Über Estlands Küste nach Lettland in den Gauja Nationalpark

Dank der staatlichen Forstbetriebe gibt es sowohl in Estland als auch in Lettland tolle freie Zelt- und Grillplätze. Diese sind zum Teil auch uns Womo-Fahrern zugänglich. Die Anfahrten sind manchmal etwas abenteuerlich, aber für die meisten nicht so zu großen Fahrzeuge machbar. Kurz vor der lettischen Grenze steuern wir noch einmal einen solchen Platz an. Da wir hier mitten in der Woche aufschlagen, gibt es nicht so viele Gäste und wir bekommen einen Premium-Platz mit Grillstelle direkt am Strandzugang. Der Strand ist leer und das Wasser herrlich warm.

Kurz hinter dem Grenzübergang stolpern wir über einen Alkohol Outlet. Eigentlich wollten wir unsere Lebensmittel auffüllen, aber davon gab es in diesem speziellen Geschäft nicht so viel.😉 Dafür aber alle möglichen alkoholischen Getränke zu wirklich guten Preisen. Das nutzen viele Finnen und Esten, die sonst viel höhere Preise gewohnt sind.

🤪

Im Gauja Nationalpark angekommen füllen wir erst einmal an einer von Einheimischen rege frequentierten Wasserquelle unseren Frischwassertank auf.

Eimer für Eimer …

Dann noch ein kurzer Besuch der Sarkanãs Felsen, einer der roten Sandstein Felswände des Urstromtals der Gauja.

2 Kilometer auf einer Schotterpiste weiter, teilweise streift unser Womo der ein oder andere Ast, erreichen wir einen traumhaften Wasserwander Rastplatz. Bis auf ein paar wenige Besucher am Abend bleiben wir ganz alleine. Stille.😀

Die Gauja

Am nächsten Morgen holen wir noch einmal Flip und Flop von Dach und paddeln 5 km stromaufwärts, was bei der geringen Fließgeschwindigkeit kein großes Problem ist, zum Adlerfelsen.

Eine kurze Rast und dann geht es wieder flussabwärts.

Ab dem Mittag treffen wir noch einige wenige andere Paddler und Floßfahrer, die die Landschaft auf dem gemächlich dahinfließenden Fluss mit uns genießen. Das ist Entschleunigung.

Zum späten Nachmittag schaffen wir noch einen kurzen Besuch der sehr sehenswerten kleinen Stadt Cêsis und ihrer mittelalterlichen Burg.

Schönen Plätzen und gepflegten Parkanlagen
Einer außen frisch restaurieren Kirche
und vielen teilweise restaurierten aber auch verfallenen alten Holzhäusern
und einem sensationellen Restaurang.

Für die Nacht suchen wir uns flussabwärts einen weiteren Wasserwanderer Platz. Tja, es ist Freitagabend und wir haben Pech, einige feierfreudige Letten haben sich hier niedergelassen und bis in die Morgenstunden mit lauter Musik und Gejohle Party gemacht. Da aber unsere Anfahrt Dank einiger Unstimmigkeiten im Navi schon sehr abenteuerlich durch den Wald führte und wir keinen Lust auf weiteres Stellplatzsuchen hatten, sind wir geblieben und haben die Nacht Dank Ohrstöpsel gut überstanden.

Von der Küste Estlands ins Hochmoor im Soomaa-Nationalpark

Das Wetter ist genau richtig für den Wechsel von der Küste ins Inland. Etwas regnerisch und ein wenig windig, so empfängt uns das Moor. Auf dem Parkplatz des Nationalpark-Infocenters können wir entspannt stehen und abends noch auf den Biberpfad gehen. Die Spuren der Biberfamilie sind deutlich sichtbar, noch sicht- und spürbarer sind allerdings die Bremsen und Mücken, die um uns herum schwirren.

Die Wege sind alle bestens mit Bretterstegen präpariert.
Hier haben die Biber ganze Arbeit geleistet.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Wanderparkplatz des Ingatsumoorwanderpfads. Der Weg ist nicht sehr lang, aber sehr abwechslungsreich. Erst geht es durch den Wald, um dann ein paar Stufen ins Hochmoor aufzusteigen. Vom Aussichtsturm hat man einen schönen Blick über die große Hochmoor-Ebene. In zwei der Moorseen hat man sogar Badeleitern installiert. Ich konnte es mir nicht verkneifen dort ins Wasser zu steigen. Durch die dunkle Farbe ist das Wasser angenehm temperiert.

