe Chinesen in der Warteschlange standen. Die Zeit haben wir für ein paar interessante Gespräche mit einigen Mitreisenden nutzen können. Einige von denen haben eine geführte 4-6 wöchige Wohnmobiltour gebucht, während andere, so wie wir, auf eigene Faust das Land erkunden.
Ab auf die Fähre nach MarokkoGibraltar wolkenverhangen
Wir kommen gefühlt 2 Stunden später als geplant an und sind froh, dass wir die ganze Prozedur nicht gestern Abend gemacht haben. Wenn das Schiff überhaupt gefahren ist, viele Fähren sind wegen des hohen Seegangs nämlich gar nicht an dem Hafen gekommen, wären wir erst gegen Mitternacht in Marokko angekommen. So ist es uns lieber, so können wir uns nach dem Gruppenröntgen der Fahrzeuge und der Zollabfertigung direkt auf den Weg in das Abenteuer Marokko machen.
Der LKW rechts fährt an der Autoschlange entlang und röntgt jedes Fahrzeug, natürlich ohne Passagiere.
Wir schlagen den Weg Richtung Chefchaouen über Tetouan entlang der Mittelmeerküste ein.
Immer auf der RN 16 bis Tetouan
Was uns auf der Fahrt auffällt, ist die unglaublich hohe Anzahl der Verkehrskontrollen durch unterschiedliche Polizeiinstanzen. Immer wieder passieren wir verengte Bereiche, an denen Fahrzeuge kontrolliert werden. Wir werden immer sehr höflich durchgewunken. Das Küstendorf Fnideq, in der Nähe der spanischen Enklave Ceuta, wirkt wie ein Hochsicherheitsgebiet. Nach Recherchen habe ich herausgefunden, dass von hieraus immer wieder sogenannte Massenfluchten über die Grenze nach Ceuta stattfinden. Häufig sind es junge Marokkaner, die versuchen illegal nach Spanien zu gelangen. Einige versuchen sogar schwimmend dorthin zu gelangen, was mich ein wenig an einige DDR-Fluchten erinnert. Der Strandabschnitt ist mit Absperrgittern umgeben und gar nicht mehr zugänglich. Um so weiter wir uns von dem Gebiet entfernen, um so weniger offensichtliche Polizeipräsenz gibt es.
Da es schon fast später Nachmittag ist, suchen wir einen bei Park4Night geposteten Parkplatz in der Innenstadt von Tetouan auf. Wir wurschteln uns durch den recht dichten Verkehr mitten durch die Stadt. Es regnet mal wieder und viele Fußgänger versuchen noch ein Taxi oder eine sonstige trockene Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Somit steht auch ständig der Verkehr still, da Leute ein und aussteigen. Na ja, irgendwie schaffen wir uns durch das Gewusel. Nur ist der Parkplatz nicht ganz nach unserem Geschmack. Total schräg und irgendwie nicht sehr einladend, da ziemlich viel Verkehr drumherum fährt. Auch macht es keinen Sinn bei strömendem Regen durch die Stadt zu laufen. Also entscheiden wir uns weiter Richtung Chefchaouen zu fahren. Auf dem Weg dorthin fahren wir an einem Parkplatz vorbei, der etwas einladender ist. Hier steht bereits ein großer 4×4 Wüstentruck, so dass wir uns ihm anschließen können. Es ist ein besseres Gefühl die erste Nacht nicht ganz alleine zu verbringen.
Abendstimmung in Tetouan am Oued Martil
In der Nacht waren wir nicht ganz alleine. Bis um 2 Uhr nachts war reger Betrieb auf dem Parkplatz. Es wurde telefoniert, gequatscht und diskutiert. Für uns interessierte sich Gott sei Dank niemand. Irgendwann war dann Ruhe auf dem Platz und ich konnte dann doch noch ein paar Stündchen schlafen. Ein bisschen aufregend war es schon, obwohl wir das aus anderen Ländern kennen, aber dieses war nunmal die erste Nacht in Marokko.