Während der sogenannten 5. Jahreszeit, die Zeit nach der Schneeschmelze, gibt es in den tiefer gelegenen Regionen regelmäßig geführte Kanutouren, eine echte Attraktion in Estland. Erwähnenswert sind noch zwei tierische Begegnungen, die eigentlich viel seltener sind als Elch und Co und zwar lief uns bei der Anfahrt zum Moor ein Goldschakal über den Weg und während unserer Hochmoor Wanderung ein Fischotter. Welch eine freudige Überraschung. Das tröstet ein wenig über die nicht gesehenen Ringelrobben und Elche hinweg.

Rummu quarry eine skurrile Badelandschaft

Auf dem Weg zur Westküste liegt ungefähr auf der Hälfte des Weges ein altes Kalkabbaugebiet. In Kombination mit einem Gefängnis war es bis 1970 eher ein Arbeitslager. Nach der Schließung des Gefängnisses wurde auch der Kalkabbau eingestellt. Viele Teile des Werkes wurden geflutet, so dass dadurch eine skurrile Kulisse entstanden ist. Ein Pächter wurde gefunden, der daraus eine Eventlocation mit Bade-, Paddel- und Tauchmöglichkeiten gemacht hat. Man kann auch noch auf den Resten der Kalkberge herum klettern, was aber nicht ganz ungefährlich ist.

Eine schmale Rinne zum Abstieg.
Die Ruinen sind Wassersprungtürme.

Nach diesem sehr lohenswerten Zwischenstopp fahren wir zu einem etwas größerem Strandparkplatz in der Nähe von Nõva. Hier sind wir nicht alleine, aber es ist Platz genug, so dass sich alles gut verläuft und keiner den anderen stört. Das Wasser in der Ostseebucht ist herrlich klar und gar nicht so kalt, so dass ich nach meiner morgendlichen Joggingrunde ein erfrischendes Bad nehmen konnte.

Standplatz mit direktem Meerzugang. 👍

Über den finnischen Meerbusen nach Tallinn

Jetzt heißt es Abschied nehmen von Finnland. Mit der Finlandia fahren wir innerhalb von 2 Stunden von Helsinki nach Tallinn. Düstere Wolken umhüllen Helsinki bei unserer Abfahrt.

Bei unserer Ankunft in Tallinn scheint dann wieder die Sonne.

Wir haben nicht viel Zeit verschwendet, um uns einen Platz außerhalb zu suchen. Kurz hinter dem Fährhafen ganz in der Nähe der Tallinner Altstadt gibt es neben der alten City Hall einen günstigen Parkplatz.

Sogar mit etwas grün drumherum.
Die alte Stadthalle jetzt eine Bauruine,
aber ideal als Aussichtspunkt.

Vom Hunger getrieben, gehen wir durch die schöne mittelalterliche Stadt. Wir kommen auch an der russischen Botschaft vorbei, an der es ein entsprechendes Statement zum Ukraine Krieg gibt. Immer unter der Aufsicht der estnischen „Politsei“.

Katharinengasse

Gegenüber der polnischen Botschaft kehren wir passend zum Thema in ein Restaurang ein, welches das passende Essen anbietet. Alles was auf der Karte steht, ist nach mittelalterlichen Rezepten zubereitet, selbst das Bier. Das Essen war sehr außergewöhnlich, aber sehr lecker, das Bier allerdings mit Honig oder Zimt eher gewöhnungsbedürftig.

Sogar die Verkleidung stimmt.

Nach einer ruhigen Nacht streifen wir noch einmal ohne einen knurrenden Magen durch die Stadt. Viele Schaufenster sind liebevoll dekoriert. Anschauen und fotografieren gratis. 😉

Alles aus Marzipan.
Riesenrad fahrende Kaffeetassen.
Gefilzte Figuren

Viele Kirchen und eine perfekt erhaltene Stadtmauer prägen das Stadtbild.

Teilweise begehbar.
Rechts die dicke Margarethe, der größte und wehrhafteste Turm.
Eine russisch orthodoxe Kirche.
Vom Domberg aus gesehen.
Der Rathausplatz

Nach drei Tagen Hauptstädte besichtigen, zieht es uns nun wieder in etwas weniger besiedelte Gebiete, dafür soll Estland ja bekannt sein.