Am nächsten Morgen scheint endlich mal wieder die Sonne. Nach einem kleinen Schnack mit dem Nachbarn, der mit seiner Frau in diesem Truck seit längerem ausschließlich wohnt und durch die Weltgeschichte reist, fahren wir über eine Nebenstrecke durch den Tallasemtane Nationalpark durch das Riffgebirge. Es ist alles wunderschön grün. Hier gibt es wenig Tourismus, die Dörfer sind sehr einfach und es sind immer wieder Kinder am Straßenrand, die uns zuwinken und wollen, dass wir anhalten, um etwas zu kaufen oder auch etwas von uns zu bekommen. Leider gehen viele Kinder im ländlichen Bereich trotz der Schulpflicht nicht zur Schule, obwohl sie es könnten. Nur sind diese Schulen auf dem Land häufig nur sehr dürftig bis gar nicht ausgestattet. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Regierung hat es zwar auf dem Zettel, aber die Frage ist, wann und wie.
Eine beeindruckende Schlucht in dem Nationalpark Tallasemtane.
Gegen Mittag fahren wir in Chefchaouen auf den einzigen Campingplatz. Wir entscheiden uns schnell für einen Platz oberhalb am Ende des Platzes. So haben wir einen guten Blick auf das Geschehen unten, wo sich die größeren Womos Seite an Seite kuscheln.
Gute Übersicht.
Am späten Nachmittag gehen wir runter in die alte Medina von Chefchaouen. Ca. 10 Minuten Fußweg über eine Treppe durch einen Park gelangen wir schnell ins blaue Häusermeer und durchstreifen staunend die Souks. Wir sind total geflasht von dem Farbenmeer. Eine Gasse ist schöner als die andere. Unten ein kleine Auswahl.
Nach einer Stärkung an der Kasbah laufen wir noch ein wenig durch die Gassen bis plötzlich eine Sirene heult und der Sonnenuntergang und das Fastenbrechen am Abend mit einem anschließendem Gebet von dem Muezin eingeläutet wird. Es ist sehr lustig zu sehen, wie alle vor ihren gefüllten Tellern und Gläsern sitzen und warten bis sie endlich anfangen können zu essen und zu trinken.
Die Kasbah mitten in der Medina.
Auf einmal sind alle Gassen leer. Die Geschäfte sind alle geschlossen und der Abend beginnt für die Einheimischen. Im Dunkeln wirkt es noch einmal anders. Wir können uns gar nicht sattsehen an diesem blau.
Die Medina am Abend.
Wir steigen die 100 Höhenmeter über die Stufen wieder hoch zurück auf unseren Campingplatz. Mittlerweile ist der Platz bis auf den letzten Winkel zugestellt mit Fahrzeugen. Jetzt müssen wir erst einmal die ganzen Eindrücke verarbeiten.
Den nächsten Tag gehen wir langsam an. Die Sonne will so recht nicht rauskommen. Aber das Warten lohnt sich. Gegen 11 Uhr gewinnt sie die Oberhand. Bei strahlendem Sonnenschein umrunden wir heute die Medina und kommen an der Stromschnelle Ras El Maa vorbei. Hier an dem kleinen Wasserfall wird sogar noch von einigen Frauen die Wäsche per Hand gewaschen.
Wasserfall Ras El Maa mit Waschhaus.
Wir gehen die Straße weiter runter und wir finden immer wieder neue Perspektiven auf die tolle blaue Stadt.
Chefchaouen – die blaue Stadt
Auf dem Weg zur Neustadt laufen wir immer wieder durch herrlich bunte Wiesen.
Calendulaund BorretschSpanische Moschee
In der Neustadt erledigen wir noch ein paar Einkäufe, so dass wir uns heute Abend mal wieder selber verköstigen können. Ein schöner entspannter Tag mit Blick von außen auf die Medina ohne großen Touristenrummel.
Marokkanisches Hähnchen.
Welch ein schöner farbenfroher Start ins uns noch unbekannte orientalische Marokko. Wir freuen uns schon auf weitere Erlebnisse und sind jetzt schon beeindruckt von der Vielfalt des Landes nach nur zwei Tagen.